Es gibt drei Arten der Furcht, von denen zwei jedoch keine wirkliche Grundlage haben und nicht die Quelle der wahren Furcht sind, während die dritte die Ursache der tatsächlichen Furcht ist.
Im ZOHAR, einem der wichtigsten Werke und Kommentar zum Verständnis des Alten Testaments, welches zurzeit von Hermetik International vollständig in die deutsche Sprache übersetzt wird, werden die drei Arten der Furcht näher erläutert.
Die erste Furcht („böse Furcht“) ist die Furcht vor der Bestrafung durch das Göttliche in diesem Leben. Es ist die Angst davor, all jene Dinge im Leben zu verlieren, aus denen der gewöhnliche Mensch seine illusionäre Sicherheit und eigene Existenz herleitet. So auch der Verlust von geliebten Menschen, der Gesundheit, des Wohlstands, des Ansehens in der Gesellschaft, uvm.
Dieser Mensch fürchtet sich davor, dass es ihm selbst oder den Menschen, die er liebt, schlechter gehen könnte, deshalb verehrt er Gott. Diese Art Furcht hat kein wahres Fundament außer den egoistischen Tendenzen des Menschen.
Die zweite Furcht („böse Furcht“) ist die Furcht vor Bestrafung durch das Göttliche nach diesem irdischen Leben, d.h. in der nächsten Welt. Auch diese Furcht hat kein wahres Fundament außer den egoistischen Tendenzen des Menschen, die sich um das eigene Wohlergehen sorgen. Selbst wenn es die Furcht davor ist, dass dies nicht dem Menschen selbst, sondern den Menschen, die er liebt, passiert, so ist es dennoch die gleiche Art der Furcht.
Auch wenn ein Mensch keinen Bezug zum Göttlichen hat, vielleicht eine atheistische Denkweise vertritt, so ist seine Furcht vor einem schlechteren Schicksal auch einer der ersten beiden Arten der Furcht zuzuschreiben, da solch einem Menschen die wahre Größe Gottes unbekannt ist, aus welcher die dritte Art der Frucht hervorgeht.
Die dritte Furcht („heilige Furcht“) ist die wahre authentische Furcht, die ihre Quelle im Göttlichen hat. Es ist die Furcht vor Gott, weil Er allmächtig ist und in Seiner Allmacht alle Welten erschaffen hat und alles aus Seinem Willen hervorgeht. Es ist die Furcht vor der unendlichen Größe Gottes, der Er hinter allen Aktivitäten wirkt und Sich als grenzenlose Schöpfung manifestiert. Keiner ist Ihm gleich, und jeder Mensch sollte sein Bestreben und seine Aufmerksamkeit auf diese Furcht richten. Dies ist die wahre Furcht, die den Menschen zu Weisheit und Erkenntnis führt.
Die beiden ersten Arten der Furcht („böse Furcht“) sind wie eine Peitsche, die den Menschen auspeitschen und ihn an sein illusionäres Ego ketten. „Im Anfang schuf Gott“ (1. Mose 1,1) symbolisiert die dritte Art der Furcht („heilige Furcht“). Im Anfang erschuf Gott, der Er allmächtig ist und die Ursache allen Lebens ist, alle Welten. Diese Furcht vor der Größe Gott ist der „Anfang der Erkenntnis“ (Sprüche 1,7) und der „Anfang der Weisheit“ (Psalmen 111,10).
Diese Furcht ist der wichtigste Grundsatz all der anderen Gebote der Torah.
Wer dieses Gebot übertritt, der übertritt auch alle anderen Gebote der Torah, da die wahre Furcht vor dem Göttlichen das Tor zu aller Weisheit und Erkenntnis ist.