Der magische Mensch und sein Werden
Gregor A. Gregorius (Eugen Grosche) (1928)
Gregor A. Gregorius, mit bürgerlichem Namen Eugen Grosche gibt in diesem Text seine Perspektive bezüglich der Geheimnisse magischer Disziplinen und Praktiken, sowie verborgenes Logenwissen der magischen Künste, dar. Gregorius war Großmeister der Geheimloge Fraternitas Saturni.
Es ist immer wieder wichtig, auf die große Zielsetzung des Menschen hinzuweisen, dass er sich innerlich völlig wandeln soll. Nie darf er vergessen, dass die große Wandlung des geistig unfreien Menschen in den geistig hochgepolten, unabhängigen, magischen, esoterischen Menschen zu erstreben ist. Seine geistige und magische Durchbildung muss dauernd fortgesetzt werden. Jedes Zeitalter schafft sich seine eigenen Menschentypen. Der Mensch soll aus geistiger Erkenntnis heraus sich freiwillig der Umprägung stellen, die ihn zum Typus des Wassermann-Menschen formt.
Das kommende Wassermannzeitalter ist nicht nur ein Zeitalter der Technik, der Elektrizität und der Maschinen, die seinen Beginn ankündigen, sondern ein Zeitalter der Strahlungskräfte. Wir stehen vor gewaltigen Umwälzungen und einem riesigen Aufstieg menschlichen Geistes und Wissensdranges.
Dieser Zeitraum von 2160 Jahren gliedert sich in mehrere Epochen. Alles ist fließend, aber in- und untereinander verbunden. Dieses muss der Mensch sehen lernen, ungetrübt und frei von den großen, suggestiven Beeinflussungen, die immer stärker die Welt als Begleiterscheinungen der großen Umwälzungen durchfluten. Dann wird er auch die Marksteine in der Menschheitsgeschichte erkennen und bewusst miterleben.
Er soll nicht nur einseitig politisch schauen oder nur wirtschaftlich denken. Dieser historisch-politische und wirtschaftliche Aufbau ist eine Sache für sich und soll Politikern und Wirtschaftlern überlassen bleiben. Aufgabe des Esoterikers ist aber, das geistige Reifen der Menschheit in den großen Zusammenhängen zu erfassen und zu studieren.
Jede Epoche wird getragen von einem geistigen Impuls. Man muss erkennen, ob dieser Impuls göttlichen oder dämonischen Ursprungs ist. Jedes Zeitalter hat ganz bestimmte Vertreter und Führer. Es ist nötig, unterscheiden zu lernen, welchem Prinzip diese mehr oder weniger starken Persönlichkeiten angehören, ob sie den Aufstieg oder Abstieg wollen, ob sie die Menschheitsrevolution vorwärts treiben oder hindern, ganz gleich, ob sie bewusst oder unbewusst handeln, denn sie sind alle doch nur Werkzeuge höhergelagerter, kosmischer Kräfte. Hier die primären Wurzeln zu erkennen, ist wichtig und nötig.
So wurde kurz nach dem ersten Weltkrieg eine kleinere, geistige Epoche von einem Fünfgestirn hervorragender Persönlichkeiten getragen:
Graf Hermann Keyserling, Philosoph, Darmstadt
Dr. Hans Much, Arzt, Hamburg
Walter Rathenau, Berlin
Rudolph Steiner, Anthroposoph, Dornach
und der Schriftsteller Mereschkowski.
Diese fünf haben als Wegweiser für die geistige Menschheit viel getan. Diese Namen sind nur ein Beispiel für den Menschen, der nach wahrhaft esoterisch gelagerten, geistigen Menschen sucht, um seinen Wissensdurst nach höherer Erkenntnis zu befriedigen. Wir können auch größere Epochen innerhalb der Zeitalter unterscheiden, zum Beispiel: Im hinter uns liegenden Fischezeitalter unterscheiden wir die Frühgnosis, die Gotik, die Renaissance, das Mittelalter, die Biedermeierzeit usw., je nachdem, welchen Maßstab wir anlegen an unsere Betrachtungsweise. Wir können die großen Kriege und Revolutionen zu Grunde legen oder sonstige wichtige Ereignisse im Leben der Völker. Natürlich dürfen wir hierbei unseren Blick nicht einseitig auf ein einzelnes Volk richten, uns nicht beengen lassen durch nationales Denken, sondern immer nur als Mensch der Erde denken.
Die Liebe zur Menschheit ist eines der größten Ziele, für das schon unzählige, wertvolle Menschen geopfert worden sind.
Wenn wir die Rhythmen erkennen, die das jeweilige Zeitalter durchströmen, so sehen wir auch die kosmischen Zentralisationspunkte, die das Zeitgeschehen formen. Wir erkennen das Wirken der Planetenwesen, die Ausströmung der Dämonien. Mars als Dämon und Kriegsplanet, wirkt besonders jetzt wieder stark auf die Menschheit und ist als größter Feind zu bekämpfen. Leider ist seine erneute Zündung erfolgt durch Uranus, dem Herrscher des kommenden Zeitalters, der ihm im Influxus der Energetik wesensverwandt, aber viel höher gepolt ist. Die Tragik unserer heutigen Zeit liegt gerade darin, dass der größte Teil der Menschheit noch nicht auf der höheren Oktave des Uranus schwingt, ihn nur als Malefizplanet spürt und auf diese Weise nur die in den Menschen niederer Ordnung sowieso stark vorherrschenden Marsinstinkte – wieder emporreißen lässt.
Neue Kriege! Neues Morden! Neue Unterdrückungen! Das liegt nicht im Sinne eines Gottmenschentums, das wir erstreben. Noch nie war die Menschheit, und vor allem unser Volk, geistig so arm wie heute. Der Untergang Europas vollzieht sich vor unseren Augen, wenn wir nur sehen wollen.
Kollektives Denken ist Gift für die geistige Entwicklung eines jeden Volkes. So wird durch diese Mars/Uranus-Wirkung wohl auch der technische Mensch, der technische Künstler und Gelehrte erzeugt, aber diese sind rein energetische Verstandesmenschen. Wohl sind sie uranisch beeinflusst, aber hart im Ton, ohne Gefühl, ohne Seele. Ihr Wesen hat gleichsam einen stählernen Klang. Es fehlt aber die zum Menschen gehörende seelische Unterschwingung. Jupiter, der Planet der Güte und des Verstehens, schweigt in ihnen. Ihre Werke, ihr Schaffen stellen sie den Mächten zur Verfügung, welche die Menschen knechten und immer wieder zum Morden antreiben.
Vor allem haben sie Saturnus, den Planeten der großen, inneren Reife, noch nicht in sich begriffen in seiner höheren Oktave. Wohl führt er oft durch Leid und Härte, aber sein Ziel ist nicht tönende Härte, sondern schweigende Stille. Nicht stählerner marsisch-uranischer Klang, sondern klares Erkennen und schweigendes Handeln. Durch Leid und Erfahrung zur Erkenntnis, das ist der Weg zur Reife.
So wandelt sein Symbol sich im Spiegelbilde. Er ist dann das große, stille Licht der erkennenden Einsamkeit für reife Menschen, die zu sich selbst gefunden haben. Sie beginnen nun in der Stille zu wirken im Dienste der höchsten und harmonischsten Menschheits-Ideale, die nicht mehr den Mars-Dämonien gehorchen, nicht mehr zerstören, sondern den anderen Menschen als geistigen Bruder betrachten und empfinden, wenn er sich als solcher wert erweist.
Erst dann vereinen sich Uranus und Saturn, die beiden Herrscher des Aquarius im harmonischen Zusammenklang eines Akkordes, wie das Tönen einer einzigen, großen Glocke. In diesem Moment der Umwandlung im Einzelnen ist der magische Mensch des neuen Zeitalters geworden. Nur ein solcher ist fähig, an den kommenden, großen Aufgaben mitzuarbeiten, die jetzt der Menschheit gestellt sind. Es gilt die Trümmer dieser chaotischen Zustände wegzuräumen und die Völker erneut zu einen, nicht durch diktatorische Zwangsmaßnahmen, sondern durch gegenseitiges, geistiges Verstehen.
Wieder steht die Menschheit an den schweren Säulen des Eingangstores zu einer neuen Zeitepoche. In dunkelgrünem Lichte leuchtet die Torinschrift:
Tue, was du willst, ist das ganze Gesetz!
Wieder muss Saturn, der Hüter der Schwelle, durchschritten werden. Immer lauter tönt die große Glocke. Tausende werden zerbrechen, Millionen vergehen, und weitere Millionen werden beiseite stehen und nicht begreifen: Diese aber werden nur Dung sein für die geistige Elite einer kommenden Menschheits-Generation, welche führen wird auf die Höhen geistiger Erkenntnis.
Hinter dem geöffneten Tore leuchtet dann Uranus auf in kristallklarem, hellblauen Lichte. Dann schweigt der Mord und das Wüten der Diktatoren, das Rasen der Gelddämonen, und die Menschen werden sich höhere, geistige Ziele setzen und diesen nachstreben, denn sie werden erkannt haben, was es in Wahrheit heißt: Mensch zu sein!
Wir stehen im Morgenlichte einer neuen Epoche! Das muss jeder Suchende klar erkennen, auch wenn es ihm nicht vergönnt sein sollte, sie in dieser seiner jetzigen Inkarnation zu erleben.
Immer wieder muss auf die Lehre von den beiden Oktaven der Planeten hingewiesen werden, die auch für diese Betrachtungsweise wichtig ist, denn es kommt darauf an, wie der Mensch auf die jeweiligen planetarischen Einflüsse reagiert.
Uranus ist wesensverwandt in energetischer Schwingung mit Mars, aber in seiner höheren Oktave ist er eine Hochpolung merkurieller Kräfte. Der Intellekt, die Logik und die kritische Verstandesschärfe des Merkur polt sich hoch in eine reine Intuition, in ein bewusstes oder unbewusstes Hellsehen und in ein geniehaftes Denken. Es kommt nur darauf an, in welchen Lebensbezirken der Mensch diese geistigen Kräfte verwendet. Wo liegt die Rettung von der Dämonie des Zeitgeschehens?
Zunächst im Einzelmenschen selbst, in der Hochpolung des Individuums, um sich den gewaltigen Suggestionen zu entziehen. Jeder Einzelne soll ein Kraftquell werden und ausstrahlen und so auf diese Weise einen hochwertigen geistigen Zellenaufbau schaffen. Das ist eine hohe Zielsetzung im Sinne des Weltbürgertums, aufgebaut auf einer Astro-Religion und auf einer Harmonie des Menschheitsgedankens. Dann wird der uralte Sternenkult wieder neu erstehen.
An erster Stelle wieder erdverbunden sein im Sinne der geistigen Naturgesetze, nicht nur materiell, wie es jetzt die Menschen sind. Die Verbindung mit dem Erdgeist ist deshalb eine so wichtige magische Disziplin: sie gibt dem Menschen die nötige Sicherheit, geistig hinüber zu reifen nach anderen Sternen.
Dazu wird das kommende Zeitalter des Aquarius der Menschheit die Möglichkeit geben, um im Äon des Saggitarius, dem goldenen Zeitalter, zu ernten, was sie gesät hat im vorhergehenden Zeitalter des Capricornus, in dem Saturnus allein herrscht.
In solchen großen Zusammenhängen muss der Mensch denken lernen. Wenn er auch in diesen Zeiträumen oft seinen Körper wechseln muss, sein Ego bleibt beteiligt an diesem Werke: dem geistigen Tempelbau der Menschheit. Ist er von diesen Gedanken durchdrungen, so fällt ihm dieses kurze Dasein trotz aller Mühe leicht. Kein leiblicher Tod schreckt ihn, denn er weiß sich eingefügt in einen wunderbaren Prozess menschlicher Lebensreife, der in Jahrtausenden sich vollzieht, aber immer im lebendigen Fluss sich befindet. Diese Worte sind erstmalig gesprochen worden im Jahre 1928!
Sie haben ihre Gültigkeit nicht verloren. Es ist unendlich wichtig, dass sie erneut erklingen in der heutigen Zeit, in der leider wieder die dunklen Wolken eines neuen Krieges am Osthorizont drohend emporsteigen. Und deshalb seien hier einige Gesichtspunkte genannt, die erkennen lassen, ob der Mensch in seiner magischen Vervollkommnung zielgerecht und fortschreitend arbeitet: Stunden der Stille. Meditationen. Magische Impulse. Zentralisation des Ichs. Hart sein gegen sich selbst. Nicht sentimental sein. Zielbewusst sein. Gewollt einsam sein. Bewusste Isolierung gegen die negierende Umwelt. Wille zur Freude und zur Freiheit. Wille zur Schönheit. Freiheit im Denken. Immunität gegen sexuelle Hörigkeit. Keine Versklavung durch Süchte. Freiheit in der Liebe. Freiheit in der Religion. Freiheit im Staat. Unabhängigkeit im Beruf. Möglichst wenig Arbeit im Sinne kapitalistischer Ausbeutung. Stärkste Naturverbundenheit. Hohes Niveau der geistigen Bildung. Abgrenzung gegen Dummheit und Nichtverstehen.
Über jeden dieser Punkte lässt sich sprechen und jeder enthält Aufgaben für den Menschen an sich selbst. Selbstverständlich sind sie nur richtunggebend: Der Mensch soll sich nicht starr an ihnen festhalten, denn das wäre falsch. Er wird ja sowieso erst durch Erfahrung klüger. Die größten Dummheiten, wie z.B. die Ehe, macht er in jungen, unreifen Jahren doch.
Hier aber gilt es, die begangenen Fehler soweit wie möglich wieder gutzumachen. Glücklich ist der Mensch, der schon vom Schicksal ausersehen ist, bereits in jungen Jahren dieses Wissen zu erlangen: Er kann dadurch vieles vermeiden, was er sonst aus Unerfahrenheit tun würde. Die schönsten Jahre dieses Erdendaseins für den reifen Menschen liegen zwischen 45 und 63. – Es ist aber die Zeit der Ernte und des ungetrübten Genusses.
Erst jetzt begreift man, was man erreicht und geschaffen hat. Diese Jahre sind wie kostbarer, alter Wein. In selbstgewollter Einsamkeit wird man die Schönheit dieser Erde dann genießen unter Verzicht auf die Lebensgemeinschaft mit der indifferenten Menge. Deshalb möglichst keinerlei Bindung, am wenigsten an das andere Geschlecht. Geistige Freundschaften pflegen, gute Bücher lesen und die Natur lieben, dann kann der Mensch wahrhaft glücklich sein in dieser Einsamkeit und Schönheit. Dieses Ziel lässt sich erreichen mit wenigen Mitteln, man muss nur auf manches verzichten können, was scheinbar zur Kultur gehört.
Logischerweise wird sich ein solcher Zellenaufbau auch einmal zusammenfügen zu Geistesgruppen, zu Völkereinheiten, zu Nationen auf dem Wege zum Erdenbürgertum. Aber diese Gruppen und Völker werden dann nicht mehr von Parlamenten und Diktatoren beherrscht und stehen nicht mehr unter der Zinsknechtschaft des Kapitalismus, sondern der Geistwille einer hochstehenden Volksschicht dominiert und regiert im Sinne einer harmonischen Ausgleichung. Dann werden sich die Ziele eines Mahatma Gandhi, eines Ramakrischna u.v.a., die schon den Menschheitsfrieden predigten, erfüllen.
Das ist keine Utopie, sondern ein Ziel, wert, es zu erstreben. Wir haben ja Jahrhunderte Zeit zu dieser Zielsetzung von Jahrtausenden. Aber bewusst an diesen Gedanken diese kurze Zeitspanne des Lebens mitzuarbeiten, gibt dem Menschen ein so starkes, innerliches Glücksgefühl, dass ihm das Dasein erst lebenswert erscheint.
Noch mordet und betrügt der größte Teil der Menschheit und jagt Idealen nach, die nur Jahrzehnte dauern und dann wieder verfallen, weil dem Menschen der Ewigkeitsgedanke abhanden gekommen ist. An den Himmel und die Hölle der kirchlichen Dogmen glauben ja nur noch geistig Arme: Die anderen dienen nur dem Mammon.
Esoteriker zu sein, bedeutet weit mehr als Kommunist, Nationalist oder Demokrat zu sein. Er ist viel höher gelagert. Er ist Individualist in geistigem Sinne. Aber auch diese Bezeichnung betrifft nur seinen Weg. Sein Ziel bleibt doch das große Prinzip einer reinen Menschenliebe im Sinne eines geistigen Weltbürgertums, das mit dem Kosmos verbunden ist. Das ist nicht nur der Sinn unseres Erdendaseins, sondern der Sinn des Erdwesens selbst.
Wenn wir in dem großen Blickfeld sehen, wie Europa dem Untergange unaufhaltsam zueilt – mag dieser Prozess der Auflösung auch noch einige Jahrhunderte dauern – so beginnt doch immer mehr als Zeitproblem sich für uns die Aufgabe herauszukristallisieren, an der Menschheitsevolution während unseres so kurzen Lebens tätig mitzuarbeiten, denn das Reifen des Menschheitsgedankens ist nur im Rahmen einer harmonisch zusammengefassten, geschlossenen Gesamtmenschheit möglich und fruchtbar. Alle Schranken, die Völker und Kontinente trennen, werden und müssen fallen.
Die Arbeit hat also am Individuum, am Selbst des Einzelnen zu beginnen. Ist er in sich gefestigt und ausgereift, so wird er Gruppenarbeit und Lehrtätigkeit ausüben können und von selbst dazu getrieben werden. Wie in der Natur sich die Atome zu Atomgruppen und zum Zellenaufbau zusammenschließen, so finden sich dann die Zellen zu Organen zusammen.
Nur muss der Mensch esoterisch und kosmisch denken lernen. Oft reift die gesäte Saat erst in Jahrzehnten oder in späteren Generationen. Es ist immer ideell gedacht, bewusst für die Menschen zu arbeiten. Die Tatsächlichkeit der periodischen Zusammenhänge kann der Mensch ja am eigenen Leben feststellen und studieren.
So spannt man sich unbewusst in das unablässige Wirken des Erdgeistes ein und hilft ihm, im Sinne des Chrestosprinzipes sich zu läutern und sich von den dämonischen Einflüssen des Gegendemiurgen zu befreien, um als Endziel erlöst zu werden. Diese gewollte Wandlung der geistigen Zielrichtung der Menschheit und der Völker ist nur die eine Seite des Problems, parallel läuft die Wandlung der Volksseele der europäischen Völker. Immer mehr tritt als Fortschritt eine Durchdringung der westlichen Kulturen mit östlichen Ideen zu Tage.
Die europäischen Religionen sind bereits in der Zersetzung begriffen. Die heute schon zahlenmäßig mächtigste Religion: der Buddhismus, wächst stetig und kristallisiert sich zum modernen, religiösen Weltbild. Östliche Mystiker von Bedeutung tragen die Impulse und die Schönheit östlicher Mystik in europäische Kreise. Namen wie Rabindranath-Tagore, Innaynat Khan, Vivekananda, Krischnamurti, Gandhi, sind nicht ohne Einwirkung und seelischen Nachhall in Europa geblieben. Die Weisheiten eines Laotse und eines Konfuzius werden in ihrer Tiefe und im geistigen Gehalte auch in Europa verstanden.
Das Licht kommt vom Osten ….. aber nicht im Sinne kommunistischer Propaganda! Immer neue Wellen werden im Laufe der Zeit Europa durchdringen, die in der fernöstlichen Philosophie ihren Ursprung haben. Jeder Mensch sollte nicht nur das Buch von Spengler: “Der Untergang des Abendlandes” gelesen haben, sondern sich schon etwas mit den Werken obengenannter Mystiker vertraut machen. Es gibt kurzgefasste Einführungen in die Lehren dieser hervorragenden, geistigen Männer.
Aber auch aus dem grauen Nebel der Vorzeit beginnen geistige Impulse wirksam zu werden, die primär in den längst versunkenen Kulturen ihren Ursprung haben und die sonderbarerweise noch immer – oder auch wieder – die Kraft besitzen, in den dafür prädestinierten Menschenhirnen zu wirken. Wohl wird diese Wirkung meist nur oberbewusst und intellektuell verspürt und erfasst, aber auch unterbewusst beginnen die seelischen Kulturzentren wieder in den Völkern der Jetztzeit zu kreisen.
Diese auftretenden Faktoren in mannigfaltigster Art und Variation sind Reflexionen zentralisierter Ideen, die Jahrtausende überdauert haben. Die religiösen, alten Kulturzentren reflektieren noch heute als magischer Influxus und sind an sich – ihrem Ideengehalte nach – unsterblich, denn sie sind kosmischen Ursprungs. Naturgemäß unterliegen sie natürlich dem Wechsel der Formen, unterliegen den Anpassungen an die Zeitströmungen und durchfluten in immer neuerer Prägung die Völker-Geschehnisse der Neuzeit, ohne sich jedoch in ihrer inneren, geistigen und magischen Struktur je zu verändern. Sie bilden immer wieder die Kernpunkte der in Erscheinung tretenden Kulturen im Wandel der Zeiten.
Dieser geistige Influxus unterliegt also periodischen Gesetzmäßigkeiten und ist verankert in den Gestirnkonstellationen einer mundanen Kosmosophie, angepasst den Sonnenflecken-Periodizitäten und den Mondrhythmen.
So wichtig die Ursachen sind, so merkbar ist ihre Wirkung. Es ist Aufgabe des esoterischen Menschen, diesen magischen, vielgestaltigen Influxus zu erkennen und zu erfassen, denn er manifestiert sich wieder nach dem Gesetz der Freiheit in einer dreifachen Aspektauswirkung und zwar:
1. intellektuell: Technik und merkurieller Fortschritt,
2. seelisch: Steigerung des religiösen Bewusstseins der Völker,
3. geistig: Wandlung der Weltanschauung auf philosophischer und ethischer Grundlage.
Die Hirne der Menschen reagieren darauf ganz individuell. Man kann sogar drei große Empfangsgruppen unterscheiden. Aber das Gros der Menschen verspürt überhaupt nicht diese hochwertigen Impulse und versteht nicht, sich eine Basis für eine weitere Entwickelung zu schaffen. Meister Theorion hat ganz recht mit seinem Ausspruch, wenn er sagt: “Dreiviertel der Menschheit ist zur Zeit nur Dung
für eine sich bildende geistige Oberschicht.”
Wenn wir nun diese sich bildenden Menschheitsgruppen betrachten, so sehen wir, dass in ihnen entweder Saturnus in seiner planetarischen Einwirkung dominiert, d.h., dass in ihnen sich eine Zentralisation der geistigen Kräfte vollzieht zu einer immer stärker werdenden Durchdringung der Zeitprobleme, oder dass Uranus ganze Gruppen erfasst und durchdringt mit seinen energetischen Impulsen, und so geistige Revolutionen erzeugt, die zu totalen Umwälzungen der Weltanschauungen führen und sich im Einzelmenschen sogar steigern können und zu ekstatischen Zuständen oder verfeinern zu einer inneren Schau, zum Hellsehen und Hellfühlen.
Keiner der jetzt lebenden, geistigen, esoterisch denkenden und geschulten Menschen darf diese Wandlung des Erdgeistes an sich achtlos vorüberziehen und hereinbrechen lassen, sondern jeder muss erstreben, teilzuhaben an dieser Umformung, sei es als Aufgabe, sei es zur Reife.
Zur magischen Schulung der Persönlichkeit gibt es verschiedene Wege: Schulung der Willenskräfte – energetischer Weg. Schulung der Intuitions- und Inspirationskräfte. Steigerung der Empfindungsbasis. Schulung der Verstandeskräfte. Systematischer, intellektueller Aufbau. Aber diese Wege bilden nur einen Teil der Aufgabe. Die zweite Aufgabe heißt: die magische Umpolung der kosmischen verankerten Kräfte im Menschen.
Hierzu können wieder verschiedene Hinweise gegeben werden, die aber nur richtungsgebend sind. Der Anfang soll gemacht werden mit einer bewussten Beherrschung der Triebkräfte im Menschen, jedoch keine Negierung! Damit ist nicht nur eine anzustrebende Eindämmung der Sexualität gemeint, die selbstverständlich ist, denn Sexualität geht meistens auf Kosten der Geistigkeit, sondern es ist eine Verminderung der rein gefühlsmäßigen Einstellung zum Lebensdasein zu erstreben. Das Wort ”Gefühlsduselei” ist bezeichnend für denjenigen Zustand, den ich meine und der auf jeden Fall ausgemerzt werden muss. Es soll dadurch aber keine seelische Verflachung eintreten, sondern eine Vertiefung des Unterscheidungsvermögens. Der Mensch soll auch durch eine Analyse seiner Gefühlsmomente versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen und die wahren primären Ursachen zu erkennen.
Hinter dem Wort und dem Begriff “Mitleid” verbirgt sich oft nur Schwäche und Haltlosigkeit und ein wahlloses Verströmen der aufgespeicherten Liebe führt oft zu einem Leerlauf des Herzens. Es ist sehr leicht, sich auch hier eine Basis zu schaffen. Meister Therion sagt bezeichnenderweise den inhaltsvollen Satz:
“Jeder Mensch ist ein Stern”, d.h., jeder Mensch gehorcht kosmischen Gesetzmäßigkeiten im Rahmen seiner eigenen Entwicklung, und deshalb hat kein Mensch das Recht, in die Entwickelung eines anderen Menschen bewusst einzugreifen! Wie häufig kann Mitleid Unheil gebären, und wie oft kann aus der Schwäche positive Erkenntnis entstehen. Die Begriffe sind hier tatsächlich relativ.
Die Natur schafft sich auch in der Menschheit selbst ihre Auswahl, nicht nur im biologischen, sondern auch im geistigen Sinne. Deshalb soll man lernen, seine geistigen Ziele möglichst weit und hoch zu setzen. Man soll versuchen, nicht nur eine umfassende Menschen- und Weltkenntnis zu erlangen, sondern auch die Größe des gesamten Weltgeschehens im Blickfeld eines betrachtenden, geistigen Menschen zu erfassen. Weltverstehen gibt absolute, geistige Unabhängigkeit, und ein Heimatgefühl für ein Erdenbürgertum. Deshalb ist eine Bekämpfung eines extremen Egoismus wichtig für den Esoteriker, eine Steigerung des Weltgefühls zu erzielen und das Naturgefühl zu vertiefen. Alles vereint, gibt das den wahrhaft geistigen Menschen dieser Tage.
So wächst der Mensch mit den Aufgaben, die er sich selbst stellt. Er wächst mit der Reichweite seiner Welterkenntnis. So wird er lebensstark, wenn auch einsam. Aber Einsamkeit ist das Ziel aller geistig strebenden Menschen. Darum: Absonderung von der indifferenten Menge!
Natürlich ist der Weg den ich weise nicht leicht: Er führt durch viel Leid, Einschränkung und Bitterkeit. Aber wenn der Mensch erkannt hat, dass gerade das Leid die positiven Ideen entwickeln kann, wenn das Leid mit der Erkenntnis verbunden ist, dann geht er den Weg aufwärts: Und Saturnus, der große Hüter, leuchtet in ihm auf im Jupiterlichte.
Erlebtes Leid adelt! Nur das Bestehen eines immerwährenden Lebenskampfes schafft neue Lebensenergien und damit auch als Ausgleich für Leidperioden die Freude am Erfolg. Geistiger Kampf ist nicht nur Lebenszweck, sondern Erfüllung des Lebensdaseins. Geistiges Tatmenschentum ist wohl eine der höchsten Gipfelleistungen der Menschheit.
Denkt der Mensch so, dann stärkt er sich als Individuum gegen die Einwirkungen der kompakten Majorität der Menge und macht sich immun gegen die großen Suggestionen der wirtschaftlichen und politischen Weltzentren, die die Menschheit mit ihren dämonischen Unterdrückungen dauernd durchfluten. Natürlich wird sich dieser Reifeprozess des Individuums je nach der betreffenden inneren Struktur langsamer oder schneller gestalten. Mancher Mensch reift plötzlich durch ein einschneidendes Erlebnis. Bei anderen wiederum vollzieht sich der innere Aufbau gewissermaßen Stein auf Stein. Die Hauptsache aber ist, dass im Menschen diese große Wandlung jetzt vollzogen wird: Der Kabbalist sagt dafür: “Die Umstellung der Lichter! “
Dann wird der Zweck schon in diesem Leben erreicht, nämlich ein einsamer, aber ein magischer Mensch zu werden, der sich einzufügen weiß in dem großen Evolutionsprozess der Menschheit und dadurch glücklich ist. Parallel zu dem Werden des magischen Menschen soll nun auch eine praktische, magische Schulung gehen, eine Anwendung der erreichten magischen Kräfte für den Alltag zur Lebensgestaltung und zur bewussten Beeinflussung und Gestaltungsformung der meist hemmenden Umwelt.
Andererseits kann erstrebt werden eine möglichst enge und intensive Kontaktverbindung mit den übergelagerten Sphären durch angewandte kosmische praktische Magie.