Die Menschheitsgeschichte ist übersät mit einem Kampf der Geschlechter, der für die Entwicklung der Menschheit notwendig war und ist. Die gegenseitige Unterdrückung brachte viel Leid und Schmerz aber auch zahlreiche konstruktive Errungenschaften. Es benötigte Jahrtausende bis in der kabbalistischen Tradition über den weiblichen Aspekt Gottes schriftliche Zeugnisse verfasst werden durften. Von den ersten Veröffentlichungen des kabbalistischen Werks Zohar im 13. Jahrhundert benötigte es noch einige Jahrhunderte zur gesetzlichen als auch politischen Gleichstellung von Mann und Frau. Im Zohar wird der weibliche Aspekt Gottes als “Schechinah” (göttliche Gegenwart) bezeichnet. Viele biblische Aussagen, die missverstanden und falsch interpretiert wurden, waren hauptverantwortlich für eine religiöse und gesellschaftliche Disharmonie in der Beziehung von Mann und Frau.
Es scheint für die Klarstellung hilfreich die biblischen Zuordnungen zu berücksichtigen. Der biblische und androgyne Adam ist ein Symbol für die gesamte Menschheit. Aus diesem himmlischen Menschen wurde der weibliche Aspekt geschaffen, der „Eva“ genannt wird. Eva ist der Höhepunkt in der Schöpfungsschichte um „Gemeinschaft“ und Vereinigung im höchsten Ausmaß erfahrbar zu machen. Durch die Sünde fielen Adam und Eva aus dem Paradies (Garten Eden) und ihnen wurde der Zugang zum Baum des Lebens versperrt. Durch Gottes Gnade wurde dem gefallenen Adam der lichtvolle Erzengel Raziel zur Seite gestellt. Dieser Erzengel der Weisheit unterwies Adam den majestätischen Weg der 32 Pfade des Lebensbaums. Dies stellt die symbolische Pilgerreise der Seele dar und ist die Geburt der Mysterientradition. Diese verborgene Tradition wird seither sicher durch authentische Mysterienschulen bewahrt.
Seit Jahrtausenden wird der Einweihungsweg der hermetischen Kabbalah auf den Pfaden des Lebensbaums von würdigen und berufenen Aspiranten beschritten. Es benötigte Jahrtausende bis die Menschheit die Reife aufwies, um die Gleichstellung von Mann und Frau zu erstreben. Seit einigen Jahrhunderten fühlen auch Aspirantinnen den inneren Ruf um diesen Weg zu beschreiten. Es dauerte einige Jahrhunderte bis ausreichend vorbereitete und seelisch reife Aspirantinnen geschult werden konnten, damit der nächste Schritt in der Entwicklung von Mann und Frau verwirklicht werden konnte.
Zu Beginn war dieser hermetisch-kabbalistischer Einweihungsweg nur Männern vorbehalten. In den letzten Jahrhunderten öffneten im Verborgenen einige Tempel ihre Tore um auch Frauen auf den hohen Stufen des Lebensbaums einzuweihen – mit dem Ziel sie solange dabei zu unterstützen, bis sie selbst einen ebenbürtigen Einweihungsweg beschreiten können. Einige Tempel wirkten weiterhin ausschließlich mit rein männlichen Mitgliedern, andere wiederum ermöglichten sowohl Frauen als auch Männern den Pfad der Rückkehr gemeinsam zu beschreiten. In unserem Jahrtausend begannen die ersten autonomen weiblichen Einweihungstempel ihren Dienst in der westlichen Mysterientradition. Somit konnte die notwendige Gleichstellung von Mann und Frau auf dem Einweihungsweg der Mysterientradition verwirklicht werden. Sowohl Frauen als auch Männer beschreiten seitdem einen ebenbürtigen Einweihungsweg in ihren Tempeln. Sie verwenden die gleichen kraftvollen und wirksamen Werkzeuge und das gleiche System von Einweihungsriten mit dem Ziel das bewusste Ebenbild Gottes, gesegnet sei Er, in all Seiner Güte, hier auf Erden zu manifestieren.