Von der Zusammenkorporierung der Sternen
Das 24. Kapitel
Von der Zusammenkorporierung der Sternen
Als nun der ganze Leib der Natur in der Räumlichkeit dieser Welt gleichwie im harten Tode erstattet war und doch das Leben darinnen verborgen war, so bewegete Gott den ganzen Leib der Natur dieser Welt am vierten Tage und gebar aus der Natur aus dem aufgegangenen Lichte die Sternen. Denn das Rad der Geburt Gottes bewegete sich wieder, wie es von Ewigkeit getan hatte.
2. Es hat sich zwar wohl am ersten Tage beweget und die Geburt in dem Leibe der verderbten Natur angefangen, denn am ersten Tage hat sich das Leben vom Tode entschieden, und am andern Tage ist eine Feste dazwischen geschaffen worden, und am dritten Tage ist das Leben durch den Tod gebrochen. Denn da ist das Licht durch die Finsternis gebrochen und hat den toten Leib der Natur grünend und beweglich gemacht.
3. Denn am dritten Tage hat sich der Leib der Natur also hart geängstet bis sich das Liebefeuer hat in dem Tode angezündet. Und ist das Lebenslicht durch den erstatteten Leib des Todes gebrochen und hat aus dem Tode gegrünet. Es ist aber am dritten Tage nur im Feuerschracke gestanden, davon die Beweglichkeit ist entstanden.
4. Am vierten Tage aber ist das Licht aufgangen und hat seinen Sitz in das Haus des Todes gemacht, welches doch der Tod nicht kann begreifen. So wenig als die strenge Geburt Gottes, welche im innersten Kerne stehet, davon das Leben entstehet, kann die Sanftmut ergreifen, so wenig kann auch die tote Finsternis dieser Welt das Licht der Natur ergreifen, sowohl auch kein Teufel.
5. Sondern das Licht scheinet durch den Tod und hat ihm seinen königlichen Sitz mitten im Hause des Todes und des Zornes Gottes gemacht und gebäret ihm einen neuen Leib Gottes aus dem Hause des Zornes, der ewig in der Liebe Gottes bestehet, dem alten angezündeten in der äußersten Geburt unbegreiflich.
6. Nun fragest du, wie soll ich das verstehen? Ich kann dirs wohl nicht in dein Herze schreiben, denn es ist nicht jedermanns Verstand und Begreiflichkeit, vorab wo der Geist im Hause des Zornes stehet und nicht mit dem Lichte Gottes inqualieret. Ich will dirs aber in irdischen Gleichnissen zeigen, ob du möchtest ein wenig in tiefen Sinn kommen.
7. Siehe an einen Baum, der hat von auswendig eine harte, grobe Schale, die ist tot und erstarret. Doch ist sie nicht ganz im Tode, sondern in der Ohnmacht, und ist ein Unterscheid zwischen ihr und dem Leibe, so unter der Schalen wächset. Der Leib aber hat seine lebendige Kraft und bricht durch die verdorrete Schalen aus und gebäret ihm viel schöner junger Leiber, welche doch alle in dem alten Leibe stehen.
8. Aber die Schale ist wie ein Tod und kann das Leben des Baumes nicht ergreifen, sondern hänget ihm nur an und ist eine Decke des Baumes, in welcher die Würmer nisten und zerstören dadurch endlich auch den Baum.
9. Also ist auch das ganze Haus dieser Welt. Die äußerliche Finsternis ist das Haus des Zornes Gottes, darinnen wohnen die Teufel, und ist recht das Haus des Todes, denn das heilige Licht Gottes ist darinnen erstorben.
10. Der Leib aber dieses großen Hauses, welcher unter der Schalen der Finsternis verborgen lieget, der Finsternis unbegreiflich, der ist das Haus des Lebens, darinnen Liebe und Zorn miteinander ringen.
11. Nun bricht die Liebe immer durch das Haus des Todes und gebäret heilige, himmlische Zweige in dem großen Baurne, welche im Lichte stehen. Denn sie grünen durch die Schale der Finsternis, gleichwie der Zweig durch die Schale des Baumes, und sind ein Leben mit Gott.
12. Und der Zorn grünet auch in dem Hause der Finsternis und behält manchen edlen Zweig durch seine Infizierung in dem Hause der Grimmigkeit, im Tode gefangen.
13. Das ist nun die Summa oder der Inhalt der siderischen Geburt, davon ich hie schreiben will.
14. Nun fraget sichs: Was sind die Sternen oder woraus sind sie worden? Sie sind die Kraft der sieben Geister Gottes. Denn als der Zorn Gottes durch die Teufel in dieser Welt angezündet ward, so ward das ganze Haus dieser Welt in der Natur oder äußersten Geburt gleich wie im Tode erstarret, davon die Erde und Steine sind. Als aber derselbe harte Abraum zusammen auf einem Klumpen getrieben ward, so ward die Tiefe lauter, aber ganz finster, denn das Licht darinnen war im Zorne erstorben.
15. Nun aber konnte der Leib Gottes dieser Welt nicht im Tode bleiben, sondern Gott bewegte sich mit seinen sieben Quellgeistern zur Geburt.
16. Du mußt aber diese hohe Ding recht verstehen. Das Licht Gottes, welches ist der Sohn Gottes, sowohl auch der Hl. Geist, ist nicht erstorben gewesen, sondern das Licht, welches von Ewigkeit ist aus dem Herzen Gottes gangen, und die Natur, welche aus den sieben Geistern geboren wird, erleuchtet hat, das ist aus der hart-verderbten Natur gewichen. Davon ist die Natur dieser Welt mit ihrer Begreiflichkeit im Tode blieben und kann das Licht Gottes nicht ergreifen, sondern ist ein finster Haus des Teufels.
17. Nach diesem hat Gott am vierten Tage der Schöpfung das ganze Haus dieser Welt mit den Qualitäten wieder neugeboren, und hat die Quellgeister gestellet in das Haus der Finsternis, auf daß er ihm wieder einen neuen Leib daraus gebäre zu seinen Lob und Ehren.
18. Denn sein Vornehmen war, daß er wollte wieder ein ander englisch Heer schaffen aus diesem Hause, das sollte also getan sein: Er wollte schaffen einen Engel, welches war Adam, der sollte aus sich gebären seinesgleichen Kreaturen, die da besäßen das Haus der neuen Geburt. Und in Mitte der Zeit sollte ihr König aus dem Leibe eines Menschen geboren werden und das neugeborne Reich als ein König dieser Kreaturen besitzen anstelle des verdorbenen und verstoßenen Luzifers.
19. Unter Vollziehung dieser Zeit wollte Gotte dieses Haus mit seinen Qualitäten als ein königlich Regiment schmücken und denselben Quellgeistern das ganze Haus einräumen, damit sie in dem Hause der Finsternis und des Todes wiederum Kreaturen und Bildnisse herfürbrächten, wie sie von Ewigkeit getan hatten, bis da vollendet würde das ganze Heer der neugeschaffenen Engel, welches waren die Menschen. Alsdann wollte Gott den Teufel in das Haus der Finsternis in eine enge Hölle verriegeln und das ganze Haus in seinem Lichte wieder anzünden bis auf die Hölle des Teufels.
20. Nun fraget sichs: Warum hat ihn nicht Gott bald verriegelt, so hätte er nicht so viel Unglück angerichtet? Siehe, das war Gottes Vorsatz und der mußte auch bestehen, daß er ihm aus der verderbten Natur der Erden wollte wieder ein englisch Heer erbauen, verstehe: einen neuen Leib, der in Gott ewiglich bestünde.
21. Es war mit nichten Gottes Meinung, daß er die ganze Erde wollte dem Teufel zu einem ewigen Wohnhause geben, sondern nur den Tod und die Grimmigkeit der Erden, den der Teufel dreingebracht hat.
22. Denn was hat der Salitter der Erden vor Gott gesündiget, daß er sollte ganz und gar in ewiger Schande stehen? Nichts, er war nur ein Leib, der da mußte stille halten, als sich der Teufel darinnen erhub.
23. So er nun hätte sollen dem Teufel alsbald ein ewig Wohnhaus einräumen, so hätte aus demselben Loco nicht können ein neuer Leib erbauet werden. Was hätte nun derselbe Raum in Gott gesündiget, daß er sollte in ewiger Schande stehen? Nichts, es wäre eine Unbilligkeit.
24. Nun aber war das Vornehmen Gottes, daß er wollte ein schön englisch Heer aus der Erden machen, dazu allerlei Bildung. Denn es sollte darinnen und darauf alles grünen und sich neu gebären, wie man denn siehet an Erz, Steinen, Bäumen, Kraut und Gras und allerlei Tieren nach himmlischer Bildnis.
25. Und ob dieselbe Bildung gleich zergänglich war, dieweil sie vor Gott nicht rein war, so wollte doch Gott am Ende dieser Zeit das Herze und den Kern daraus ziehen aus der neuen Wiedergeburt und von dem Tode und Zorne entscheiden, und sollte die neue Wiedergeburt außer diesem Loco in Gott ewig grünen und wieder himmlische Frucht tragen.
26. Der Tod aber der Erden und der Zorn darinnen sollte Herrn Luzifern zu einem ewigen Hause werden, nach Vollziehung der neuen Geburt. Unterdessen sollte Herr Luzifer in der Tiefe über der Erden in der Finsternis gefangen liegen. Und da ist er auch jetzunder, er mag nun seines Glücks gar nahe gewärtig sein.
27. Daß aber nun solche neue Geburt könnte vollzogen werden ohne des Teufels Willens, so hat sich der Schöpfer in dem Leibe dieser Welt gleich wie kreatürlich geboren in seinen Quellgeistern, und sind alle die Sternen nichts als Kräfte Gottes, und bestehet der ganze Leib dieser Welt in den sieben Quellgeistern.
28. Daß aber so gar viel Sternen mit so mancherlei Wirkungen sind, das ist die Unendlichkeit, die sich in den sieben Geistern Gottes ineinander infizieret und in unendlich gebäret.
29. Daß sich die Geburt oder der Sternen Corpus in ihrem Sitze nicht verändert, wie sie von Ewigkeit getan haben, bedeut, daß es soll eine stete Geburt sein, dadurch der erstarrete Leib der Erden sollte stets wieder in einerlei Wirkung, welche doch in der Unendlichkeit stehet, angezündet werden und sich neu gebären, sowohl auch das Haus der tiefsten Finsternis über der Erden, dadurch der neue Leib möchte immer aus dem Tode geboren werden, bis vollendet würde die Zeit und der ganze neugeborne Leib.
30. Nun sprichst du: So sind die Sternen dennoch Gott, die man für Gott ehren und anbeten soll? Bis hieher sind auch die weisen Heiden kommen, welche zwar mit ihrem scharfen Verstande unsere Philosophos gar weit übertroffen haben, aber die rechte Tür der Erkenntnis ist ihnen noch verborgen blieben.
31. Siehe, die Sternen sind ja aus Gott zusammenkorporieret. Du mußt aber dessen Unterscheid verstehen, denn sie sind nicht das Herze und die sanfte, reine Gottheit, die man für Gott ehren und anbeten soll, sondern sie sind die innerste und schärfeste Geburt, da alles in Kämpfen und Ringen stehet, da sich zwar das Herze Gottes immer gebäret und der Heilige Geist aus dem Aufgange des Lebens immer ausgehet.
32. Aber die scharfe Geburt der Sternen kann das Herze Gottes nicht wieder ergreifen, sowohl auch den Hl. Geist, sondern das Licht Gottes, welches in der Ängstlichkeit aufgehet mit samt dem Wallen des Hl. Geistes bleibet als das Herze für sich frei und herrschet inmitten in dem Schluße des verborgenen Himmels, der aus dem Wasser des Lebens ist.
33. Denn von demselben Himmel haben die Sternen ihre erste Anzündung bekommen, und sind nur wie ein Werkzeug, das Gott zur Geburt brauchet.
34. Es ist eben eine solche Geburt wie im Menschen; der Leib ist auch der Seelen Vater, denn die Seele wird aus der Kraft des Leibes geboren. Und so der Leib in ängstlicher Geburt Gottes stehet wie die Sterne und nicht in der grimmigen, höllischen, so inqualieret die Seele des Menschen mit der reinen Gottheit als ein Glied mit seinem Leibe.
35. Also auch wird das Herze oder Licht Gottes in dem Leibe dieser Welt immer geboren. Und dasselbe geborne Herze ist ein Herze mit dem ewigen, unanfänglichen Herzen Gottes, das da ist in und über alle Himmeln.
36. Nicht wird es allein in und aus den Sternen geboren, sondern in dem ganzen Leibe dieser Welt. Die Sterne aber zünden den Leib dieser Welt immer an, daß die Geburt überall bestehet.
37. Du mußt aber dies hie wohl merken: Das Licht oder Herze Gottes nimmt seinen Ursprung nicht nur bloß von den wilden, rauhen Sternen, da zwar Liebe und Zorn ineinander ist, sondern aus dem Sitze, wo das sanfte Wasser des Lebens immer geboren wird.
38. Denn dasselbe Wasser ist in der Anzündung des Zornes von dem Tode nicht ergriffen worden, sondern es bestehet von Ewigkeit zu Ewigkeit und reicht an alle Ende in dieser Welt; und ist das Wasser des Lebens, welches durch den Tod bricht, daraus der neue Leib Gottes in dieser Welt erbauet wird.
39. Es ist aber in den Sternen sowohl als an allen Enden, aber an deinem Orte faßlich und begreiflich, sondern erfüllet zugleich auf einmal alles. Auch ist es in dem Leibe des Menschen. Und wen nach diesem Wasser dürstet und trinket des, in dem zündet sich das Licht des Lebens an, welches ist das Herze Gottes. Da quillet zuhand aus der Heilige Geist.
40. Nun sprichst du: Wie bestehen denn die Sternen in Liebe und Zorne? Siehe, die Sternen sind aus dem angezündeten Hause des Zorns Gottes aufgangen gleichwie die Beweglichkeit eines Kindes im Mutterleibe im dritten Monat. Nun aber haben dieselben ihre Anzündung von dem ewigen unerstorbenen Wasser des Lebens bekommen, denn dasselbe Wasser ist in der Natur nie erstorben.
41. Als sich aber Gott in dem Leibe dieser Welt hat beweget, da hat sich am dritten Tage die Ängstlichkeit in der Geburt dieser Welt gerieben. Davon ist der Feuerblitz entstanden und hat sich das Licht der Sternen im Wasser des Lebens angezündet. Denn bis an dritten Tag von der Zeit der Anzündung des Zorns Gottes in dieser Welt ist die Natur in der Ängstlichkeit ein finster Tal gewesen und im Tode gestanden. Am dritten Tage aber ist das Leben durch den Tod gebrochen und hat sich die neue Geburt angefangen.
42. Denn also lang und keine Stunde länger hat auch der neugeborne König und Großfürst dieser Welt, Jesus Christus in dem Tode geruhet, und hat die ersten drei Tage der Schöpfung der Natur und dieselbe Zeit im Tode wieder zum Licht geboren, auf daß diese Zeit mit der ewigen Zeit wieder eine Zeit und kein Tag des Todes zwischen ihnen sein, und daß die ewige Liebe und die neugeborne Liebe aus dem neuen Leib der Natur sei eine ewige Liebe, und daß kein Unterscheid zwischen der ewigen Liebe und der neugebornen Liebe sei, sondern daß die neugeborne Liebe reiche bis ins Wesen, das von Ewigkeit gewesen ist und auf für sich bis in Ewigkeit.
43. Also gar ist die neugeborne Liebe, welche ist aus dem Wasser des Lebens im Lichte aufgangen in Sternen und in dem ganzen Leibe dieser Welt mit der ewigen, unanfänglichen Liebe verbunden, daß es sei ein Herz und ein Geist, der alles träget und erhält.
44. In dieser Anzündung des Lichts in Sternen und Elementen hat sich darum die Geburt der Natur nicht ganz in die heilige Sanftmut verwandelt, wie es vor der Zeit des Zorns ist gewesen, daß die Geburt der Natur nur ganz heilig und rein sei. Nein, sondern sie siehet in ihrer schärfsten, strengsten und ängstlichsten Geburt, da der Zorn Gottes ohn Unterlaß grünet gleich dem höllischen Feuer.
45. Denn so sich die Natur hätte ganz und gar mit ihrer scharfen Geburt in die Liebe verwandelt nach himmlischem Recht, so wären die Teufel wieder in dem heiligen Sitze Gottes.
46. Auch so kannst du das gar wohl sehen und verstehen an der grausamen Hitze und Kälte, sowohl an der Gift der Bitterkeit und Saurigkeit in dieser Welt, welches alles in der Sternen Geburt stehet, darinnen die Teufel gefangen liegen.
47. Die Sterne sind nur die Anzündung des großen Hauses, denn das ganze Haus ist im Tode erstarret gleichwie die Erde, denn die äußerste Geburt ist tot und erstarret, wie die Schale auf dem Baum. Die siderische Geburt aber ist der Leib, da das Leben innen aufgehet.
48. Sie ist aber in ihrem Leibe ganz scharf. Aber die neue Geburt, welche im Wasser des Lebens aufgehet und dringet durch den Tod, die macht sie sanft. Sie kann aber den Kern der scharfen Geburt nicht verändern, sondern sie gebäret sich aus demselben und behält ihr heilig neu Leben für sich, und dringet durch den zornigen Tod, und der zornige Tod begreift es nicht.
49. Diese Liebe und Zorn ist nun wohl ein Leib, aber das Wasser des Lebens ist der Himmel des Unterscheides zwischen ihnen, daß also die Liebe nicht den Zorn in sich fasset oder begreifet, und auch der Zorn nicht die Liebe, sondern die Liebe gehet auf im Wasser des Lebens und nimmt von der ersten und strengen Geburt die Kraft in sich, welche im Lichte ist, die aus dem Zorne geboren wird, daß also der neue Leib aus dem alten geboren wird. Denn der alte, welcher stehet in der strengen Geburt, gehöret dem Teufel zum Hause, und der neue dem Reich Christi.
50. Nun fraget sichs: So sind denn nun nicht alle drei Personen in der Gottheit in der Geburt der Sanftmut in dieser Welt? Ja, sie sind alle drei in dieser Welt in voller Geburt der Liebe, Sanftmut, Heiligkeit und Reinigkeit, und werden immer in solcher Substanz und Wesen geboren, wie von Ewigkeit geschehen ist.
51. Siehe, Gott der Vater spricht zu dem Volk Israel am Berge Sinai, als er ihnen das Gesetze gab: Ich bin ein zorniger, eifriger Gott über die, so mich hassen, Ex 20,5; Deut 5,9.
52. Nun aber kannst du aus diesem einigen Vater, der da ist zornig und auch liebreich, nicht zwei Personen machen, sondern es ist ein einiger Vater, der da seinen herzlieben Sohn immer gebäret, und von denen beiden der Heilige Geist immer ausgehet.
53. Merke die Tiefe im Centro: Der Vater ist das einige Wesen, der selber alles ist und der seinen herzlieben Sohn von Ewigkeit immer geboren hat, und in den beiden ist der Hl. Geist im Blitze, wo das Leben Gottes geboren wird, immer entstanden.
54. Nun aber ist von der strengen und ernsten Geburt der Quellgeister des Vaters, darinnen der Eifer und Zorn stehet, immer der Leib der Natur worden, darinnen das Licht des Sohnes als des Vaters Herze stehet, der Natur unbegreiflich.
55. Denn das Licht ist in der Geburt in Mitten, und ist die Stätte des Lebens, wo das sanfte Leben Gottes geboren wird aus allen Kräften des Vaters, und in demselben Loco gehet der Heilige Geist vom Vater und Sohn aus.
56. Nun aber sind dieselben Kräfte des Vaters, welche in der Anzündung des Lichts stehen, der Heilige Vater und der sanfte Vater und die reine Geburt Gottes. Und der darinnen aufgehende Geist ist der Heilige Geist; die scharfe Geburt aber ist der Leib, darinnen dieses heilige Leben immer geboren wird.
57. Wenn aber das Licht Gottes durch diese scharfe Geburt scheinet, so wird sie ganz sanfte und ist wie ein schlafender Mensch, da sich das Leben in ihm immer beweget und der Leib ruhet fein sanft.
58. In diesem Leibe der Natur ist nun die Anzündung geschehen denn aus diesem Leibe waren auch die Engel geschaffen. Und so sie sich nicht hätten in ihrem Übermut erhoben und angezündet, so wäre ihr Leib ewig in der stillen und unbegreiflichen Sanftmut gestanden wie in den andern Fürstentümern der Engel außer dieser Welt. Und ihr Geist hätte sich ewig in ihrem Leibe der Sanftmut geboren wie in dem Leibe Gottes die hl. Dreifaltigkeit, und wäre ihr ingeborner Geist mit der heiligen Dreifaltigkeit ein Herze, Willen und Liebe gewesen, denn zu dem Mittel waren sie auch in dem Leibe Gottes erschaffen zur Freude der Gottheit.
59. Herr Luzifer aber wollte selber der mächtigste Gott sein, und zündete seinen Leib an und weckte die scharfe Geburt Gottes darinnen auf und setzte sich wider das lichte Herze Gottes, in willens, mit seiner Schärfe darinnen zu herrschen, welches doch unmöglich war.
60. Weil er sich aber wider der Gottheit Recht erhub und anzündete, so erhub sich auch die scharfe Geburt im Leibe des Vaters wider ihn und nahm ihn als einen zornigen Sohn in der schärfsten Geburt gefangen, und darinnen ist nun seine ewige Herrschaft.
61. Als sich aber nun der Vater in dem Leibe der Schärfe anzündete, so hat er darum nicht den heiligen Quell angezündet, wo sich sein liebreiches Herz gebäret, daß darum sollte sein Herze irn Zornquell sitzen.
62. Nein, das ist unmöglich, denn die scharfe Geburt kann die heilige und reine nicht ergreifen, sondern die heilige und reine dringet durch die Schärfe durch und gebäret ihm einen neuen Leib, welcher wieder in der Sanftmut stehet.
63. Und derselbe neue Leib ist das Wasser des Lebens, welches geboren wird, wenn das Licht durch den Zorn dringet, und der Hl. Geist ist der Formierer darinnen. Der Himmel aber ist der Unterscheid zwischen der Liebe und dem Zorn, und ist der Sitz, wo sich der Zorn in die Liebe verwandelt.
64. Wenn du nun ansiehest die Sonne und Sternen, so mußt du nicht denken, das ist der heilige und reine Gott, und mußt dir nicht fürnehmen, von denselben etwas zu bitten oder zu begehren, denn sie sind nicht der heilige Gott, sondern sie sind die angezündete strenge Geburt seines Leibes, da Liebe und Zorn miteinander ringet.
65. Der heilige Gott aber ist inmitten aller dieser Dinge in seinem Himmel verborgen und kannst ihn nicht sehen oder begreifen. Die Seele aber begreift ihn und die siderische Geburt halb, denn der Himmel ist der Unterscheid zwischen Liebe und Zorn. Derselbe Himmel ist überall, auch in dir selber.
66. Und wenn du nun den heiligen Gott in seinem Himmel anbetest, so betest du ihn in dem Himmel, der in dir ist, an. Und derselbe Gott bricht mit seinem Licht und darinnen der Hl. Geist durch dein Herze, und gebäret deine Seele zu einem neuen Leibe Gottes, der mit Gott in seinem Himmel herrschst.
67. Denn der irdische Leib, den du trägest, der ist ein Leib mit dem ganzen angezündeten Leibe dieser Welt, und dein Leib inqualieret mit dem ganzen Leibe dieser Welt, und ist kein Unterscheid zwischen den Sternen und der Tiefe mit samt der Erden und deinem Leibe, es ist alles ein Corpus. Allein das ist nur der Unterscheid, daß dein Leib ist ein Sohn des Ganzen und ist wie das ganze Wesen selber.
68. Wie sich nun der neue Leib dieser Welt in seinem Himmel gebäret, also gebäret sich auch dein neuer Mensch in seinem Himmel, denn es ist alles ein Himmel, darinnen Gott wohnet und darinnen dein neuer Mensch wohnet, und kann nicht voneinander getrennet werden.
69. So du aber gottlos bist, so ist deine Geburt des Himmels nicht fähig, sondern des Zorns, und bleibest im andern Teile der siderischen Geburt, wo der ernste und strenge Feuerquell aufgehet, und bist im Tode verriegelt so lange, bis du durch den Himmel brichst und lebest mit Gott.
70. Denn an der Stelle deines Himmels hast du den Zornteufel sitzen. So du aber durchbrichst, so muß er allda weichen, und herrschet der Hl. Geist in diesem Sitze; und in dem andern Teile der Grimmigkeit ficht dich der Teufel an, denn es ist sein Nest, und der Hl. Geist tut ihm Widerstand. Und der neue Mensch liegt in seinem Himmel unter dem Schutz des Hl. Geistes verborgen, und der Teufel kennet den neuen Menschen nicht, denn er ist nicht in seinem Hause, sondern im Himmel in der Feste Gottes.
71. Solches schreibe ich als ein Wort, welches in seinem Himmel ist geboren, wo sich die heilige Gottheit immer gebäret, da der wallende Geist im Blitz des Lebens aufgeht. Daselbst ist dieses Wort und diese Erkenntnis geboren worden und im Liebefeuer durch den Eifergeist Gottes aufgegangen.
72. Ich weiß wohl, was der Teufel im Sinn hat, denn das Teil der ernsten und strengen Geburt, da Liebe und Zorn einander entgegengesetzt sind, siehet ihm ins Herze. Denn wenn er mit seiner grimmigen und höllischen Versuchung kommt wie ein schmeichelnder Hund, so setzt er mit seinem Zorn in dem Teile, wo die strenge Geburt stehet, an. Und daselbst ist ihm der Himmel entgegengesetzt. Da wird die schöne Braut erkannt.
73. Denn er sticht durch den alten Menschen, in willens, den neuen zu verderben. Wenn sich aber der neue gegen ihn erhebet, so weicht der Höllenhund. Alsdann befindet der neue Mensch wohl, was der Höllenhund her für einen Ratschlag in die siderische Geburt geschleift, und ist Zeit auszufegen.
74. Ich befinde aber, daß mir der klügeste Teufel ist entgegengesetzt. Der wird Spötter erregen, die werden sagen, ich wolle durch meinen eigenen Wahn die Gottheit ausgrübeln.
75. Ja, lieber Spötter, du bist wohl ein gehorsamer Sohn des Teufels. Du magst billig der Kinder Gottes spotten. Ich sollte wohl die Gottheit in meinem Vermögen können also tief ergründen, so sich die Gottheit nicht in mir gründete. Meinest du aber auch, daß ich stark genug sei zum Widerstand?
76. Ja, lieber stolzer Mensch, die Gottheit ist auch gar ein sanftes, einfältiges und stilles Wesen und grübelt nicht im Grund der Höllen und des Todes, sondern in seinem Himmel, da nichts als einmütige Sanftmut ist. Darum mir auch nicht gebühren wollte, solches zu tun.
77. Aber siehe, ich habe dieses auch nicht auf die Bahn bracht, sondern deine Begierde und hocherhabene Lust, die hat die Gottheit bewogen, dir deines Herzens Begierde in höchster Einfalt in der größten Tiefe zu offenbaren, auf daß es sei ein Zeugnis über dich und eine Anmeldung des ernsten Tages Gottes, sage ich als ein Wort des ernsten Gottes, welches geboren ist im Blitz des Lebens.