Didymus Judas Thomas – Das Evangelium nach Thomas

Das Evangelium nach Thomas

Thomas-Evangelium

Didymus Judas Thomas  (ca. 170 n. Chr.)

Didymus Judas Thomas

Das Thomasevangelium besteht aus 114 einzelnen Worten und kurzen Sprüchen Jesus aus dem Ende des 2. Jahrhunderts. Es wurde angeblich nicht von Jünger Thomas verfasst, obwohl dieser als Autor angegeben wird. Im Thomasevangelium sind zusätzliche Sprüche enthalten die im Neuen Testament fehlen.

Dies sind die geheimen Worte, die Jesus, der Lebendige, sprach und die Didymus Judas Thomas niederschrieb.

(1) Und er sagte: Wer die Interpretation dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken.

(2) Jesus sagte: Wer sucht, soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet; und wenn er findet, wird er bestürzt sein; und wenn er bestürzt ist, wird er verwundert sein, und er wird über das All herrschen.

(3) Jesus sagte: Wenn die, die euch führen, euch sagen: seht, das Königreich ist im Himmel, so werden euch die Vögel des Himmels vorangehen; wenn sie euch sagen: es ist im Meer, so werden euch die Fische vorangehen. Aber das Königreich ist in eurem Inneren, und es ist außerhalb von euch. Wenn ihr euch erkennen werdet, dann werdet ihr erkannt, und ihr werdet wissen, dass ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid. Aber wenn ihr euch nicht erkennt, dann werdet ihr in der Armut sein, und ihr seid die Armut.

(4) Jesus sagte: Der alte Mensch wird nicht zögern in seinem Alter, ein kleines Kind von sieben Tagen zu befragen über den Ort des Lebens, und er wird leben; denn viele Erste werden die Letzten werden, und sie werden ein einziger werden.

(5) Jesus sagte: Erkenne das, was vor dir ist, und das, was vor dir verborgen ist, wird dir enthüllt werden; denn es gibt nichts Verborgenes, was nicht offenbar werden wird.

(6) Seine Jünger fragten ihn (und) sagten zu ihm: Willst du, dass wir fasten? Und wie sollen wir beten (und) Almosen geben? Wie beachten wir die Frage der Speisen? Jesus sagte: lügt nicht und, was ihr verabscheut, das tut nicht; denn alles ist offenbar im Angesicht des Himmels; denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar werden wird, und es gibt nichts Verhülltes, das bleibt, ohne enthüllt zu werden.

(7) Jesus sagte: Selig ist der Löwe, selig ist den der Mensch isst, und der Löwe wird Mensch werden; und verflucht sei der Mensch, den der Löwe frisst, und der Löwe wird Mensch werden.

(8) Und er sagte: Der Mensch gleicht einem weisen Fischer, der sein Netz ins Meer warf; er zog es aus dem Meer voll von Meinen Fischen; unter ihnen fand er einen großen schönen Fisch, der weise Fischer; er warf alle kleinen Fische ins Meer, er wählte den großen Fisch ohne Anstrengung. Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

(9) Jesus sagte: Siehe, da ging ein Sämann hinaus, füllte seine Hand (und) warf (die Samen). Ein Teil davon fiel auf den Weg; die Vögel kamen, sie aufzusammeln. Andere fielen auf den Felsen, und sie schlugen keine Wurzeln in der Erde und brachten keine Ähren hervor gen Himmel. Und andere fielen auf die Dornen; sie erstickten die Saat und der Wurm fraß sie. Und andere fielen auf die gute Erde, und sie gab eine gute Frucht gen Himmel; sie brachte sechzig des Maßes und hundertzwanzig des Maßes.

(10) Jesus sagte: Ich habe ein Feuer auf die Welt geworfen, und seht, ich wache über es, bis es sich entzündet.

(11) Jesus sagte: Dieser Himmel wird vergehen. Und derjenige, der darüber ist, wird vergehen; und die, die tot sind, sind nicht lebendig, und die, die lebendig sind, werden nicht sterben. In den Tagen, in denen ihr esst von dem, was tot ist, macht ihr daraus, was lebendig ist. Wenn ihr Licht sein werdet, was werdet ihr tun? An dem Tag, da ihr eins gewesen seid, seid ihr zwei geworden. Aber wenn ihr zwei geworden seid, was werdet ihr tun?

(12) Die Jünger sagten zu Jesus: Wir wissen, dass du uns verlassen wirst; wer ist es, der groß über uns werden wird? Jesus sagte zu ihnen: Da, wo ihr hingegangen sein werdet, werdet ihr auf Jakobus, den Gerechten, zugehen, für den Himmel und Erde gemacht worden sind.

(13) Jesus sagte zu seinen Jüngern: Vergleicht mich, sagt mir, wem ich gleiche.

Simon Petrus sagte zu ihm: Du gleichst einem gerechten Engel.

Matthäus sagte zu ihm: Du gleichst einem weisen Philosophen.

Thomas sagte zu ihm: Meister, mein Mund wird es absolut nicht zulassen, dass ich sage, wem
du gleichst.

Jesus sagte: Ich bin nicht dein Meister, denn du hast dich berauscht an der sprudelnden Quelle, die ich hervor strömen ließ. Und er nahm ihn, zog sich zurück und sagte ihm drei Worte.

Als Thomas aber zu seinen Gefährten zurückgekehrt war, fragten sie ihn: Was hat dir Jesus gesagt?

Thomas sagte zu ihnen: Wenn ich euch eines der Worte sage, die er mir gesagt hat, werdet ihr Steine nehmen und sie gegen mich werfen, und ein Feuer wird aus den Steinen hervorkommen und euch verbrennen.

(14) Jesus sagte zu ihnen: Wenn ihr fastet, werdet ihr euch eine Sünde zuschreiben; und wenn ihr betet, werdet ihr verdammt werden; und wenn ihr Almosen gebt, werdet ihr Böses an eurem Pneuma tun. Und wenn ihr in irgendein Land eintreten werdet und in den Gebieten wandert, wenn man euch empfängt, dann esst, was auch vorgesetzt wird; heilt die unter ihnen, die krank sind. Denn das, was in euren Mund hineingeht, wird euch nicht beflecken; aber das, was euren Mund verlässt, das ist es, was euch beflecken wird.

(15) Jesus sagte: Wenn ihr den seht, der nicht aus der Frau geboren ist, werft euch mit dem Gesicht zur Erde (und) betet ihn an; dieser ist euer Vater.

(16) Jesus sagte: Vielleicht denken die Menschen, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Welt zu werfen; und sie wissen nicht, dass ich gekommen bin, Uneinigkeiten auf die Erde zu werfen, Feuer, Schwert, Krieg. Denn es werden fünf sein, die in einem Haus sein werden: drei werden gegen zwei und zwei werden gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn, der Sohn gegen den Vater, und sie werden als Einzelne dastehen.

(17) Jesus sagte: Ich werde euch geben, was kein Auge gesehen und was kein Ohr gehört und was keine Hand berührt hat und was nicht zum Herzen des Menschen aufgestiegen ist.

(18) Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, wie unser Ende sein wird.

Jesus sagte: Da ihr entdeckt habt den Anfang, warum sucht ihr das Ende? Denn da, wo der Anfang ist, wird auch das Ende sein. Selig, wer sich an den Anfang halten wird, und er wird das Ende erkennen, und er wird den Tod nicht schmecken.

(19) Jesus sagte: Selig der, der war, bevor er wurde. Wenn ihr mir Jünger werdet und wenn ihr auf meine Worte hört, werden diese Steine euch dienen. Denn ihr habt fünf Bäume im Paradies, die verändern sich nicht, weder im Sommer noch im Winter, und deren Blätter fallen nicht. Derjenige, der sie kennt, wird den Tod nicht schmecken.

(20) Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, was mit dem Himmelreich zu vergleichen ist. Er sagte zu ihnen: Es ist gleich einem Senfkorn, dem kleinsten unter allen Samen; aber wenn es auf beackerten Boden fällt, kommt aus ihm ein großer Zweig hervor, der ein Schutz für die Vögel des Himmels wird.

(21) Mariham sagte zu Jesus: Wem gleichen deine Jünger?

Er sagte: Sie gleichen kleinen Kindern, die sich auf einem Feld niedergelassen haben, das ihnen nicht gehört. Wenn die Herren des Feldes kommen, werden sie sagen: Lasst uns unser Feld. Sie sind ganz nackt in ihrer Gegenwart, damit sie es ihnen lassen und ihnen ihr Feld geben. Darum sage ich Wenn der Herr des Hauses weiß, dass der Dieb kommen wird, wird er wachen, bevor er kommt; und er wird ihn nicht eindringen lassen in das Haus seines Königreiches, um seine Dinge mitzunehmen. Ihr aber, wacht angesichts der Welt; gürtet eure Lenden mit einer großen Kraft, dass die Räuber keinen Weg finden, um zu euch zu kommen. Denn der Lohn, auf den ihr rechnet, sie werden ihn finden. Wäre doch unter euch ein weiser Mann! Als die Frucht gereift ist, ist er sofort gekommen, seine Sichel in der Hand, und hat sie gemäht. Wer Ohren hat, zu hören, der höre.

(22) Jesus sah Kleine, die gesäugt wurden. Er sagte zu seinen Jüngern: Diese Kleinen, die gesäugt werden, gleichen denen, die ins Königreich eingehen.

Sie sagten zu ihm: Wenn wir also Kinder werden, werden wir in das Königreich eingehen?

Jesus sagte zu ihnen: Wenn ihr aus zwei eins macht und wenn ihr das Innere wie das Äußere macht und das Äußere wie das Innere und das Obere wie das Untere und wenn ihr aus dem Männlichen und dem Weiblichen eine Sache macht, sodass das Männliche nicht männlich und das Weibliche nicht weiblich ist und wenn ihr Augen macht statt eines Auges und eine Hand statt einer Hand und einen Fuß statt eines Fußes, ein Bild statt eines Bildes, dann werdet ihr in das Königreich eingehen.

(23) Jesus sagte: Ich werde euch erwählen, einen unter tausend und zwei unter zehntausend, und sie werden dastehen, als wären sie ein einziger.

(24) Seine Jünger sagten: Belehre uns über den Ort, an dem du bist, denn es ist eine Notwendigkeit für uns, dass wir ihn suchen.

Er sagte zu ihnen: Wer Ohren hat, der höre! Es ist Licht im Inneren des Menschen des Lichts, und er erleuchtet die ganze Welt. Wenn er nicht scheint, das ist die Finsternis.
(25) Jesus sagte: Liebe deinen Bruder wie deine Seele; wache über ihn wie über deinen Augapfel.

(26) Jesus sagte: Den Splitter, der im Auge deines Bruders ist, siehst du; aber den Balken, der in deinem Auge ist, siehst du nicht. Wenn du den Balken aus deinem Auge gezogen hast, dann wirst du klar sehen; um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen.

(27) Jesus sagte: Wenn ihr nicht fastet gegenüber der Welt, werdet ihr das Königreich nicht finden; wenn ihr den Sabbat nicht feiert wie den Sabbat, werdet ihr den Vater nicht sehen.

(28) Jesus sagte: Ich stand in der Mitte der Welt, und ich habe mich ihnen im Fleisch offenbart. Ich habe sie alle betrunken gefunden; ich habe niemanden unter ihnen durstig gefunden, und meine Seele wurde betrübt über die Söhne der Menschen; denn sie sind blind in ihrem Herzen, und sie sehen nicht, dass sie leer in die Welt gekommen sind, leer auch die Welt zu verlassen suchen. Aber nun sind sie betrunken. Wenn sie ihren Wein abschütteln, so werden sie bereuen.

(29) Jesus sagte: Wenn das Fleisch zur Existenz gelangt ist wegen des Geistes, so ist das ein Wunder. Aber wenn der Geist (zur Existenz gelangt ist) wegen des Leibes, so ist das ein Wunder der Wunder. Aber ich, ich wundere mich darüber, wie dieser große Reichtum in dieser Armut gewohnt hat.

(30) Jesus sagte: Wo drei Götter sind, da sind es Götter; wo zwei oder einer ist, da werde ich mit ihm sein.

(31) Jesus sagte: Kein Prophet wird in seinem Dorf aufgenommen, kein Arzt heut die, die ihn kennen.

(32) Jesus sagte: Eine Stadt, die auf einem Berg gebaut ist, erhöht und befestigt, kann nicht fallen, noch kann sie verborgen werden.

(33) Jesus sagte: Das, was du mit deinem Ohr und mit dem anderen Ohr hörst, verkünde es auf euren Dächern. Denn niemand zündet eine Lampe an, um sie unter den Scheffel zu stellen, noch um sie an einen verborgenen Ort zu stellen; sondern man stellt sie auf einen Leuchter, damit jeder, der eintritt und hinausgeht, ihr Licht sieht.

(34) Jesus sagte: Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen sie beide hinunter in eine Grube.

(35) Jesus sagte: Es ist nicht möglich, dass jemand in das Haus des Mächtigen eintritt und es mit Gewalt nimmt, es sei denn, er bände ihm die Hände; dann wird er sein Haus umdrehen.

(36) Jesus sagte: Sorgt euch nicht vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen, mit was ihr euch bekleiden werdet.

(37) Seine Jünger sagten: An welchem Tag wirst du dich uns offenbaren, und an welchem Tag werden wir dich sehen?

Jesus sagte: Wenn ihr eure Scham nackt gemacht habt, wenn ihr eure Kleider nehmen und unter eure Füße legen werdet wie die kleinen Kinder und auf sie tretet, dann werdet ihr sehen den Sohn des Lebendigen und ihr werdet euch nicht fürchten.

(38) Jesus sagte: Oft habt ihr gewünscht, diese Worte zu hören, die ich euch sage, und ihr habt keinen anderen, von dem ihr sie hören könnt. Tage werden kommen, da ihr mich suchen und nicht finden werdet.

(39) Jesus sagte: Die Pharisäer und die Schriftgelehrten haben die Schlüssel zur Erkenntnis erhalten, und sie haben sie versteckt. Sie sind auch nicht eingetreten, und die, die eintreten wollten, haben sie nicht eintreten lassen. Aber ihr, seid klug wie die Schlangen und rein wie die Tauben.

(40) Jesus sagte: Ein Weinstock ist gepflanzt worden außerhalb des Vaters; und da er nicht befestigt ist, wird er ausgerissen werden mit seiner Wurzel, und er wird verderben.

(41) Jesus sagte: Wer in seiner Hand hat, dem wird gegeben werden; und dem, der nicht hat, wird man auch das Wenige, das er hat, nehmen.

(42) Jesus sagte: Seid Vorübergehende!

(43) Seine Jünger sagten zu ihm: Wer bist du, der du uns das sagst?

Jesus sagte zu ihnen: Von dem, was ich euch sage, wisst ihr nicht, wer ich bin? Doch ihr seid wie die Juden geworden; denn sie lieben den Baum (und) hassen seine Frucht, und sie lieben die Frucht und hassen den Baum.

(44) Jesus sagte: Wer den Vater lästert, dem wird man verzeihen, und wer den Sohn lästert, dem wird man verzeihen; aber dem, der den Heiligen Geist lästert, dem wird man nicht verzeihen, weder auf der Erde noch im Himmel.

(45) Jesus sagte: Man erntet nicht Trauben von Dornsträuchern, noch pflückt man Feigen von Weißdornsträuchern, sie geben keine Frucht. Denn ein guter Mensch bringt Gutes aus seinem Schatz hervor; ein böser Mensch bringt böse Dinge aus seinem Schatz hervor, der sein Herz ist, und er sagt böse Dinge, denn aus dem Überfluss des Herzens bringt er böse Dinge hervor.

(46) Jesus sagte: Von Adam bis Johannes dem Täufer ist unter den Kindern der Frauen keiner höher als Johannes der Täufer, denn seine Augen waren nicht zerstört. Aber ich habe gesagt: Wer unter euch klein wird, wird das Königreich erkennen und wird höher sein als Johannes.

(47) Jesus sagte: Es ist nicht möglich, dass ein Mensch zwei Pferde besteigt, noch dass er zwei Bogen spannt; und es ist nicht möglich, dass ein Diener zwei Herren dient, es sei denn, er ist ehrerbietig gegenüber dem einen, und den anderen verhöhnt er.
Niemand trinkt alten Wein und wünscht sofort, neuen Wein zu trinken. Und man gießt nicht neuen Wein in alte Schläuche, damit sie nicht verderben; und man gießt nicht alten Wein in einen neuen Schlauch, damit er ihn nicht verdürbe.
Man näht nicht einen alten Flecken auf ein neues Gewand, denn es würde ein Riss entstehen.

(48) Jesus sagte: Wenn zwei Frieden schließen unter sich in diesem einen Haus, werden sie dem Berg sagen: Versetze dich, und er wird sich versetzen.
(49) Jesus sagte: Selig die Einsamen und die Erwählten, denn ihr werdet das Königreich finden, denn ihr seid hervorgekommen aus ihm, und aufs Neue werdet ihr dahin zurückkehren.

(50) Jesus sagte: Wenn sie zu euch sagen: „Woher kommt ihr?“, dann sagt zu ihnen: Wir kommen aus dem Licht, daher, wo das Licht aus sich selbst heraus geboren ist. Es hat sich aufgestellt, und es hat sich in ihrem Bild offenbart.
Wenn sie zu euch sagen: „Wer seid ihr?“, dann sagt: Wir sind seine Söhne, und wir sind die Erwählten des lebendigen Vaters.
Wenn sie euch fragen: „Welches ist das Zeichen eures Vaters in euch?“, sagt zu ihnen: Es ist Bewegung und Ruhe.

(51) Seine Jünger sagten zu ihm: An welchem Tag wird die Ruhe der Toten eintreten, und an welchem Tag wird die neue Welt kommen?

Er sagte zu ihnen: Die, die ihr erwartet, ist gekommen, aber ihr erkennt sie nicht.

(52) Seine Jünger sagten zu ihm: Vierundzwanzig Propheten haben in Israel gesprochen, und sie haben alle von dir gesprochen.

Er sagte zu ihnen: Ihr habt den vor euren Augen Lebendigen ausgelassen, und ihr habt von den Toten gesprochen.

(53) Seine Jünger sagten zu ihm: Ist die Beschneidung nützlich oder nicht?

Er sagte zu ihnen: Wenn sie nützlich wäre, würde ihr Vater sie schon beschnitten in ihrer Mutter zeugen. Aber die wahre Beschneidung im Geist hat vollen Nutzen gehabt.

(54) Jesus sagte: Selig sind die Armen, denn euer ist das Himmelreich.

(55) Jesus sagte: Wer seinen Vater und seine Mutter nicht hasst, kann nicht mein Jünger werden. Und wer nicht seine Brüder und seine Schwestern hasst und wer nicht sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.

(56) Jesus sagte: Wer die Welt erkannt hat, hat einen Leichnam gefunden; und wer einen Leichnam gefunden hat, dessen ist die Welt nicht würdig.

(57) Jesus sagte: Das Königreich des Vaters ist gleich einem Menschen, der eine gute Saat hatte. Sein Feind kam in der Nacht und säte Unkraut unter die gute Saat. Der Mensch erlaubte ihnen nicht, das Unkraut auszureißen. Er sagte zu ihnen: Damit ihr nicht geht, das Unkraut auszureißen, und den Weizen mit ihm ausreißt. Am Tag der Ernte wird das Unkraut sichtbar werden; man wird es ausreißen und verbrennen.

(58) Jesus sagte: Selig der Mensch, der gelitten hat; er hat das Leben gefunden.

(59) Jesus sagte: Schaut auf den Lebendigen, solange ihr lebt, damit ihr nicht sterbt und sucht, ihn zu sehen und werdet ihn nicht sehen können.

(60) Sie sahen einen Samariter, der, ein Lamm tragend, nach Judäa ging.
Er sagte zu seinen Jüngern: Was will dieser mit dem Lamm tun?

Sie sagten zu ihm: Es töten und essen.

Er sagte zu ihnen: Während es lebt, wird er es nicht essen, sondern nur, wenn er es tötet und wenn es ein Leichnam wird.

Sie sagten: Anders kann er es nicht tun.

Er sagte zu ihnen: Auch ihr, sucht einen Ort zur Ruhe, damit ihr nicht ein Leichnam werdet und gegessen werdet.

(61) Jesus sagte: Zwei werden ruhen auf einem Bett, einer wird sterben, der andere wird leben.

Salome sagte: Wer bist du, Mensch, wessen Sohn? Du bist auf mein Bett gestiegen und hast an meinem Tisch gegessen.

Jesus sagte zu ihr: Ich bin der, der aus dem hervorkommt, der gleich ist; es sind mir Dinge meines Vaters gegeben.

Salome sagte: Ich bin deine Jüngerin.

Jesus sagte zu ihr: Darum sage ich: Wenn er gleich ist, ist er voller Licht; aber wenn er geteilt ist, wird er voller Dunkelheit sein.

(62) Jesus sagte: Ich sage meine Geheimnisse denen, die würdig sind meiner Geheimnisse. Was deine Rechte tut, deine Linke soll nicht wissen, was sie tut.

(63) Jesus sagte: Es war einmal ein reicher Mann, der hatte viel Besitz. Er sagte: ich werde mein Vermögen benutzen, um zu säen, zu ernten, zu pflanzen, meine Speicher mit Früchten zu füllen, auf dass mir nichts fehle. So waren seine Gedanken in seinem Herzen; und in dieser Nacht starb er. Wer Ohren hat, der höre.

(64) Jesus sagte: Ein Mann hatte Gäste; und nachdem er das Mahl zubereitet hatte, schickte er seinen Diener, um die Gäste einzuladen.

Er ging zum ersten und sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein.
Der sagte: Ich habe Geld bei Kaufleuten; sie werden heute Abend zu mir kommen, ich werde gehen und ihnen Aufträge geben. Ich entschuldige mich für das Mahl.

Er ging zu einem anderen und sagte zu ihm: Mein Herr hat dich eingeladen. Dieser sagte zu ihm: Ich habe ein Haus gekauft; und man braucht mich für einen Tag. Ich werde keine Zeit
haben.

Er ging zu einem anderen und sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein.
Dieser sagte zu ihm: Mein Freund wird sich verheiraten, und ich mache das Mahl. Ich kann nicht kommen. Ich entschuldige mich für das Mahl.

Er ging zu einem anderen und sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein.
Er sagte zu ihm: Ich habe einen Bauernhof gekauft; ich werde gehen, den Zins zu erhalten. Ich kann nicht kommen. Ich entschuldige mich.

Der Diener kam zurück und sagte zu seinem Herrn: Die, die du eingeladen hast zum Mahl, lassen sich entschuldigen.

Der Herr sagte zu seinem Diener: Geh hinaus auf die Wege, bring die mit, die du finden
wirst, damit sie essen. Die Verkäufer und Händler werden nicht den Ort meines Vaters betreten.

(65) Er sagte: Ein ehrbarer Mann hatte einen Weinberg; er gab ihn Winzern, damit sie in ihm arbeiteten und er die Früchte von ihnen bekäme. Er schickte seinen Diener, damit die Winzer ihm die Frucht des Weinbergs gäben. Diese ergriffen seinen Diener, schlugen ihn, und sie hätten ihn beinahe erschlagen. Der Diener ging davon und sagte es seinem Herrn.
Sein Herr sagte: Vielleicht hat er sie nicht erkannt.
Er schickte einen anderen Diener; die Winzer schlugen auch diesen.
Nun schickte der Herr seinen Sohn. Er sagte. Vielleicht werden sie Respekt haben vor meinem Sohn. Diese Winzer, als sie erfuhren, dass er der Erbe des Weinbergs wäre, packten ihn und töteten ihn. Wer Ohren hat, der höre.

(66) Jesus sagte: Zeigt mir den Stein, den die Bauleute verworfen haben: er ist der Eckstein.

(67) Jesus sagte: Wer das All erkennt, sich selbst aber verfehlt, der verfehlt das All.

(68) Jesus sagte: Selig seid ihr, dass man euch hassen wird und dass man euch verfolgen wird, und sie werden keinen Platz finden, wo man euch verfolgt hat.

(69) Jesus sagte: Selig sind die, die man verfolgt hat in ihrem Herzen; es sind diese, die den Vater in Wahrheit erkannt haben. Selig sind die Hungrigen, denn man wird den Bauch dessen, der es wünscht, füllen.

(70) Jesus sagte: Wenn ihr dies in euch erworben habt, wird euch das, was ihr habt, retten. Wenn ihr dies nicht in euch habt, wird das, was ihr nicht in euch habt, euch sterben lassen.

(71) Jesus sagte: Ich werde dieses Haus zerstören, und niemand wird in der Lage sein, es wieder aufzubauen.

(72) Ein Mann sagte zu ihm: Sage meinen Brüdern, dass sie die Güter meines Vaters mit mir teilen sollen.

Er sagte zu ihm: O Mensch, wer hat mich zu einem Teiler gemacht? Er wandte sich seinen Jüngern zu. Er sagte ihnen: Bin ich denn ein Teiler?

(73) Jesus sagte: Die Ernte ist zwar groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet aber den Herrn, dass er Arbeiter für die Ernte schickt.

(74) Er sagte: Herr, es sind viele um den Brunnen, aber keiner ist in dem Brunnen.

(75) Jesus sagte: Es gibt viele, die an der Tür stehen, aber es sind die Einsamen, die in das Brautgemach eintreten werden.

(76) Jesus sagte: Das Königreich des Vaters ist gleich einem Kaufmann, der eine Ware hatte und der eine Perle fand. Dieser Kaufmann war weise. Er verkaufte die Ware, er kaufte die Perle allein. Sucht auch ihr den Schatz, der nicht aufhört und dauert, dort, wo die Motte nicht hinkommt, um zu fressen, und wo auch kein Wurm zerstört.

(77) Jesus sagte: Ich bin das Licht, das über allen ist. Ich bin das All; das All ist aus mir hervorgegangen, und das All ist zu mir gelangt. Spaltet das Holz, ich bin da. Hebt einen Stein auf, und ihr werdet mich dort finden.

(78) Jesus sagte: Warum seid ihr ausgezogen auf das Feld? Um ein Schilfrohr im Winde schwankend zu sehen? Und um einen Menschen zu sehen, der weiche Kleider anhat? Seht eure Könige und Vornehmen, diese haben weiche Kleider an, und sie können die Wahrheit nicht erkennen.

(79) Eine Frau aus der Menge sagte zu ihm: Glücklich der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die dich genährt haben.

Er sagte zu ihr: Glücklich sind die, die das Wort des Vaters gehört haben und die es bewahrt haben in Wahrheit. Denn es werden Tage kommen, da ihr euch sagen werdet: Glücklich der
Leib, der nicht empfangen hat, und die Brüste, die nicht Milch gegeben haben.

(80) Jesus sagte: Wer die Welt erkannt hat, hat den Leib gefunden; aber wer den Leib gefunden hat, dessen ist die Welt nicht würdig.

(81) Jesus sagte: Wer reich geworden ist, soll herrschen, und wer die Macht besitzt, soll sie aufgeben.

(82) Jesus sagte: Wer mir nahe ist, der ist dem Feuer nahe, und wer fern von mir ist, ist fern vom Königreich.

(83) Jesus sagte: Die Bilder sind dem Menschen offenbart, und das Licht, das in ihnen ist, ist verborgen im Bild des Lichtes des Vaters. Er wird sich offenbaren, und sein Bild ist durch sein Licht verborgen.

(84) Jesus sagte: Wenn ihr eure Ebenbilder seht, werdet ihr erfreut sein. Aber wenn ihr eure Ebenbilder seht, die vor euch existierten, die nicht sterben noch sich offenbaren, wie viel werdet ihr dann ertragen?

(85) Jesus sagte: Adam ist aus einer großen Kraft hervorgekommen und aus einem großen Reichtum, und er war eurer nicht würdig; denn wenn er würdig gewesen wäre, hätte er nicht den Tod geschmeckt.

(86) Jesus sagte: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel haben ihr Nest, aber der Sohn des Menschen hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen und sich ausruhen kann.

(87) Jesus sagte: Elend ist der Leib, der von einem Leib abhängig ist, und elend ist die Seele, die von diesen beiden abhängt.

(88) Jesus sagte: Die Engel und die Propheten werden zu euch kommen, und sie werden euch geben, was euer ist. Und ihr selbst, was in euren Händen ist, gebt es ihnen und sagt euch selbst: An welchem Tag werden sie kommen, um zu empfangen, was das ihre ist?

(89) Jesus sagte: Warum wascht ihr das Äußere der Trinkschale? Versteht ihr nicht, dass der, der das Innere gemacht hat, auch der ist, der das Äußere gemacht hat?

(90) Jesus sagte: Kommt zu mir, denn mein Joch ist angenehm, und meine Herrschaft ist mild, und ihr werdet Ruhe für euch finden.

(91) Sie sagten zu ihm: Sage uns, wer du bist, damit wir an dich glauben.

Er sagte zu ihnen: Ihr erkundet das Gesicht des Himmels und der Erde, und den, der vor euch ist, habt ihr nicht erkannt, und diesen Augenblick wisst ihr nicht zu erkunden?

(92) Jesus sagte: Sucht, und ihr werdet finden; aber was ihr mich in diesen Tagen gefragt habt und was ich euch nicht gesagt habe, jetzt gefällt es mir, es zu sagen, und ihr fragt nicht danach.

(93) Jesus sagte: Gebt nicht, was heilig ist, den Hunden, damit sie es nicht auf den Misthaufen werfen. Werft keine Perlen vor die Schweine, damit sie sie nicht drauf machen.

(94) Jesus sagte: Wer sucht, der wird finden, und der, der anklopft an das Innere, dem wird geöffnet werden.

(95) Jesus sagte: Wenn ihr Geld habt, verleiht es nicht mit Wucher, sondern gebt denen, von denen ihr es nicht wiederbekommen werdet.

(96) Jesus sagte: Das Königreich des Vaters ist gleich einer Frau. Sie nahm ein wenig Sauerteig, verbarg ihn in dem Teig und machte davon große Brote. Wer Ohren hat, der höre.

(97) Jesus sagte: Das Königreich des Vaters ist gleich einer Frau, die einen Krug voller Mehl trug. Sie ging auf einem weiten Weg. Der Henkel des Kruges brach, das Mehl verstreute sich hinter ihr auf den Weg. Sie wusste es nicht, sie hatte das Unheil nicht wahrgenommen. Als sie in ihr Haus kam, stellte sie den Krug auf den Boden und fand ihn leer.

(98) Jesus sagte: Das Königreich des Vaters ist gleich einem Mann, der wollte einen Edlen töten. Er zog das Schwert in seinem Haus, er durchstach die Mauer, um herauszufinden, ob seine Hand stark genug wäre. Dann tötete er den Edlen.

(99) Die Jünger sagten zu ihm: Deine Brüder und deine Mutter sind draußen.

Er sagte zu ihnen: Diese hier, die den Willen meines Vaters tun, die sind meine Brüder und meine Mutter; sie sind es, die in das Königreich meines Vaters eingehen werden.

(100) Sie zeigten Jesus ein Goldstück und sagten zu ihm: Die Leute des Kaisers verlangen von uns Steuern.

Er sagte zu ihnen: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist; gebt Gott, was Gottes ist. Und was mein ist, gebt es mir.

(101) Jesus sagte: Wer nicht seinen Vater und seine Mutter hasst, wird nicht mein Jünger werden können. Und wer seinen Vater nicht liebt und seine Mutter wie ich, wird nicht mein Jünger werden. Denn meine Mutter liebe ich nicht, aber meine wahre Mutter, sie gab mir das Leben.

(102) Jesus sagte: Wehe den Pharisäern, denn sie gleichen einem Hund, der in dem Trog der Rinder liegt; denn er frisst nicht, noch lässt er die Rinder fressen.

(103) Jesus sagte: Selig der Mensch, der weiß, in welchem Teil der Nacht die Diebe kommen werden, dass er aufstehe, seinen königlichen Bestand sammle und sich die Lenden gürte, bevor sie eintreten.

(104) Sie sagten zu ihm: Komm, lass uns heute beten und fasten.

Jesus sagte: Welches ist denn die Sünde, die ich begangen habe, oder in was bin ich besiegt worden? Aber wenn der Bräutigam aus der Brautkammer hinausgegangen sein wird, dann lasst sie fasten und beten.

(105) Jesus sagte: Wer den Vater und die Mutter kennt, wird Sohn einer Hure genannt werden.

(106) Jesus sagte: Wenn ihr aus zwei eins macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden; und wenn ihr sagt: Berg, gehe weg, wird er sich wegbewegen.

(107) Jesus sagte: Das Königreich ist gleich einem Hirten, der hundert Schafe hatte; eines, das das größte war, verirrte sich; er ließ die neunundneunzig und suchte das eine, bis er es gefunden hatte. Danach, als er so viel Mühe gehabt hatte, sagte er zu dem Schaf: ich liebe dich mehr als die neunundneunzig.

(108) Jesus sagte: Wer von meinem Mund trinkt, wird werden wie ich, und ich werde wie er, und die verborgenen Dinge werden sich ihm offenbaren.

(109) Jesus sagte: Das Königreich ist gleich einem Mann, der in seinem Acker einen versteckten Schatz hatte, von dem er nichts wusste. Und nachdem er gestorben war, vererbte er ihn seinem Sohn. Der Sohn wusste nichts; er nahm dieses Feld und verkaufte es. Und der, der es gekauft hatte, kam; er pflügte und er fand den Schatz; er begann, Geld gegen Zinsen zu verleihen an die, die er wollte.

(110) Jesus sagte: Wer die Welt gefunden hat und reich geworden ist, der soll auf die Welt verzichten.

(111) Jesus sagte: Die Himmel werden sich aufrollen, ebenso die Erde in eurer Gegenwart, und der Lebendige, hervorgegangen aus dem Lebendigen, wird nicht sehen Tod noch Furcht, weil Jesus sagt: Wer sich selbst findet, dessen ist die Welt nicht würdig.

(112) Jesus sagte: Wehe dem Fleisch, das von der Seele abhängig ist; wehe der Seele, die vom Fleisch abhängig ist.

(113) Seine Jünger sagten zu ihm: Das Königreich, an welchem Tage wird es kommen?

Jesus sagte: Es wird nicht kommen, indem man darauf wartet; man wird nicht sagen: Seht, hier ist es, oder: Seht, dort ist es; sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht.

(114) Simon Petrus sagte zu ihnen: Mariham soll aus unserer Mitte fortgehen, denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig.

Jesus sagte: Seht, ich werde sie ziehen, um sie männlich zu machen, damit auch sie ein lebendiger Geist wird, vergleichbar mit euch Männern. Denn jede Frau, die sich männlich macht, wird in das Himmelreich gelangen.

Das Evangelium nach Thomas.