Von der Hl. Engel Geburt und Ankunft
Das 12. Kapitel
Von der Hl. Engel Geburt und Ankunft,
sowohl von ihrem Regiment, Ordnung und himmlischen Freudenleben
Nun fraget sichs: Was ist denn eigentlich ein Engel? Siehe, als Gott die Engel schuf, so schuf er sie aus dem siebenten Quellgeiste, welcher ist die Natur oder der hl. Himmel.
2. Das Wort Schuf, mußt du verstehen, als wenn man spräche zusammenziehen, oder zusammentreiben, gleichwie die Erde zusammengetrieben ist, also auch als sich der ganze Gott bewegte, so zog die herbe Qualität den Salitter der Natur zusammen und vertrocknete, da wurden die Engel. Wie nun die Qualität an jedem Orte war in ihrer Bewegung, so ward auch der Engel.
3. Merke die Tiefe: Es sind sieben Geister Gottes, die haben sich alle sieben beweget, und das Licht darinnen hat sich auch bewegt, und der Geist, der aus den sieben Geistern Gottes ausgehet, hat sich auch beweget.
4. Nun wollte der Schöpfer nach seiner Dreiheit auch drei Heere schaffen nicht weit voneinander, sondern eins am andern als ein Zirkel. Nun merke: Wie da waren die Geister in ihrem Wallen oder Aufsteigen, also wurden auch die Kreaturen. Inmitten jedes Heeres ward das Herze jedes Heeres zusammenkorporieret, daraus ward ein englischer König oder Großfürst.
5. Gleichwie der Sohn Gottes mitten in den sieben Geistern Gottes geboren wird und ist der sieben Geister Gottes Leben und Herze, also ward auch ein englischer König mitten in seinem Revier aus der Natur oder aus der Natur Himmel geschaffen, aus aller sieben Quellgeister Kraft. Und der war nun das Herze in einem Heere und hatte seines ganzen Heeres Qualität, Mächtigkeit oder Stärke in sich, und war der allerschönste unter ihnen.
6. Gleichwie der Sohn Gottes ist das Herze und das Leben und die Stärke aller sieben Geister Gottes, also auch ein König der Engel in seinem Heere.
7. Nun, gleichwie in der göttlichen Kraft sind sieben vornehme Qualitäten, daraus das Herze Gottes geboren wird, also sind auch etliche mächtige Fürstenengel nach jeder Hauptqualität in jedem Heere geschaffen worden, derer Zahl ich nicht eigentliche weiß. Und die sind neben dem Könige Heerführer der andern Engel.
8. Allhie sollst du wissen, daß die Engel nicht alle einer Qualität sind, auch so sind sie in der Kraft und Mächtigkeit nicht alle einander gleich. Es hat wohl ein jeder Engel aller sieben Quellgeister Kraft in sich. Aber es ist in jedem etwan eine Qualität die stärkeste. Nach derselben Qualität ist er auch glorifizieret.
9. Gleichwie die Wiesenblumen ein jedes seine Farbe von seiner Qualität empfähet und auch seinen Namen nach seiner Qualität hat, also auch die hl. Engel. Etliche sind der herben Qualität am stärksten, und die sind licht-bräunlich und der Kälte am nähesten.
10. Wenn nun das Licht des Sohnes Gottes an sie scheinet, so sind sie gleich wie ein brauner Blitz ganz helle in ihrer Qualität. Etliche sind des Wassers Qualität gleich dem heiligen Himmel. Und wenn das Licht an sie scheinet, so siehets gleichwie ein kristallen Meer.
11. Etliche sind der bittern Qualität am stärkesten. Die sind gleich einem köstlichen grünen Steine, der da siehet wie ein Blitz, und wenn sie das Licht anscheinet, so scheinets gleichwie rotgrünlich, als ob ein Karfunkel daraus leuchtete oder als ob das Leben da Ursprung hätte.
12. Etliche sind der Hitze Qualität. Die sind die allerlichtesten, gelblich und rötlich, und wenn das Licht an sie leuchtet, so siehets gleich wie der Blitz des Sohnes Gottes. Etliche sind der Liebe Qualität am stärkesten. Die sind ein Anblick der himmlischen Freudenreich, ganz lichte, wenn das Licht an sie scheinet, so siehets gleich wie lichtblau, ein lieblicher Anblick.
13. Etliche sind des Tons Qualität am stärkesten. Die sind auch licht, und wenn das Licht an sie scheinet, so siehets gleich wie ein Aufsteigen des Blitzes, als wollte sich allda etwas erheben.
14. Etliche sind der ganzen Natur als wie eine gemeine Vermischung. Wenn das Licht an sie scheinet, so siehets gleich wie der heilige Himmel, der aus allen Geistern Gottes formieret ist.
15. Der König aber ist das Herze der Qualitäten und hat sein Revier inmitten als ein Quellbrunn, gleichwie die Sonne mitten unter den Planeten stehet und ist ein König der Sternen und ein Herze der Natur in dieser Welt. Also groß ist auch ein Cherub oder Engelskönig.
16. Und gleichwie die andern sechs Planeten neben der Sonnen Heerführer sind und der Sonnen ihren Willen geben, daß sie mag in ihnen regieren und wirken, also geben alle Engel ihren Willen dem Könige, und die Fürstenengel sind im Rate mit dem Könige.
17. Du sollst aber allhie wissen, daß sie alle einen Liebe-Willen untereinander haben. Keiner mißgönnet dem andern seine Gestalt und Schönheit. Denn wie es in den Geistern Gottes zugehet, also auch unter ihnen. Auch so haben sie alle zugleich die göttlichen Freuden und genießen alle zugleich der himmlischen Speisen, in dem ist kein Unterscheid. Nur in den Farben und Stärke der Kraft ist ein Unterscheid, aber in der Vollkommenheit gar nichts, denn ein jeder hat die Kraft aller Geister Gottes in sich. Darum wenn das Licht des Sohnes Gottes an sie scheinet, so erzeiget sich jedes Engels Qualität mit der Farben.
18. Ich habe der Gestalt und Farben nur etliche erzählet, aber ihr sind viel mehr, die ich um der Kürze willen nicht schreiben will. Denn gleichwie sich die Gottheit in unendlich erzeiget mit ihrem Aufsteigen, also hats auch unerforschlicher vielerlei Farben und Gestalten unter den Engeln. Ich kann dir in dieser Welt kein recht Gleichnis zeigen als den blühenden Erdboden im Maien, der ist ein tot und irdisch Vorbild.
Von der englischen Freude
19. Nun fragt sichs: Was tun denn die Engel Gottes im Himmel oder warum oder zu was Mittel hat sie Gott geschaffen? Das möget ihr Geizhälse merken, die ihr in dieser Welt nach Hoffart, Ehre, Ruhm, Gewalt, Geld und Gut trachtet und dränget dem Armen seinen Schweiß und Blut ab, und verpranget ihm seine Arbeit, und vermeinet, ihr seid besser als der einfältige Laie, wozu euch Gott geschaffen hat.
20. Frage: Warum hat Gott Fürstenengel geschaffen und nicht alle gleiche? Siehe, Gott ist ein Gott der Ordnung. Wie es nun in seinem Regiment in ihm selber, das ist in seiner Geburt und in seinem Aufsteigen gehet, wallet und ist, also ist auch der Engel Orden.
21. Gleichwie in ihm sind vornehmlich sieben Qualitäten, dadurch das ganze göttliche Wesen getrieben wird und sich in diesen sieben Qualitäten in unendlich erzeiget und doch die sieben Qualitäten Primus in der Unendlichkeit sind, dadurch die göttliche Geburt ewig in seiner Ordnung unveränderlich bestehet. Und gleichwie inmitten der sieben Geister Gottes das Herze des Leben geboren wird, davon die göttliche Freude aufgehet, also ist auch der Engel Orden.
22. Die Fürstenengel sind nach den Geistern Gottes geschaffen und der Cherub nach dem Herzen Gottes. Wie nun das göttliche Wesen wirket, also auch die Engel. Welche Qualität im Wesen Gottes aufgehet und sich sonderlich erzeiget in seiner Wirkung, als im Aufsteigen des Tones oder des göttlichen Wirkens, Ringens oder Kämpfens, derselbe englische Fürst, der derselben Qualität am stärkesten zugetan ist, der fänget auch seinen Reihen mit seinen Legionen an, mit Singen, Klingen, Tanzen, Freuen und Jubilieren.
23. Das ist eine himmlische Musica, denn das singet ein jeder nach seiner Qualität Stimme. Und der Fürst führet den Reihen, gleichwie ein Kantor mit seinen Schülern. Und der König freuet sich und jubilieret mit seinen Engeln dem großen Gott zu Ehren und zur Vermehrung der himmlischen Freuden. Und das ist in dem Herzen Gottes wie ein heiliges Spiel, und dazu sind sie auch geschaffen zur Freude und Ehre Gottes.
24. Wenn nun aufgehet die himmlische Musica der Engel, so gehet in der himmlischen Pomp in dem göttlichen Salitter auf allerlei Gewächse, allerlei Figuren, allerlei Farben, denn die Gottheit erzeiget sich in unendlich und in unerforschlicherlei Art, Farben, Formen und Freuden.
25. Nun welcher Quellgeist in der Gottheit sich dazumalen sonderlich erzeiget mit seinem Aufsteigen und Liebe-Ringen als wäre er Primus worden, derselbe Fürstenengel hebet auch alsbald seine himmlische Musica mit seinen zugetanen Engeln an, nach seiner Qualität mit Singen, Klingen, Pfeifen und aller himmlischen Kunst, die in den Geistern Gottes aufgehet.
26. Wenn aber das Zentrum inmitten aufgehet, das ist die Geburt des Sohnes Gottes sich sonderlich erzeiget als ein Triumph, da gehet auf die Musica oder Freuden aller drei königlichen Regimenten der ganzen Schöpfung aller Engel.
27. Was nun allhie für Freude sein mag, gebe ich einer jeden Seelen zu bedenken. Ich kanns in meiner verderbten Natur nicht fassen, viel weniger schreiben. Mit diesem Gesang zitiere ich den Leser in jenes Leben. Da wird er selber mit am Reihen sein und erst diesem Geist Glauben geben. Was er hie nicht verstehet, das wird er dort im Schauen haben.
28. Du sollst wissen, es ist aus keinem Steine gesogen, sondern wenn der Blitz im Centro aufgehet, so siehets und erkennets der Geist. Darum schaue zu und spiele nicht höhnisch an diesem Orte oder du wirst vor Gott ein Spötter erfunden werden, und darf dir wohl gehen wie dem König Luzifer.
29. Nun fragt sichs: Was tun denn die Engel, so sie nicht singen? Siehe, was die Gottheit tut, das tun sie auch: Wenn die Geister Gottes in sich fein lieblich einander gebären und ineinander aufsteigen als ein liebliches Halsen, Küssen und voneinander Essen, in welchem Geschmack und Geruch das Leben aufgehet und die ewige Erquickung, davon du davorne nach der Länge findest zu lesen, so gehen auch die Engel fein freundlich, holdselig und lieblich in dem himmlischen Revier miteinander spazieren und schauen die wunderbarliche und liebliche Gestalt des Himmels und essen von den holdseligen Früchten des Lebens.
30. Nun fragest du: Was reden sie miteinander? Siehe, du prächtiger, stolzer und hoffärtiger Mensch, die Welt will dir allhie zu enge werden, und du denkest, es sei dir niemand gleich. Hie bedenke dich, ob du auch Engelsart an dir hast oder Teufels.
31. Wem soll ich nun die Engel vergleichen? Den kleinen Kindern will ich sie recht vergleichen, die im Maien, wenn die schönen Röselein blühen, miteinander in die schönen Blümlein gehen und pflücken derselben ab, und machen feine Kränzlein daraus, und tragen die in ihren Händen und freuen sich, und reden immerdar von der mancherlei Gestalt der schönen Blumen, und nehmen einander bei den Händen, wenn sie in die schönen Blümlein gehen, und wenn sie heimkommen, so zeigen sie dieselben den Eltern und freuen sich, darob dann die Eltern gleich eine Freude an den Kindern haben und sich mit ihnen freuen.
32. Also tun auch die hl. Engel im Himmel. Die nehmen einander bei den Händen und spazieren in den schönen Himmelsmaien, und reden von den lieblichen und schönen Gewächsen in der himmlischen Pomp, und essen der holdseligen Früchte Gottes, und brauchen der schönen Himmelsblümlein zu ihrem Spiel, und machen ihnen schöne Kränzlein, und freuen sich in dem schönen Maien Gottes.
33. Da ist nichts denn ein herzlich Lieben, eine sanfte Liebe, ein freundlich Gespräch, ein holdselig Beiwohnen, da einer immer seine Lust an dem andern siehet und den andern ehret. Sie wissen von keiner Bosheit oder List oder Betrug, sondern die göttlichen Früchte und Lieblichkeit sind ihnen alles gemein. Einer mag sich der gebrauchen wie der ander, da ist keine Mißgunst, kein Widerwille, sondern ihre Herzen sind in Liebe verbunden.
34. Daran hat nun die Gottheit ihren höchsten Wohlgefallen, wie die Eltern an den Kindern, daß sich ihre lieben Kinder im Himmel also freundlich und wohlgebären, denn die Gottheit in sich selbst spielet auch also, ein Quellgeist in dem andern.
35. Darum können die Engel auch nichts anders tun, als gleichwie der Vater tut, wie solches auch unser englischer König Jesus Christus bezeuget, als er bei uns auf Erden war, wie im Evangelio stehet, indem er sprach: Wahrlich, wahrlich der Sohn kann nichts von ihm selber tun, sondern was er siehet den Vater tun, das tut auch gleich der Sohn, Joh 5,19. Item: So ihr nicht umkehret und werdet gleichwie die Kinder, so könnet ihr nicht in das Himmelreich kommen, Matth 18,3.
36. Damit meinet er, daß unsere Herzen sollen in Liebe verbunden sein wie der hl. Engel Gottes, und daß wir sollen freundlich und lieblich miteinander handeln und einander lieben und mit Ehrerbietung zuvorkommen wie die Engel Gottes.
37. Nicht daß wir sollen einander betrügen, belügen, den Bissen aus dem Munde reißen vor großem Geize, auch nicht daß einer soll über den andern stolzieren, prangen und verachten, der nicht seine schlimme Teufelslist brauchen kann.
38. 0 nein, so tun die Engel im Himmel nicht, sondern sie lieben einander. Keiner dünket sich schöner sein als der ander, sondern ein jeder hat seine Freude an dem andern und freuet sich des andern schöner Gestalt und Lieblichkeit, davon denn ihre Liebe gegeneinander aufsteiget, daß sie einander bei ihren Händen führen und freundlich küssen.
39. Merke die Tiefe: Gleichwie als wenn der Blitz des Lebens inmitten der göttlichen Kraft aufgehet, da alle Geister Gottes ihr Leben bekommen und sich hoch freuen, da ist ein lieblichs und heiliges Halsen, Küssen, Schmecken, Fühlen, Hören, Sehen und Riechen, also auch bei den Engeln. Wenn einer den andern siehet, höret und fühlet, so gehet in seinem Herzen auf der Blitz des Lebens und umfänget ein Geist den andern wie in der Gottheit.
40. Hie merke den Grund und höchste Geheimnis der Engel Gottes. So du nun willst wissen, wo ihre Liebe und Demut und Freundlichkeit herkommt, die in ihrem Herzen aufsteiget, so merke wie folget:
41. Ein jeder Engel ist beschaffen wie die ganze Gottheit, und ist wie ein kleiner Gott, denn da Gott die Engel beschuf, so beschuf er sie aus sich selber. Nun ist Gott an einem Orte wie am andern. Er ist überall der Vater, der Sohn und der Hl. Geist.
42. In diesen drei Namen und Kraft stehet der Himmel und diese Welt und alles, wo dein Herze hindenket. Und wenn du gleich einen kleinen Zirkel schlossest, da du kaum hineingehen könntest oder das du kaum erkiesen könntest, so ist dennoch die ganze göttliche Kraft drinnen und wird der Sohn Gottes drinnen geboren, und gehet der Hl. Geist drinnen vom Vater und Sohne aus. Ists nicht in Liebe, so ists im Zorn, wie geschrieben stehet: Bei den Heiligen bist du heilig und bei den Verkehrten bist du verkehrt, Ps 18,26, welche den Zorn Gottes selber über sich erwecken, welcher auch stehet in allen Geistern Gottes an dem Orte, wo er erwecket wird. Hingegen wo die Liebe Gottes erwecket wird, so stehet sie auch in voller Geburt der ganzen Gottheit dessen Ortes.
43. Und ist in diesem kein Unterscheid. Die Engel sind einer geschaffen wie der ander, alle aus dem göttlichen Salitter der himmlischen Natur. Allein das ist der Unterscheid zwischen ihnen, daß, da sie Gott beschuf, eine jede Qualität in der großen Bewegung in höchster Geburt oder Aufsteigen stund. Dannenher ist kommen, daß die Engel vielerlei Qualitäten sind und mancherlei Farben und Schönheit haben, und doch alles aus Gott.
44. Nun hat aber ein jeder Engel alle Qualitäten Gottes in sich. Aber eine ist die stärkeste in ihm. Nach derselben ist er genannt und in derselben glorifizieret.
45. Nun gleichwie die Qualitäten in Gott eine die andere immer gebäret, aufsteiget und herzlich liebet, und eine von der andern immer ihr Leben bekommt, und wie der Blitz im süßen Wasser in der Hitze aufgehet, davon das Leben und die Freude Ursprung hat, also ists auch in einem Engel. Seine innerliche Geburt ist nicht anders als die äußerliche außer ihm in Gott.
46. Gleichwie der Sohn Gottes außer den Engeln im mittlern Quellbrunne in der Hitze im süßen Wasser geboren wird aus allen sieben Geistern Gottes und erleuchtet hinwiederum alle sieben Geister Gottes, davon sie ihr Leben und Freude haben, also auch in gleicher Gestalt wird der Sohn Gottes in einem Engel in seinem mittlern Quellbrunne des Herzens in der Hitze im süßen Wasser geboren und erleuchtet hinwiederum alle sieben Quellgeister des Engels.
47. Und gleichwie der Hl. Geist vom Vater und Sohne ausgehet und formet und bildet und liebet alles, also auch gehet der Hl. Geist im Engel aus in seine Mitbrüder und liebet dieselben und freuet sich mit denselben.
48. Denn es ist kein Unterscheid zwischen den Geistern Gottes und den Engeln als nur dieser, daß die Engel Kreaturen sind und ihr körperlich Wesen einen Anfang hat, ihre Kraft aber, daraus sie geschaffen sind, die ist Gott selber und ist von Ewigkeit und bleibet in Ewigkeit. Darum ist ihre Behendigkeit also geschwinde wie der Menschen Gedanken. Wo sie hin wollen, da sind sie auch alsbald; dazu so können sie groß und klein sein, wie sie wollen.
49. Und das ist das wahrhaftige Wesen Gottes im Himmel, ja der Himmel selber. So dir deine Augen geöffnet wären, so solltest du es allhie auf Erden an der Stelle, da du bist, klärlich sehen. Denn kann das Gott einen Geist des Menschen sehen lassen, der doch im Leibe steckt und kann sich ihm im Fleische offenbaren, so kann er das auch wohl außer dem Fleische tun, so er will.
50. 0 du Sündenhaus dieser Welt, wie bist du mit der Höllen und dem Tod umfangen! Wache auf, die Stunde deiner Wiedergeburt ist vorhanden, der Tag bricht an, die Morgenröte zeiget sich. 0 du dumme und tote Welt, was forderst du doch Zeichen; ist doch dein ganzer Leib erstattet! Willst du nicht vom Schlafe aufwachen? Siehe, es wird dir ein groß Zeichen gegeben, aber du schläfest und siehests nicht. Darum wird dir der Herr ein Zeichen geben in seinem Eifer, den du erwecket hast mit deinen Sünden.
Von der ganzen himmlischen Wonne aller drei Königreiche der Engel
51. Allhier zeiget der Geist, daß wo ein jeglicher Engel beschaffen ist, daß derselbe Ort oder Locus in der himmlischen Natur, darinnen und daraus er ist eine Kreatur worden, sei sein eigener Sitz, den er für Naturrecht besitzet, solange er in Gottes Liebe bleibet. Denn es ist der Locus, den er von Ewigkeit gehabt hat, ehe daß er ist eine Kreatur worden, so ist derselbe Salitter an dem Orte gestanden, daraus er worden ist. Darum bleibet ihm derselbe Sitz für Naturrecht, solange er in Gottes Liebe wallet.
52. Nicht sollst du aber meinen, daß Gott hiermit gebunden sei, daß er ihn nicht dürfte daraus treiben, so er anders wallete als ihn Gott zum ersten geschaffen hat. Denn solang er in dem Gehorsam und in der Liebe bleibet, so ist der Ort für Naturrecht sein. Wenn er sich aber erhebet und zündet den Ort im Zornfeuer an, so zündet er seines Vaters Haus an und wird ein Widerwille wider den Locum, daraus er gemacht ist, und machet aus dem, was vor seiner Erhebung eines war, zwei.
53. Wenn nun das geschieht, so behält er sein körperlich Naturrecht für sich und der Locus behält seines auch für sich. Will aber die Kreatur, die einen Anfang hat, sich wider das erste setzen, das vor der Kreatur war, das keinen Anfang hat, und will den Locum verderben, den sie nicht gemacht hat, darinnen sie ist eine Kreatur in der Liebe geschaffen worden und will dieselbe Liebe zum Zornfeuer machen, so speiet billig die Liebe das Zornfeuer mit samt der Kreatur aus.
54. Dannenhero entstehen die Rechte in dieser Welt auch, denn wenn sich der Sohn wider den Vater setzet und schläget den Vater, so hat er sein väterlich Erbe verloren, und der Vater mag ihn aus dem Hause stoßen. Weil er aber in des Vaters Gehorsam ist, so hat der Vater keine Macht, ihn zu enterben.
55. Dieses weltliche Recht nimmt seinen Ursprung von dem Himmel, wie denn auch gar viel andere weltliche Rechte, die in den Büchern Mosis geschrieben sind, die nehmen ihren Anfang und Ursprung alle aus der göttlichen Natur im Himmel, welches ich denn klar an seinem Orte beweisen will aus rechtem Grund in der Gottheit.
56. Nun möchte einer sagen: So ist dann ein Engel gar an den Ort gebunden, darin er erschaffen ist, daß er nicht von dannen darf oder kann? Nein, so wenig als sich die Geister Gottes binden lassen in ihrem Aufsteigen, daß sie nicht sollten untereinander wallen, so wenig werden auch die Engel ganz in ihrem Loco gebunden.
57. Denn gleichwie die Geister Gottes immer ineinander aufsteigen und in ihrer Geburt ein Liebesspiel haben, und behält doch ein jeder Geist seinen natürlichen Sitz oder seinen Locum in der Geburt Gottes, und geschieht nimmer, daß sich die Hitze in die Kälte verwandelt oder die Kälte in die Hitze, sondern ein jedes behält seinen natürlichen Locum und steiget in dem andern auf, davon das Leben Ursprung hat.
58. Also auch die hl. Engel wallen oder wandeln in allen drei untereinander, davon empfähet einer von dem andern, das ist von des andern schöner Gestalt, Freundlichkeit und Tugend, seine höchste Freude, und behält doch ein jeder seinen natürlichen Sitz oder Locum, darinnen er zur Kreatur worden, für sein Eigentum.
59. Gleich als wenn einem in dieser Welt ein Blut-Freund und lieber Mensch aus einem andern Lande heimkommt, nach dem er ein herzlich Verlangen hat gehabt, da ist Freude und ein freundlich Benevenieren und ein Liebe-Gespräch, und es erzeiget der Wirt dem Gast das Allerbest, wiewohl dies nur kalt Wasser ist gegen dem himmlischen.
60. Also tun auch die hl. Engel gegeneinander. Wenn eines Königreichs Heer zu dem andern kommt oder einer fürstlichen Qualität Heer zu der andern fürstlichen Qualität Heere kommt, da ist nichts denn eitel Liebe-Empfangen, gar ein holdseliges Gespräche und freundliche Ehrerbietung, gar ein holdseliges Liebe-Spazieren, gar ein züchtiges und demütiges Wesen, ein freundliches Küssen und Führen; da gehet an der liebliche Reihen-Tanz.
61. Gleichwie die kleinen Kinder, wenn sie im Maien in die Blümlein gehen, da ihr denn manchmal viel zusammenkommen, da haben sie ein freundlich Gespräche und pflücken der Blümlein viel und mancherlei. Wenn nun dies geschehen ist, so tragen sie dieselben in ihren Händen und fangen an gar einen kurzweiligen Reihen-Tanz und singen aus ihres Herzens Freude und freuen sich. Also tun auch die Engel im Himmel, wenn sie aus fremdem Heere zusammenkommen.
62. Denn die verderbte Natur in dieser Welt arbeitet mit höchstem Fleiße, daß sie möchte himmlische Form hervorbringen, und müssen oft die kleinen Kinder der Eltern Lehrmeister sein, so es die Eltern könnten verstehen. Aber es ist leider jetzunder die Verderbung bei den jungen und bei den Alten, denn das alte Sprichwort lautet: Wie die Alten sungen, so lerneten auch die Jungen.
63. Bei dieser hohen Demut der Engel ermahnet der Geist die Kinder dieser Welt, daß sie sich sollen anschauen, ob sie auch eine solche Liebe zueinander tragen, ob auch eine solche Demut bei ihnen sei; was sie sich bedünken lassen, was sie wohl für Engel sind; ob sie auch denen gleich sind, da sie doch das dritte englische Königreich innehaben.
64. Siehe deine Liebe und deine Demut und deine Freundlichkeit will dir der Geist allhie ein wenig unter Augen stellen, du schöne englische Braut. Beschaue doch deinen Schmuck, welch eine schöne Freude mag wohl dein Bräutigam an dir haben, du lieber Engel, der du alle Tage mit dem Teufel tanzest.
65. Wenn jetzunder einer erhöhet wird und krieget nur ein wenig ein Amt, so ist ihm schon kein ander, der nicht dergleichen ist, gut genug. Er achtet den Laien nur für einen Fußschemel. Er trachtet bald danach, wie er der Laien Gut kann mit List unter sich bringen. Kann er nicht mit List, so tut ers mit Gewalt, damit er seinem Hochmut kann genug tun.
66. Kommt ein einfältiger Mann vor ihn, der sich nicht kann wohl verhauen, so stumpt er ihn ab gleich einem Hunde. Hat er eine Sache vor ihm, so muß der recht sein, der ein Ansehen vor ihm hat. Rat, Fritz, was bist du wohl für ein englischer Fürst? Im nachfolgenden Kapitel bei dem Fall des Teufels wirst du es finden, einen Spiegel; besiehe dich!
67. Zum andern, wenn einer jetzunder etwas mehr gelernet hat in weltlicher Kunst oder hat was mehr studieret als ein Laie, dem ist flugs kein Laie gleich; er kann ihm nicht nach der Kunst reden, er kann seinen stolzen Gang nicht. In Summa: Der Einfältige muß sein Narr sein, da er doch ein stolzer Engel ist und in seiner Liebe ein toter Mensch. Diese Part hat seinen Spiegel auch im nachfolgenden Kapitel.
68. Zum dritten: Wenn einer jetzunder reicher ist als der ander, so muß der Arme Narr sein; wenn er ein schöner Kleid kann erzeigen als sein Nächster, so ist ihm ein Armer schon nicht mehr gut genug, und gehet der alte Gesang im Werke jetzunder im vollen Schwange, der lautet:
Der Reich den Armen zwinget
Und ihm sein Schweiß abdringet,
Daß nur sein Groschen klinget. – Diese ‘Engel’ werden auch in das nachfolgende Kapitel zu Gaste geladen vor ihren Spiegel.
69. Zum vierten ist doch so gar eine teuflische in gemein Hoffart, eines über das ander Aufsteigen, Verachten, Belügen, Betrügen, Wuchern, Geizen, Neiden, Hassen. Es brennet jetzo in der Welt wie höllisch Feuer. Ach und ewig! 0 Welt, wo ist deine Demut? Wo ist deine englische Liebe? Wo ist deine Freundlichkeit? Wenn jetzunder der Mund spricht: Gott grüße dich, – so denkt das Herze: ja hüte dich!
70. 0 du schönes englisches Königreich, wie warest du gezieret? Wie hat der Teufel eine Mordgrube aus dir gemacht? Meinest du, du stehest jetzund im Flor; ja mitten in der Höllen stehest du. So dir nur die Augen eröffnet wären, so würdest du es sehen. Oder meinest du, der Geist sei trunken und sehe dich nicht? 0, er siehet dich wohl. Deine Schande stehet vor Gott bloß, du bist ein unzüchtig Weib und hurest Tag und Nacht und sprichst doch: Ich bin eine züchtige Jungfrau.
71. Ach, wie ein schöner Spiegel bist du vor den hl. Engeln. Reuch nur deine süße Liebe und Demut. Reucht sie nicht nach der Höllen? Diese Part werden allein dem künftigen Kapitel zu Gaste geladen.
Von dem königlichen Primat oder Gewalt der drei englischen Könige
72. Gleichwie die Gottheit in ihrem Wesen dreifaltig ist, indem sich der Ausgang aus den sieben Geistern Gottes dreifaltig erzeiget und gebäret als Vater, Sohn, Hl. Geist, einiger Gott, darinnen die ganze göttliche Kraft bestehet und alles, was da ist; und sind die drei Personen in der Gottheit doch nicht ein zertrennlich Wesen, sondern ineinander, also auch in gleicher Gestalt als sich Gott bewegete und die Engel beschuf, da wurden drei sonderliche Engel aus dem besten Kern der Natur, aus dem Wesen der Dreiheit in der Natur Gottes und in solcher Gewalt und Macht, wie die Dreiheit in den sieben Geistern Gottes hat.
73. Denn die Dreiheit Gottes gehet auf in den sieben Geistern Gottes und ist hinwieder aller sieben Geister Leben und Herze, also auch sind die drei englischen Könige ein jeder in seines Heeres oder Ortes Natur aufgangen, und ist ein natürlicher Herr seines Orts über das Regiment der Engel. Den Locum aber behält die Dreiheit der Gottheit, welche unveränderlich ist, für sich, und der König behält das Regiment der Engel.
74. Nun gleichwie die Dreiheit der Gottheit ist ein einig Wesen an allen Enden in dem ganzen Vater, und ist miteinander verbunden wie die Glieder in eines Menschen Leibe und sind alle Örter wie ein Ort, ob ein Ort gleich ein ander Geschäfte hat als der ander wie auch des Menschen Glieder, noch ist es ein Leib Gottes. Also auch sind die drei englischen Königreiche miteinander verbunden und nicht jedes insonderheit zertrennet. Es darf kein englischer König sagen: Das ist mein Reich, es darf mir kein ander König darein kommen.
75. Obs wohl sein anfänglich natürlich Erbreich ist und bleibet auch sein, so sind doch alle anderen Könige und Engel seine rechten natürlichen Brüder, aus einem Vater geboren, und erben ihres Vaters Reich alle zugleich.
76. Gleichwie die Quellgeister Gottes ein jeder seinen natürlichen Geburtssitz hat und behält seinen Natur-Locum für sich, und ist doch mit den andern Geistern der einige Gott, so die andern nicht wären, so wäre er auch nicht, auch so steiget einer in dem andern auf, also ists auch mit dem Primat der hl. Engel beschaffen, und hat keine andere Gestalt als in Gott.
77. Darum leben sie alle freundlich und friedlich beieinander in ihres Vaters Reiche wie die lieben Brüderlein. Es ist keine Grenze, wie weit einer darf oder nicht.
78. Nun möchte ein Einfältiger fragen: Auf was Mittel gehen die Engel oder worauf steuern sie ihren Fuß? Ich will dich allhie des rechten Grundes berichten, und ist im Himmel kein anderer als wie du es allhie im Buchstaben findest; denn in diese Tiefe siehet der Geist unverrückt, auch ists gar begreiflich.
79. Die ganze Natur des Himmels stehet in der sieben Quellgeister Kraft, und in dem siebenten bestehet die Natur oder Begreiflichkeit aller Qualitäten. Die ist nun ganz lichte und dicke wie ein Nebel, aber ganz scheinbarlich wie ein kristallen Meer, daß man kann durch alles sehen. Es ist aber die ganze Tiefe über sich und unter sich also.
80. Nun haben die Engel auch solche Leiber, aber trockener zusammenkorporieret, und ist ihr Leib auch der Kern aus der Natur, das Beste oder der schönste Glanz aus der Natur.
81. Nun auf den siebten Geist Gottes steuert sich der Fuß, der da ist dicke wie ein Nebel und helle wie ein kristallen Meer. Darinnen steigen sie über sich und unter sich, wohin sie wollen. Denn ihre Behendigkeit ist so schnelle, wie die göttliche Kraft selber. Doch ist einer geschwinder als der ander, alles nachdem er einer Qualität ist.
82. In demselben siebenten Naturgeist gehet auch auf die himmlische Frucht und Farben und alles, was begreiflich ist, und ist gleich einer Forma, als wenn die Engel sollten zwischen Himmel und Erden in der Tiefe wohnen, da sie auf- und niederstiegen und wo sie immer wären, da ruhete ihr Fuß, als stünde er auf der Erden.
83. Es haben die Alten den Menschen die Engel mit Flügeln vorgemalet, aber sie dürfen keine, sondern sie haben Hände und Füße wie die Menschen, aber auf himmlische Art.
84. Es wird am Tage der Auferstehung der Toten zwischen den Engeln und Menschen kein Unterschied sein, sie werden eine Formam haben. Welchs ich denn an seinem Orte klar beweisen will, und auch solches unser König Jesus Christus selber klar bezeuget, da er spricht: In der Auferstehung sind sie gleich den Engeln Gottes, Matth 22.30.
Von der großen Herrlichkeit und Schönheit der drei englischen Könige
85. Das ist der rechte Knittel, den man nach dem Hunde wirft, daß er fleucht. Bei diesem Gesange möchte ihm Herr Luzifer seinen Bart ausraufen vor Leide. Hie merke die Tiefe:
Von dem Könige oder Großfiirsten Micha-El
86. Micha-El heißt Gottes Stärke oder Kraft, und führet den Namen in der Tat, denn er ist aus den sieben Quellgeistern als ein Kern aus denselben zusammenkorporieret und stehet nun da als an Statt Gottes des Vaters.
87. Nicht der Meinung, daß er Gott der Vater sei, welcher bestehet in den sieben Geistern der ganzen Tiefe und ist nicht kreatürlich, sondern auf daß in der Natur unter den Kreaturen auch eine solche Kreatur sei wie Gott der Vater in den sieben Quellgeistern ist, die da herrschen unter den Kreaturen.
88. Denn da sich Gott kreatürlich machte, da machte er sich nach seiner Dreiheit kreatürlich. Gleichwie in Gott die Dreiheit das Größte und Vornehmste ist und doch gleichwohl seine wunderliche Proporz, Gestalt und Veränderung nicht kann ermessen werden, in dem er sich in seiner Wirkung so mancherlei und vielfältig erzeiget, also auch hat er drei Prinzipal- oder Fürstenengel geschaffen nach dem höchsten Primat seiner Dreiheit.
89. Hernach hat er Fürstenengel geschaffen, nach den sieben Quellgeistern, nach ihrer Qualität, als da sind Gabri-El, ein Engel oder Fürst des Tones oder schneller Botschaft, sowohl Rapha-El und andere mehr in dem Königreiche Micha-Els.
90. Dieses mußt du nicht verstehen, als hätten diese königischen Engel in der Gottheit, das ist in den sieb. en Quellgeistern Gottes, welche sind außer den Kreaturen, zu regieren. Nein, sondern ein jeder über seine Kreaturen.
91. Gleichwie die Dreiheit Gottes über das unendliche Wesen und über die Figuren und mancherlei Gestalt in der Gottheit regieret und dasselbe verändert und bildet. Also sind auch die drei englischen Könige ein Herr über ihre Engel bis in das Herze und tiefsten Grund, ob sie sie schon nicht können körperlich verändern wie Gott selber, der sie geschaffen hat, noch regieren sie sie körperlich, und sind ihnen verpflichtet und verbunden, wie Leib und Seele einander verbunden ist.
92. Denn der König ist ihr Haupt und sie sind des Königs Glieder, und die Quell-Fürsten-Engel sind des Königs Räte oder Geschäfte. Gleichwie im Menschen die fünf Sinnen oder wie die Hände und Füße oder das Maul, Nasen, Augen und Ohren, damit der König seine Geschäfte verrichtet.
93. Nun gleichwie alle Engel dem Könige verbunden sind, auch ist der König Gott seinem Schöpfer verbunden wie Leib und Seele. Der Leib bedeutet Gott und die Seele der englische König, der in dem Leibe Gottes ist, und ist auch im Leibe Gottes zur Kreatur worden und bleibet ewig in dem Leibe Gottes wie die Seele in ihrem Neste. Darum hat ihn auch Gott also hoch glorifizieret als sein Eigentum oder wie die Seele im Leibe glorifizieret ist.
94. Also siehet der König oder Großfürst Micha-El Gott dem Vater gleich in seiner Glorifizierung oder Klarheit, und ist ein König und Fürste Gottes auf dem Berge Gottes und hat das Amt in der Tiefe, darinnen er geschaffen ist.
95. Derselbe Zirk oder Raum, darinnen er und seine Engel geschaffen sind, ist sein Königreich, und er ist ein lieber Sohn Gottes des Vaters in der Natur, ein kreatürlicher Sohn, an dem der Vater seine Freude hat.
96. Nicht mußt du ihn dem Herzen oder dem Lichte Gottes vergleichen, das da ist in dem ganzen Vater, das da weder Anfang noch Ende hat wie Gott der Vater selber.
97. Denn dieser Fürste ist eine Kreatur und hat einen Anfang. Er ist aber in dem Vater und ist mit ihm in seiner Liebe verbunden als sein lieber Sohn, den er aus sich selber geschaff en hat.
98. Darum hat er ihm aufgesetzet die Krone der Ehre, der Macht und Gewalt, daß im Himmel nichts Höhers oder Schöners ist, auch nichts Mächtigers, als Gott selber in seiner Dreiheit, als er. Und das ist der eine König mit dem rechten Grunde in der Erkenntnis des Geistes recht beschrieben.
Von dem andern Könige, Luzifer itzo genannt, um seines Falles willen
99. Allhier, König Luzifer, tue die Augen ein wenig zu und stopfe deine Ohren ein wenig zu, daß du nichts hörest und siehest, sonst wirst du dich grausam schämen, daß ein anderer auf deinem Stuhl sitzet und deine Schande noch vorm Ende der Welt soll also gar offenbar werden, welche du doch von der Welt her hast verborgen gehalten und untergedruckt, wo du nur gekonnt hast. Jetzo will ich deinen königlichen Primat beschreiben, nicht dir, sondern den Menschen zu gefallen.
100. Dieser hochmächtige, herrliche und schöne König hat seinen rechten Namen verloren in seinem Falle, denn er heißt jetzunder Luzifer, das ist: ein Verstoßener aus dem Lichte Gottes. Sein Name ist anfänglich nicht also gewesen, denn er ist ein kreatürlicher Fürste oder König des Herzens Gottes gewesen in dem hellen Licht, der allerschönste unter den drei Königen der Engel.
Von seiner Erschaffung
101. Gleichwie Micha-El ist erschaffen nach der Qualität, Art und Eigenschaft Gottes des Vaters, also ist auch Luzifer erschaffen worden nach der Qualität, Art und Schönheit Gottes des Sohnes, und ist in Liebe mit ihm verbunden gewesen als ein lieber Sohn oder Herze, und sein Herze ist auch im Centro des Lichtes gestanden, gleich als wäre er Gott selber, und seine Schönheit ist über alles gewesen. Denn seine Umfassung oder vornehmste Mutter ist der Sohn Gottes gewesen. Da ist er gestanden als ein König oder Fürste Gottes.
102. Sein Revier, Ort und Raum mit seinem ganzen Heere, darinnen er ist zur Kreatur worden und das sein Königreich gewesen ist, da ist der erschaffene Himmel und diese Welt, darinnen wir mit unserm Könige Jesu Christo wohnen.
103. Denn unser König sitzet in göttlicher Allmacht, gleichwie König Luzifer saß auf dem königlichen Stuhle des verstoßenen Luzifer, und des Königes Luzifer Königreich ist nun seine worden. Fürst Luzifer, wie schmecket dir das?
104. Nun gleichwie Gott der Vater mit seinem Sohne ist mit großer Liebe verbunden, also auch ist König Luzifer mit dem Könige Micha-El mit großer Liebe verbunden gewesen als wie ein Herz oder ein Gott, denn der Quellbrunn des Sohns Gottes hat gereicht bis in Luzifers Herz hinein.
105. Allein daß er das Licht, das er in seinem Corpus gehabt, zum Eigentum gehabt, welches, weil es geschienen mit dem Lichte des Sohnes Gottes, so außer ihm gewesen ist, inqualieret oder inkorporieret hat als ein Ding, ob ihr gleich zwei gewesen sind, noch ist es miteinander verbunden gewesen wie Leib und Seele.
106. Und gleichwie das Licht Gottes in allen Kräften des Vaters regieret, also hat er auch in allen seinen Engeln regieret als ein mächtiger König Gottes, und hat auf seinem Haupte getragen die schönste Krone des Himmels.
107. Allhierbei will ichs jetzo bewenden lassen, dieweil ich im andern Kapitel werde also viel mit ihm zu schaffen haben. Er mag noch ein wenig allhier in der Krone prangen, sie soll ihm bald abgezogen werden.
Von dem dritten englischen Könige, Uri-El genannt
108. Dieser holdselige Fürst und König hat seinen Namen von dem Lichte oder von dem Blitze oder Ausgange des Lichtes, das bedeutet recht Gott den Hl. Geist.
109. Gleichwie der Hl. von dem Lichte ausgehet und formet und bildet alles und herrschet in allem, also ist auch die Gewalt und Holdseligkeit eines Cherubin. Der ist der König und das Herze aller seiner Engel, das ist, wenn ihn seine Engel nur anschauen, so werden sie mit dem Willen ihres Königes infizieret.
110. Gleichwie der Wille des Herzens alle Glieder des Leibes infizieret, daß der ganze Leib tut wie das Herze beschlossen hat oder wie der Hl. Geist im Centro des Herzens aufgehet und erleuchtet alle Glieder im Leibe, also auch infizieret der Cherub mit seinem ganzen Glanze und Willen alle seine Engel, daß sie alle zusammen sind wie ein Leib, und der König ist das Herze darinnen.
111. Nun dieser herrliche und schöne Fürst ist nach der Art und Qualität des Hl. Geistes gebildet, und ist wohl ein herrlicher und schöner Fürst Gottes, und ist mit den andern Fürsten in Liebe verbunden als ein Herze.
112. Das sind nun die drei Fürsten Gottes im Himmel. Wenn nun der Blitz des Lebens, das ist der Sohn Gottes, im mittlern Zirkel in den Quellgeistern Gottes aufgehet und sich triumphierend erzeiget, so steiget auch der Hl. Geist triumphierend über sich. In diesem Aufsteigen steiget auch die Hl. Trinität im Herzen dieser drei Könige auf, und triumphieret auch ein jeder nach seiner Qualität und Art.
113. In diesem Aufsteigen wird des ganzen Himmels Heer, alle Engel triumphierend und freudenreich, und gehet auf das schöne Te Deum Laudamus. In diesem Aufsteigen des Herzens wird der Marcurius im Herzen erwecket, sowohl in dem ganzen Salitter des Himmels. Da gehet in der Gottheit auf die wunderliche und schöne Bildung des Himmels in mancherlei Farben und Art, und erzeiget sich jeder Geist in seiner Gestalt sonderlich.
114. Ich kann es mit nichts vergleichen als mit den alleredelsten Steinen: als Rubin, Smaragden, Delphin, Onyx, Saphir, Diamant, Jaspis, Hyazinth, Amethyst, Berill, Sardis, Karfunkel und dergleichen.
115. In solcher Farbe und Art erzeiget sich der Naturhimmel Gottes im Aufgehen der Geister Gottes; wenn denn nun das Licht des Sohnes Gottes darinnen scheinet, so ist es gleich einem hellen Meere von oben erzählter Steine Farben.
Von der wunderlichen Proporz, Veränderung und Aufsteigen der Qualitäten in der himmlischen Natur
116. Weil denn der Geist des Himmels Gestalt zu erkennen gibet, so kann ichs nicht unterlassen also zu schreiben, und laß es dem walten, der es also haben will. Wiewohl der Teufel möchte Spötter und Verächter darüber erwecken, so frage ich doch nach dem nichts. Mir gnüget an der holdsigen Offenbarung Gottes. Sie mögen so lange spotten, bis sie es mit ewiger Schande erfahren werden, dann wird sie der Quell der Reue wohl nagen.
117. Ich bin auch nicht in Himmel gestiegen und habe solches mit fleischlichen Augen gesehen, viel weniger hat mirs jemand gesaget. Denn obgleich ein Engel käme und sagte mirs, so könnte ichs ohne Erleuchtung Gottes doch nicht fassen, viel weniger glauben. Denn ich stünde doch immer im Zweifel, obs auch ein guter Engel im Befehl Gottes gewesen wäre, sintemal sich der Teufel auch in Gestalt eines Engels verkleiden kann, die Menschen zu verführen, 2.Kor 11,14.
118. Weil es aber im Centro oder Zirkel des Lebens geboren wird als ein helle scheinend Licht, gleich der himmlischen Geburt oder Aufgehen des Hl. Geistes mit feurigem Trieb des Geistes, so kann ich dem nicht widerstehen. Die Welt mag meiner immerhin spotten.
119. Es bezeuget der Geist, es sei noch gar ein kleines dahin, so wird der Blitz im ganzen Zirkel dieser Welt aufgehen, zu welchem dieser Geist ein Bote oder Verkünder des Tages ist. Welcher Mensch alsdann nicht in der Geburt des Hl. Geistes zu derselben Zeit wird erfunden werden, in dem wird diese Geburt auch ewig nicht aufgehen, sondern er bleibet im Quell der Finsternis als ein toter harter Feuerstein, in welchem der Quell der Grimmigkeit und des Verderbens ewig aufsteiget. Da wird er in der Geburt des höllischen Greuels ewig spotten, denn waserlei Qualität der Baum ist, dessenerlei ist auch seine Frucht.
120. Du lebest zwischen Himmel und Hölle; in welches das du säest, in demselben wirst du auch ernten, und dasselbe wird deine Speise sein in Ewigkeit. Wirst du Spott und Verachtung säen, so wirst du auch Spott und Verachtung ernten, und das wird deine Speise sein.
121. Darum, o Menschenkind, siehe dich vor und traue nicht zuviel auf weltliche Weisheit. Sie ist blind und ist blind geboren. Wenn aber der Blitz des Lebens darinnen geboren wird, so ist sie nicht mehr blind, sondern siehet. Denn Joh 3,7 spricht Christus: Ihr müsset von neuem geboren werden, anders könnet ihr nicht in das Himmelreich kommen. – Wahrlich er muß auf eine solche Weise geboren werden im Hl. Geiste, welcher aufgehet im süßen Quellwasser des Herzens im Blitze.
122. Darum hat auch Christus die Taufe oder die Wiedergeburt des Hl. Geistes im Wasser geordnet, dieweil die Geburt des Lichtes im süßen Wasser des Herzens aufgehet. Welches gar ein groß Geheimnis ist, und ist auch allen Menschen von der Welt her verborgen blieben bis auf heute. Das will ich an seinem Orte klar beschreiben und beweisen.
123. Nun merke des Himmels Gestalt: Wenn du ansiehest diese Welt, so hast du ein Vorbild des Himmels. Die Sterne bedeuten die Engel. Denn gleichwie die Sternen unverändert müssen bleiben bis ans Ende dieser Zeit, also müssen die Engel in der ewigen Zeit des Himmels ewig unverändert bleiben.
124. Die Elementa bedeuten die wunderliche Proporz und Veränderung des Himmels Gestalt. Denn gleichwie sich die Tiefe zwischen Sternen und Erden in ihrer Gestalt immer verändert, bald ist es schön lichte, bald trübe, bald Wind, bald Regen, bald Schnee, bald ist die Tiefe blau, bald grünlich, bald weißlich, bald dunkel.
125. Also ist auch die Veränderung des Himmels in mancherlei Farben und Gestalt, aber nicht auf solche Art wie in dieser Welt, sondern alles nach dem Aufsteigen der Geister Gottes. Und das Licht des Sohnes Gottes scheinet ewig drinnen, aber es hat doch einmal ein größer Aufsteigen in der Geburt als das ander. Darum ist die wunderliche Weisheit Gottes unbegreiflich.
126. Die Erde bedeutet die himmlische Natur oder den siebenten Naturgeist, darinnen die Bildungen und Formen und Farben aufgehen. Die Vögel, Fische und Tiere bedeuten die mancherlei Gestalt der Figuren im Himmel.
127. Das sollst du wissen, denn es bezeugets der Geist im Blitze, daß im Himmel gleichwohl allerlei Figuren aufgehen gleich den Tieren, Vögeln und Fischen dieser Welt, aber auf himmlische Form, Klarheit und Art, sowohl allerlei Bäume, Stauden und Blumen. Aber gleichwie es aufgehet, also vergehets auch wieder, denn es wird nicht zusammenkorporiert gleich den Engeln, denn es figurieret sich also in der Geburt der aufsteigenden Qualitäten in dem Naturgeist.
128. Wenn eine Figur in einem Geiste gebildet wird, daß sie bestehet und so der andere Geist mit diesem ringet und obsieget, so wird sie wieder zertrennt oder ja verändert, alles nach der Qualitäten Art. Und das ist in Gott wie ein heiliges Spiel.
129. Darum sind auch die Kreaturen, als Tiere, Vögel, Fische und Würmer in dieser Welt nicht zum ewigen Wesen geschaffen, sondern zum vergänglichen, gleichwie die Figuren des Himmels auch vergehen. Das setze ich nur zu einer Anleitung hieher. Bei der Schöpfung dieser Welt wirst du es ausführlich geschrieben finden.