Die Sexualität ist ein geschlechtlicher Vorgang, den man als das Gegenprinzip von Zellteilung bezeichnen könnte. Bei einer Zellteilung teilt sich der Zellkern in sich selbst in zwei Zellkerne auf. Das heißt, aus EINS wird ZWEI.
Die Trennung findet aber eingeschlossen im Inneren der Zelle statt, die dann weiterhin die zwei voneinander getrennten Zellkerne beinhaltet und umschließt.
Diese zwei Zellkerne haben ebenso die Fähigkeit, sich wiederum zu teilen, also sich ständig zu verdoppeln. Dabei findet zwar in der ursprünglichen Zelle Teilung um Teilung statt, aber gleichzeitig sind doch alle Zellkerne miteinander in Kontakt, da sie sich ja immer noch in der ursprünglichen Zelle befinden.
Die Sexualität ist genau der umgekehrte Vorgang: Voneinander scheinbar getrennte Zellkerne verschmelzen wieder miteinander, fusionieren durch den Wunsch und die Sehnsucht nach Einheit, die in jeder lebendigen Zelle vorhanden ist.
Wenn zwei Menschen sich lieben, verspüren sie den Wunsch in sich, sich zu vereinigen, sich gegenseitig zu fühlen, zu hören, zu schmecken, zu sehen und zu riechen. Dafür hat Gott dem Menschen die Sinne gegeben. Ein liebender Mensch fühlt seinen eigenen Körper und ist EINS mit ihm. Genauso kann er andere fühlen, was man als Mitgefühl bezeichnet.
Je abgestumpfter die Sinne sind, desto weniger fühlt ein Mensch sich selbst und auch andere. Er kann sich nicht in sie hineinversetzen und verstehen. Das heißt, wenn die göttliche Energie – auch Liebe genannt – im Menschen nicht mehr im ganzen Körper zu spüren ist, sondern nur noch im Unterleib (in den Fortpflanzungsorganen), dient die Sexualität nur noch dem Erhaltungstrieb der körperlichen Formen. Erlischt auch diese Energie im Menschen, nimmt er sich als komplett getrennt von Gott wahr und von Allem, was ist.
Sind ein spiritueller Weg und Sexualität vereinbar? Wer den spirituellen Weg beschreitet, tut dies aus dem Wunsch nach Liebe, nach Einheit, und weil er sich selbst und andere spüren möchte. Die Sexualität mit einem Partner zu vollziehen, der sich dessen nicht bewusst ist und diese heilige Energie in seinem Unterleib nur als einen Druck wahrnimmt (dem er wiederum Ausdruck verleihen möchte), ist für viele spirituelle Menschen unbefriedigend. Diese Art und Weise ist reine körperliche Befriedigung, aber keine seelische.
Fühlen beide Partner dasselbe, ist die gelebte Sexualität ein heiliger Akt, der die beiden durch die Vereinigung wieder der EINHEIT – dem Göttlichen – näherbringt, sie zum Göttlichen erhebt.
In der Natur kann man überall den Akt der Sexualität beobachten. Zum Beispiel wenn eine Apfelblüte von einer Biene befruchtet wird, damit daraus ein Apfel, eine Frucht entstehen kann.
Die Sexualität ist weder positiv noch negativ, sie ist die Energie, die Schöpfung ermöglicht. Jeder Mensch bestimmt für sich selbst, wie er damit umgeht. Abhängig der Reife des Menschen, wird sich diese Energie auf unterschiedliche Art und Weise im Leben ausdrücken.
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