Von dem kläglichen und elenden Zustande der verderbten Natur und Ursprung der vier Elementen anstatt der hl. Regierung Gottes
Das 17. Kapitel
Von dem kläglichen und elenden Zustande der verderbten Natur
und Ursprung der vier Elementen anstatt der hl. Regierung Gottes
Wiewohl Gott ein ewiger allmächtiger Regent ist, dem niemand widerstehen kann, so hat die Natur in ihrer Anzündung doch nun gar ein wunderlich Regiment bekommen, welches vor den Zeiten des Zorns nicht gewesen ist.
2. Denn die sechs Quellgeister haben den siebenten Naturgeist vor den Zeiten des Zorns in dem Loco dieser Welt ganz sanft und lieblich geboren, gleichwie jetzo im Himmel geschieht, und ist gar kein Funke des Zorns darinnen aufgangen.
3. Dazu ist alles ganz licht darinnen gewesen, und hat doch keines andern Lichts darinnen bedurft, sondern der Quellbrunn des Herzens Gottes hat alles erleuchtet und ist ein Licht in allem gewesen, das überall unauflöslich und unaufhaltlich hat geschienen, denn die Natur ist ganz dünne gewesen, und ist alles nur in Kraft gestanden und ist gar eine liebliche Temperanz gewesen.
4. Alsbald sich aber der Streit in der Natur mit den stolzen Teufeln hat angefangen, da hat in dem siebenten Naturgeiste in dem Revier Luzifers, welches ist der Locus dieser Welt, alles eine andere Gestalt und Wirkung bekommen.
5. Denn die Natur kriegte einen zweifachen Quell, und ward die äußerste Geburt in der Natur im Zornfeuer angezündet, welches Feuer man nun heißet den Zorn Gottes oder die brennende Hölle.
6. Hierzu gehöret nun der allerinnerste Sinn zum Verstande: Der Locus, wo das Licht im Herzen geboren wird, der begreift dieses nur; der äußerliche Mensch begreift es nicht. Siehe, als Luzifer mit seinem Heere das Zornfeuer in der Natur Gottes erweckte, daß sich Gott in der Natur in dem Loco Luzifers erzürnete, so kriegte die äußerste Geburt in der Natur eine andere Qualität, ganz grimmig, herbe, kalt, hitzig, bitter und sauer. Der wallende Geist, welcher zuvorhin in der Natur hatte fein sanft qualifizieret, der ward in seiner äußersten Geburt ganz erheblich und schrecklich, welchen man jetzunder in der äußersten Geburt den Wind oder das Element Luft heißet von wegen seiner Erhebung.
7. Denn als sich die sieben Geister in ihrer äußersten Geburt anzündeten, so gebaren sie einen solchen hartwallenden Geist. Auch so ward das süße Wasser, welches vor den Zeiten des Zorns ganz dünne und unbegreiflich war, ganz dicke und erheblich, und die herbe Qualität ward ganz scharf und kaltfeurig, denn sie kriegte eine strenge Zusammenziehung gleich dem Salze.
8. Denn das Salzwasser oder Salz, welches auf heute noch in der Erden gefunden wird, das hat seinen Ursprung und Herkommen von der ersten Anzündung der herben Qualität. So haben die Steine auch ihren Anfang und Herkommen davon, sowohl auch die Erde.
9. Denn die herbe Qualität zog nun den Salitter ganz herbe und strenge zusammen und vertrocknete ihn. Davon ist die bittere Erde worden. Die Steine aber sind aus dem Salitter, welcher diesmals in Kraft des Tones gestanden, worden.
10. Denn wie die Natur mit ihrem Wirken, Ringen und Aufsteigen der Geburt in der Zeit des Anzündens ist gestanden, also hat sich auch eine Materia zusammengezogen.
11. Nun fraget sichs: Wie ist denn ein begreiflicher Sohn aus der unbegreiflichen Mutter worden? Dessen hast du ein Gleichnis, wie die Erde und Steine aus der Unbegreiflichkeit sind worden.
12. Siehe, die Tiefe zwischen Himmel und Erden ist auch unbegreiflich. Noch gebären der Elementen Qualitäten gleichwohl zu manchen Zeiten ein lebendig und begreiflich Fleisch darinnen, als Heuschrecken, Fliegen und Würmer.
13. Das machen der Qualitäten strenge Zusammenziehungen, in welchem zusammengezogenem Salitter sich dann alsbald das Leben gebäret. Denn wenn die Hitze die herbe Qualität anzündet, so gehet das Leben auf, denn die bittere Qualität beweget sich, welche des Lebens Ursprung ist.
14. Also auch in gleicher Gestalt hat die Erde und Steine ihr Herkommen. Denn als sich der Salitter in der Natur anzündete, so ward alles ganz rauh, dicke und finster wie ein dicker, finsterer Nebel, welche die herbe Qualität mit ihrer Kälte vertrocknete.
15. Weil aber das Licht in der äußersten Geburt verlosch, so ward die Hitze in der Begreiflichkeit gefangen und konnte ihr Leben nicht mehr gebären. Davon ist der Tod in die Natur kommen, daß ihr die Natur oder die verderbte Erde nicht mehr helfen kann. Und darauf hat eine andere Schöpfung des Lichts müssen erfolgen, sonst wäre die Erde ein ewiger unauflöslicher Tod; nun aber gebäret sie ihre Frucht in Kraft und Anzündung des erschaffenen Lichtes.
16. Nun möchte einer fragen: Wie hats denn eine Gestalt mit der zweifachen Geburt bekommen? Ist denn Gott in der Anzündung des Zornfeuers in dem Loco dieser Welt erloschen, daß also nichts als nur ein Zornfeuer ist? Oder ist aus dem einigen Gott ein zweifacher Gott worden? Antwort: Dieses kannst du nicht besser begreifen oder verstehen als nur an deinem eignen Leibe. Der ist durch den ersten Fall Adams mit aller Geburt, Geschicklichkeit und Willen ein solch Haus worden, wie der Locus dieser Welt ist worden.
17. Erstlich hast du das tierische Fleisch, das ist durch den Lustbiß also worden, denn es ist das Haus der Verderbung.
18. Als Adam aus dem verderbeten Salitter der Erden, das ist: aus dem Samen oder Massa, welchen der Schöpfer aus der verderbten Erden zog, gemacht ward, so war er erstlich nicht ein solch Fleisch, sonst wäre sein Leib sterblich geschaffen gewesen, sondern er hatte einen englischen Kraftleib, darinnen sollte er ewig bestehen und sollte von englischer Frucht essen, welche ihm denn auch im Paradies wuchs vor seinem Falle, ehe der Herr die Erden verfluchte.
19. Weil aber der Same oder die Massa, daraus Adam gemacht ward, mit der verderbten Sucht des Teufels etwas infizieret war, so lüsterte Adam nach seiner Mutter, das ist: von der Frucht der verderbten Erden zu essen, welche da in ihrer äußerlichen Begreiflichkeit böse und im Zornfeuer also hart begreiflich war worden.
20. Weil aber Adams Geist nach seiner Frucht lüsterte, die da war wie die verderbete Erde, so figurierte ihm auch die Natur einen solchen Baum zusammen, der da war wie die verderbete Erde. Denn Adam war das Herz in der Natur; darum half sein animalischer Geist auch diesen Baum bilden, davon er gerne essen wollte.
21. Als aber der Teufel sah, daß die Lust in Adam war, so stach er getrost auf den Salitter in Adam und infizierte den Salitter, daraus Adam gemacht war, noch sehrer.
22. Da war es nun Zeit, daß ihm der Schöpfer ein Weib bauete, welche hernach die Sünde zu Werk richtete und von der falschen Frucht aß. Sonst wo Adam hätte von dem Baum gessen, ehe das Weib aus ihm gemacht war, so wäre es noch übler zugangen.
23. Weil aber dieses gar eine hohe und tiefe Beschreibung bedarf, dazu viel Raumes gehöret, so suche es bei dem Fall Adams, da wirst du es ausführlich beschrieben finden. Ich wende mich jetzo zu dem vorgenommenen Gleichnis.
24. Als nun Adam von der Frucht aß, die da böse und gut war, so kriegte er auch bald einen solchen Leib. Die Frucht war verderbet und begreiflich, wie noch heute alle Früchte auf Erden sind. Einen solchen fleischlichen und begreiflichen Leib kriegten auch Adam und Eva zuhand.
25. Nun aber ist das Fleisch nicht der ganze Mensch, denn dieses Fleisch kann die Gottheit nicht fahen oder begreifen, sonst wäre das Fleisch nicht sterblich und verweslich. Denn Christus saget Joh 6,63: Der Geist ist das Leben, das Fleisch ist kein Nütze.
26. Denn dieses Fleisch kann das Himmelreich nicht erben, sondern es ist nur ein Same, der in die Erde gesäet wird, daraus wird wieder ein unbegreiflicher Leib wachsen, wie der erste war vorm Falle. Der Geist aber ist das ewige Leben, welcher mit Gott inqualieret und die innerliche Gottheit in der Natur begreift.
27. Nun gleichwie der Mensch ist in seinem äußerlichen Menschen verderbet und ist nach seiner fleischlichen Geburt im Zorne Gottes und auch dazu ein Feind Gottes, und ist doch nur ein einiger Mensch und nicht zween – dagegen ist er in seiner geistlichen Geburt ein Kind und Erbe Gottes, der mit Gott herrschet und lebet und mit der innersten Geburt Gottes inqualieret – also ist auch der Locus dieser Welt nun worden.
28. Die äußerliche Begreiflichkeit in der ganzen Natur dieser Welt und aller Dinge, die darinnen sind, stehen alle im Zornfeuer Gottes. Denn es ist durch die Anzündung der Natur also worden, und Herr Luzifer mit seinen Engeln hat seine Wohnung auf jetzo in derselben äußerlichen Geburt, welche im Zornfeuer stehet.
29. Nun aber ist die Gottheit von der äußerlichen Geburt nicht abgeteilet, daß es auf jetzo in dieser Welt zwei Dinge wären, sonst hätte der Mensch keine Hoffnung, auch so stünde diese Welt nicht in der Kraft und Liebe Gottes.
30. Sondern es ist die Gottheit in der äußerlichen Geburt verborgen und hat die Wurfschaufel in der Hand und wird einmal die Spreu und den angezündeten Salitter auf einen Haufen werfen und seine innerliche Geburt davon entziehen und solches dem Herrn Luzifer und seinem Anhange zu einem ewigen Hause gehen.
31. Unterdessen muß Herr Luzifer in der äußersten Geburt, in der Natur dieser Welt, im angezündeten Zornfeuer gefangen liegen. Und darin hat er große Gewalt und kann allen Kreaturen mit seinem animalischen Geiste in der äußersten Geburt, welche im Zornfeuer stehet, ins Herze greifen.
32. Darum muß die Seele des Menschen stets mit dem Teufel kämpfen und streiten, denn er hält ihr stets die Säuäpfel des Paradieses für. Sie soll auch anbeißen, damit er sie auch in seine Gefängnis möchte bringen.
33. Wenn ihm aber das nicht will gelingen, so gibt er ihr manchen harten Kopfstoß, und muß derselbe Mensch immer im Kreuz und Elende in dieser Welt stecken. Denn er verdeckt das edle Senfkörnlein, daß sich der Mensch selber nicht kennet. So meinet denn die Welt, er werde von Gott also geplaget und zerschlagen, damit ist des Teufels Reich immer verborgen blieben.
34. Aber warte, Fritz, du hast mir auch manchen Stoß gegeben; ich habe dich lernen kennen und will dir deine Tür allhie ein wenig aufschließen, damit ein anderer auch sehe, wer du bist.