Die Magie des Rituals
Joseph Nolen (Ende des 20. Jahrhunderts)
Joseph Nolen geht auf das kabbalistische Ritual ein, welches den Aspiranten mit dem Licht des Schöpfers verbindet. Der Eingeweihte der hohen Schule der Magie beschreibt die Sphären Kether und Malkuth.
Die Quelle unserer sogenannten Probleme ist die Wahrnehmung dessen, wer und was wir sind, der Irrglaube, dass wir getrennte, unabhängige Wesen sind, getrennt von unserem Schöpfer und von allen anderen Kreaturen. Der Zweck kabbalistischer Rituale besteht darin, diesen Trugschluss zu korrigieren und eine Übereinstimmung zwischen Intellekt und Emotion herzustellen.
Diese Funktion übernimmt das korrekt formulierte kabbalistische Ritual. Die Struktur des Rituals sollte auf das wahre Wesen des Menschen als Selbst hinweisen. Um dies bildlich darzustellen, sollte die symbolische Form des Ritualablaufs der Lebensbaum, in der einen oder anderen Form, sein. Die Handlungsweisen der verschiedenen Individuen im Ritual sollten den richten Energiefluss und die Motivation anzeigen, nämlich vom Schöpfungszentrum, dem höchsten Niveau, Kether entsprechend, zum niedrigsten oder dichtesten Niveau, Malkuth entsprechend. Da das Problem der Identität und Motivation im Unterbewusstsein liegt, muss die Lösung in der Methode liegen, die die Veränderung in diesem Bereich bewirkt.
Die Magie des Rituals besteht in seiner Kraft allmählich unsere unterbewussten Täuschungsmuster durch jene der Realität zu ersetzen. Dies kann nur durch das intellektuelle Verstehen unserer wahren Identität, eine bildliche Darstellung dieser Realität in Bewegung (das Ritual) und eine wache, empfängliche Haltung während des Rituals erreicht werden. Kein Teilaspekt reicht hierfür aus, um die Veränderungen zu bewirken. Zusammen und mit dem aufrechten Wunsch des Strebenden, die Realität zu erkennen und zum Ausdruck zu bringen, bleiben die Ergebnisse nicht aus. Das so empfangende Wahrnehmen des positiven Bildes, das durch das kabbalistische Ritual projiziert wird, bringt mit der Zeit ein neues Wesen hervor. Das ist das Ergebnis einer ausgeglichenen Handlung zwischen maskulinen und femininen Polaritäten, also den beiden Säulen des Lebensbaumes.
Viele Strebende erwarten sich von wirklich okkulten Ritualen spektakuläre Phänomene. Diese Erwartung entstammt der einen oder anderen Quelle, zumeist esoterischen Romanen oder Filmen. Die praktische Methode, Ritualistik zu erleben, ist EMPFÄNGLICH zu sein, was die ursprüngliche Bedeutung des hebräischen Wortes Kabbalah ist. Paul Foster Case empfahl ruhig und hellwach zu sein und den Bewegungen des Rituals aufmerksam zu folgen. Der Prozess, das Unterbewusstsein von den Schlussfolgerungen über die Erscheinungsformen vieler Inkarnationen zur inneren Realität zu korrigieren, ist die wahre Magie. Und dies ist beständig und nicht nur unterhaltendes Spektakel oder vergehende Exaltation des Bewusstseins.