Jakob Böhme – Mysterium Pansophicum

MYSTERIUM PANSOPHICUM oder Gründlicher Bericht von dem Irdischen und Himmlischen

Jacob Böhme (1620)

Jakob_BoehmeDer einstige Schuhmacher Jakob Böhme, verfasste beeindruckende mystische Werke und wurde zu einem bekannten Mystiker, Pansoph und Theosoph. In diesem Text versucht er Vorgänge zu erklären, die er für sehr schwer oder fast gar nicht zu beschreiben hält. Denn nach Ansicht Böhmes liegen diese fern unserer begrifflichen Vorstellung. Jakob Böhme versucht hier weniger die Entstehung der Welt, sondern mehr die Entstehung Gottes zu erklären.

 

MYSTERIO, wie die in einander stehen, und wie in dem Irdischen das Himmlische offenbaret werde: verfasset in neun Texte.

Da dann Babel, die große Stadt auf Erden, mit ihrer Gewalt und Wundern zu sehen ist, warum Babel ist erboren, und woraus; allda der Antichrist soll bloß stehen. Eine ganz wunderliche Offenbarung, genommen aus dem höchsten Arcano. Worinnen ganz offenbar stehet, was die Turba aller Wesen sei. Geschrieben den Kindern Gottes, welche durch eine solche Warnung aus der brennenden Babel werden fliehen, und aus der Turba sollen zu Kindern Gottes erboren werden.

Alles ganz ernstlich und treulich gegeben aus Erkenntnis des großen Mysterii von Jacob Böhme, im Jahr 1620 den 8 Mai.

Der Erste Text.
Summarien.
1. Der Ewige Verstand der Magia, machet in sich, da nichts ist

1. Der Urgrund ist ein ewig Nichts, und machet aber einen ewigen Anfang, als eine Sucht; denn das Nichts ist eine Sucht nach etwas: und da doch auch nichts ist, das etwas gebe; sondern die Sucht ist selber das Geben dessen, das doch auch nichts ist als bloß eine begehrende Sucht. Und das ist der ewige Verstand der Magiae, welche in sich machet, da nichts ist; sie machet aus nichts etwas, und das nur in sich selber, und da doch dieselbe Sucht auch ein Nichts ist, als nur bloß ein Wille. Er hat nichts, und ist auch nichts, das ihm etwas gebe, und hat auch keine Stätte, da er sich finde oder hinlege.

Der Zweite Text.
Summarien.
1. Im Nichts ist eine Sucht, die in ihr den Willen zu Etwas machet; 2. Der Wille aber, ist ein Geist und ein Magus, und wird von der Sucht geursachet; 3. daraus die Natur, und der Geist der Natur zu ersinnen.

1. So denn also eine Sucht im Nichts ist, so machet sie in sich selber den Willen zu etwas, und derselbe Wille ist ein Geist, als ein Gedanke, der gehet aus der Sucht, und ist der Sucht Sucher; denn er findet seine Mutter als die Sucht. Itzt ist derselbe Wille ein Magus in seiner Mutter; denn er hat etwas gefunden in dem Nichts, als seine Mutter, und so er dann seine Mutter funden hat, so hat er jetzt eine Stätte seiner Wohnung.

2. Und verstehet hierinnen, wie der Wille ein Geist ist, und ein andres als die begehrende Sucht. Denn der Wille ist ein unempfindlich und unerkenntlich Leben; aber die Sucht wird vom Willen funden, und ist im Wollen ein Wesen. Jetzt wird erkannt, dass die Sucht eine Magia ist, und der Wille ein Magus, und dass der Wille größer ist als seine Mutter, die den gibt; denn er ist Herr in der Mutter, und wird die Mutter für stumm erkannt, und der Wille für ein Leben ohne Ursprung; und da doch die Sucht eine Ursache des Willens ist, aber ohne Erkenntnis und Verstand, und der Wille ist der Verstand der Sucht.

3. Also geben wir euch in kurzem zu entsinnen die Natur [und den Geist der Natur], was von Ewigkeit ohne Urstand gewesen ist, und befinden also, dass der Wille als der Geist, keine Stätte seiner Ruhe habe; aber die Sucht ist ihre eigene Stätte, und der Wille ist ein Band daran, und wird doch auch nicht ergriffen.

Der Dritte Text.
Summarien.
1-2. Der Wille ist die Ewige Allmacht, und herrschet über die Sucht, und regieret das Leben der Sucht. 3-4. Der Ewige Willengeist ist Gott.

1. So denn also der ewige Wille frei ist von der Sucht, aber die Sucht nicht frei von dem Willen, denn der Wille herrschet über die Sucht; so erkennen wir den Willen für eine ewige Allmacht. Denn er hat nichts seinesgleichen, und die Sucht ist zwar ein Bewegen vom Ziehen oder Begehren, aber ohne Verstand, und hat ein Leben, aber ohne Witz.

2. Jetzt regieret der Wille das Leben der Sucht, und tut mit dem, was er will: und ob er etwas tut, so wird es doch nicht erkannt, bis sich dasselbe Wesen mit dem Willen offenbare, dass es ein Wesen werde in des Willens Leben: so wird erkannt, was der Wille hat gemacht.

3. Und erkennen also den ewigen Willensgeist für Gott, und das regende Leben der Sucht für Natur. Denn es ist nichts ehers, und ist beides ohne Anfang, und ist je eines eine Ursache des andern, und ein ewig Band.

4. Und also ist der Willensgeist ein ewig Wissen des Ungrundes, und das Leben der Sucht ein ewig Wesen des Willens.

Der Vierte Text.
Summarien.
1. Die Sucht ist ein Begehren, 2. und das Begehren ein Anziehen. 3. Der Wille nimmt, da nichts ist, und wird schwanger; 4. gebäret in sich, 5. nämlich ein Wort oder Schall, 6. und eröffnet das verständige Leben der Magiae. 7-8. Der dreifaltige Geist ist sein Meister: das Wort sein Sitz, und stehet in Mitten als ein Herz. 9. So ist Gott und Natur von Ewigkeit.

1. So denn also die Sucht ein Begehren ist, und dasselbe Begehren ein Leben ist, so geht dasselbe begehrende Leben in der Sucht vor sich, und ist immer der Sucht schwanger.

2. Und das Begehren ist ein strenges Anziehen und hat doch nichts als sich selber, als die Ewigkeit ohne Grund und zeuchts magisch, als sein Begehren selber zu einer Substanz.

3. Denn der Wille nimmt jetzt da nichts ist, er ist ein Herr und Besitzer und ist selber kein Wesen und herrschet doch in dem Wesen, und das Wesen machet ihn begehrend, als nämlich des Wesens. Und so er dann in sich begehrend wird, so ist er magisch und schwängert sich selber, als mit Geist ohne Wesen; denn er ist im Urstande nur Geist. Also machet er in seiner Imagination nur Geist und wird des Geistes schwanger, als der ewigen Wissenheit des Ungrundes, in Allmacht des Lebens, ohne Wesen.

4. Und so er dann schwanger ist, so gehet das Gebären in sich und wohnet in sich selber. Denn des andern Lebens Essenz kann diese Schwängerung nicht fassen und sein Behälter sein. Also muss die Schwängerung in sich gehen und sein eigen Behälter sein, als ein Sohn im ewigen Geist.

5. Und weil diese Schwängerung kein Wesen [w tekœcie: Leben] hat, so ist es eine Stimme oder Schall, als ein Wort des Geistes und bleibet im Urstande des Geistes, denn es hat sonst keinen Sitz, als nur im Urstande des Geistes.

6. Und ist doch ein Wille in diesem Wort, der da will ausgehen in ein Wesen, und derselbe Wille ist des urständlichen Willens Leben, der gehet aus der Schwängerung, als aus dem Munde des Willens aus, in das Leben der Magiae, als in die Natur, und eröffnet das unverständige Leben der Magiae, dass es ein Mysterium ist, da ein Verstand essentialisch inne lieget und bekommt also einen essentialischen Geist, da jede Essenz ein Arcanum oder ein Mysterium ist eines ganzen Wesens und ist also im Begriff, als ein ungründlich Wunder der Ewigkeit, da viel Leben ohne Zahl erboren werden, und ist doch zusammen alles nur ein Wesen.

7. Und der dreifaltige Geist ohne Wesen ist sein Meister und Besitzer, und da er doch das Naturwesen nicht besitzet, denn er wohnet in sich selber.

8. Das Wort ist sein Zentrum oder Sitz, und stehet inmitten als ein Herz, und der Geist des Worts, welcher im ersten ewigen Willen urständet, eröffnet die Wunder des essentialischen Lebens, dass also zwei Mysteria sind, eines im geistlichen und eines im essentialischen Leben, und wird das Geistleben für Gott erkannt, und auch recht also genannt; und das essentialische Leben für Naturleben, welches keinen Verstand hätte, wenn nicht der Geist oder das Geistleben begehrend wäre. In welchem Begehren das göttliche Wesen, als das ewige Wort und Herz Gottes, immer und von Ewigkeit immer erboren wird, von dem der begehrende Wille ewig ausgeht, als sein Geist in das Naturleben, und eröffnet alldarinnen das Mysterium aus den Essentien und in den Essentien, dass also zwei Leben sind, und auch zwei Wesen, aus und in einem einigen, ewigen, ungründlichen Urstande.

9. Und also erkennen wir, was Gott und Natur ist, wie es alles beides von Ewigkeit, ohne einigen Grund und Anfang ist, denn es ist ein immer ewigwährender Anfang. Es anfänget sich immer und von Ewigkeit in Ewigkeit, da keine Zahl ist, denn es ist der Urgrund.

Der Fünfte Text.
Summarien.
1. Als Geistleben stehet hinein, und das Naturleben heraus, 2. und wird einer runden Kugel verglichen; 3. dass demnach zwei Principia in Einem Ewigen Urstand sind, 4. und die Ewige Wesenheit erhält es. 5. Gut und Bös urständet von der Imagination in das große Mysterium, 6. wie an den Kreaturen dieser Welt zu sehen ist. 7. Aus dem Spiegel entstehet die Widerwärtigkeit, 8. welche die Kreatur wirket. 9. Mit der Schöpfung ist der Grimm auch beweget worden, 10. welchen die ewige Natur verlassen will.

1. So denn also von Ewigkeit zwei Wesen sind gewesen, so können wir nicht sagen, dass eines neben dem andern stehe, und sich fasse, dass eines das ander ergreiffe; und können auch nicht sagen, dass eines außer dem andern stehe, und eine Trennung sei. Nein, sondern also erkennen wir, dass das Geistleben in sich hinein gewandt stehet, und das Naturleben aus sich und vor sich gewandt stehe.

2. Da wir es denn zusammen einem runden Kugelrade vergleichen, das auf allen Seiten gehet, wie das Rad in Ezechiel andeutet.

3. Und ist das Geistleben eine ganze Fülle des Naturlebens, und wird doch nicht ergriffen von dem Naturleben; und das sind zwei Principia in einem ewigen Urstande, da jedes sein Mysterium hat und seine Wirkung. Denn das Naturleben wirket bis zum Feuer, und das Geistleben bis zum Licht der Glorie und Herrlichkeit; da wir denn im Feuer verstehen den Grimm der Verzehrung der Wesenheit der Natur, und im Licht die Gebärung des Wassers, welches dem Feuer die Gewalt nimmt, wie vornen in den Vierzig Fragen von der Seelen gemeldet wird.

4. Und ist uns also erkenntlich eine ewige Wesenheit der Natur, gleich dem Wasser und Feuer, welche also gleichwie ineinander vermenget stehen, da es dann eine lichtblaue Farbe gibt, gleich dem Blitz des Feuers; da es dann eine Gestalt hat, als ein Rubin mit Kristallen in ein Wesen gemenget, oder als gelbe, weiß, rot, blau in dunkel Wasser gemenget, da es als blau in grün ist, da jedes doch seinen Glanz hat und scheinet, und das Wasser also nur ihrem Feuer wehret, dass kein Verzehren allda ist, sondern also ein ewig Wesen in zweien Mysterien ineinander, und doch der Unterschied zweier Prinzipien als zweierlei Leben.

5. Und also verstehen wir hierinnen das Wesen aller Wesen, und dann, dass es ein magisch Wesen ist, da sich kann ein Wille in dem essentialischen Leben selber schöpfen, und also in eine Geburt treten, und in dem großen Mysterio eine Qual erwecken; sonderlich im Feuerurstand, die zuvor nicht offenbar war, sondern lag im Mysterio als ein Glast in der Vielheit der Farben verborgen, als wir dessen einen Spiegel an Teufeln und an aller Bosheit haben, und auch also erkennen, wovon alle Dinge böse und gut Urständen, als nämlich von der Imagination in das große Mysterium, da ein wunderlich essentialisch Leben sich selber gebieret.

6. Als wir dieses eine genungsame Erkenntnis an den Kreaturen dieser Welt haben, als da das göttliche Leben hat das Naturleben einmal erreget und erwecket, wie es hat so wunderliche Kreaturen aus dem essentialischen Mysterio erboren: da man dann also verstehet, wie jede Essentia sei zu einem Mysterio worden, als zu einem Leben und auch weiter verstehet, wie also in dem großen Mysterio eine magische Sucht sei, dass also die Sucht jeder Essentien wieder einen Spiegel mache, sich im Spiegel ersehen und zu erkennen.

7. Und da es alsdann die Sucht ergreifet, verstehe den Spiegel, und in seine Imagination führet und befindet, dass es nicht seines Lebens ist. Da dann die Widerwärtigkeit entstehet und der Eckel, dass die Sucht will wegwerfen den Spiegel und kann doch auch nicht; also suchet jetzt die Sucht das Ziel des Anfangs und gehet aus dem Spiegel, so ist der Spiegel zerbrochen und ist die Zerbrechung eine Turba, als ein Sterben des gefassten Lebens.

8. Und ist uns hocherkenntlich, wie dass die Imagination der ewigen Natur also die Turbam mit in der Sucht im Mysterio hat, aber unaufwecklich: die Kreatur, als der Spiegel der Ewigkeit, wecke es denn selber auf, als den Grimm, der in der Ewigkeit im Mysterio verborgen liegt.

9. Und sehen allhier, als sich die ewige Natur hat einmal mit der Schöpfung der Welt beweget, dass der Grimm ist mit erreget worden und sich auch in Kreaturen offenbaret: Wie man viel böser Tiere, auch Kräuter und Bäume, so wohl Würmer findet, als Kröten, Schlangen und dergleichen. Da die ewige Natur einen Eckel daran träget, und wird die Bosheit und Gift allein in seiner Essenz genähret.

10. Und deshalben suchet auch die ewige Natur das Ziel der Bosheit und will die verlassen; da sie dann in die Turbam, als ins Sterben fället und ist doch kein Sterben, sondern ein Ausspeien ins Mysterium, da die Bosheit mit ihrem Leben soll besonders stehen, als in einer Finsternis: Denn die Natur verlässt sie und überschattet sie, dass sie also in sich selber, als ein bös, giftig und grimmig Mysterium stehet und ist selber seine eigene Magia als eine Sucht der giftigen Angst.

Der Sechste Text.
Summarien.
1-2. Wie Widerwärtigkeit ist in der Kreatur. 3. Daraus urständet aller Gewalt dieser Welt. 4. Die Vielheit suchet das Eine. 5. Dann Ein Herr, soll die ganze Welt regieren, 6. da der Treiber wird gesuchet werden, 7. im 6000ten Jahre, 8. im Tage der vollbrachten Schöpfung, 9. nämlich am 6. Tage, über den Mittag.

1. Als wir uns also entsinnen und erkennen, jetzt finden wir die Widerwärtigkeit aller Wesen, da ja eines des andern Eckel ist, und das andere feindet.

2. Ein jeder Wille begehret eine Reinigkeit ohne Turba in dem andern Wesen, und hat doch selber die Turbam in sich, und ist auch des andern Eckel. Jetzt fähret die Macht des Größeren über das Kleinere, und hält das im Zwang, es entfliehe ihm denn; sonst herrschet das Starke über das Schwache, also laufet das Schwache auch, und suchet das Ziel des Treibers, und will des Zwangs los sein, und wird also von allen Kreaturen das Ziel gesuchet, welches im Mysterio verborgen stehet.

3. Und also und daher urständet alle Gewalt dieser Welt, dass je eines über das andre herrschet, und ist nicht am Anfang vom höchsten Gut geboten und geordnet worden; sondern ist aus der Turba gewachsen, da es hernach die Natur für ihr Wesen erkannt hat, welches aus ihr geboren ist worden, und hat dem Gesetzte gegeben, sich also im gefasseten Regiment weiter zu gebären: Da dann diese Geburt also ist gestiegen, bis zur Königlichen Regal, und hat forter also den Abgrund gesuchet, als Eines, bis es ist Monarchia worden, als Kaisertum; und da es noch im Steigen ist, und will Eines sein, und nicht Viel: und ob es in Viel ist, so will doch der erste Quall, von dem alles erboren ist, über alles herrschen, und will alleine ein Herr sein über alle Regimente.

4. Und dieweil dieselbe Sucht ist im Anfange ein Regiment gewesen, und sich aber in der Zeit nach den Essentien in viel geteilet; so suchet die Vielheit wieder das eine, und wird gewiss erboren in der sechsten Zahl der Krone, als im sechstausenden Jahr in der Figur: nicht am Ende, sondern in der Stunde des Tages, da die Schöpfung der Wunder ist vollendet worden.

5. Das ist: Da die Wunder der Turbae am Ende stehen, wird ein Herr geboren, der die ganze Welt regieret, aber mit vielen Ämtern.

6. Und wird allda gesuchet werden die selbst gewachsene Obrigkeit und der Treiber: Denn das Kleinere, welches unten gelegen, ist mit ans Ziel gelaufen. Jetzt scheidet sich ein jedes: Denn es ist am Ziel und ist kein Aufhalten oder Widerrufen.

7. Auch so wird die Turba, als der Grimm aller Kreaturen gesuchet. Denn er ist auch mit dem Eckel der Kreaturen ans Ziel gelaufen und wird jetzt offenbar als am Ziel mitten in der Kronenzahl, im sechstausenden Jahre, ein wenig darüber, nicht drunter.

8. In dem Tage und Stunde, als die Schöpfung im Mysterio ist vollbracht und ins Mysterium (als ein Spiegel der Ewigkeit) in die Wunder gesetzet worden.

9. Das ist am sechsten Tage über den Mittag, da stehet das Mysterium mit den Wundern offen, und wird gesehen und erkannt. Da dann die Reinigkeit wird die Turbam austreiben eine Zeit, bis der Anfang ins Ende tritt, alsdann ist das Mysterium ein Wunder in Figuren.

Der Siebente Text.
Summarien.
1. Eine Magia hat die Andere durch Lust erwecket, 2. wo das Böse mit eröffnet worden. 3. Alles ist ohne Vorbedacht gewachsen, auch die Farben, 4-5. als Blau, Rot, Grün, Gelb; die Weiße gehöret Gott zu. 6. Auch finden wir hierinnen den Baum der Zungen, mit vier Alphabeten, darinnen die Natur-Sprache lieget, als das Erste Alphabet und die Wurzel in allen Sprachen; 7. hernach das Hebräische, 8. Griechische, 9. und Leteinische. 10. Aller Alphabeten Eröffner ist Gottes Geist. 11. Sie urständen von den Farben des großen Mysterii, und teilen sich in 77 Sprachen, 12. wie am Turm zu Babel zu erkennen; 13. wo jede Sprache in sich selber einging, in ihrer eigenen Vernunft; 14-15. daraus die Turba gewachsen ist.

1. So dann im Mysterio der ewigen Natur ist ein solch Arcanum gelegen, davon alle Kreaturen böse und gut sind erboren und geschaffen worden; so erkennen wirs für ein magisch Wesen, da je eine Magia die andere hat durch Lust erwecket, und ins Wesen bracht, als da sich alles Ding hat selber erhöhet, und in den höchsten Gewalt geführet: Dann der Geist Gottes ist kein Macher in der Natur, sondern ein Eröffner und Sucher des Guten.

2. Also hat sich das Böse, als durch magische Sucht immer selber im Mysterio mit gesuchet und gefunden, und ist mit eröffnet worden, ohne Gottes Vorsatz: Dann der Grimm ist eine Strengikeit, und herrschet über das Albere.

3. Also ist alles gewachsen aus seinem eigenen Baume ohne Vorbedacht: Dann der erste Eröffner, als Gott, der hat die Bosheit nicht geordnet zum Regiment: Sondern die Vernunft und Witze, die sollte die Wunder eröffnen, und eine Führerin des Lebens sein. Und entgegnet uns alhier das große Geheimnis, so im Mysterio ist von Ewigkeit gelegen, als das Mysterium mit seinen Farben, welcher vier sind, und die fünfte ist nicht dem Mysterio der Natur eigentümlich; sondern des Mysterii der Gottheit, welche Farbe im Mysterio der Natur als ein lebend Licht leuchtet.

4. Und sind die Farben, da alles inne lieget, als (1) blau, (2) rot, (3) grün und (4) gelbe, und die fünfte als Weiß, gehöret Gott zu, und hat doch auch ihren Glast in der Natur. Aber sie ist die fünfte Essentia, ein reines unbeflecktes Kind, als im Gold und Silber zu ersinnen ist, sowohl an einem weißen, hellen Crystall-Steine, der auch im Feuer bestehet.

5. Dann das Feuer ist aller Farben Proba, darinnen dann keine bestehet, als die Weiße, dieweil sie ein Glast von Gottes Majestät ist. (Die schwarze Farbe gehöret nicht ins Mysterium, sondern sie ist der Deckel als Finsternis, da alles innen lieget.)

6. Auch finden wir hierinnen den Baum der Zungen, als der Sprachen, mit 4 Alphabeten: als eines mit den Charakteren des Mysterii bezeichnet, darinnen die Natursprache lieget, welche in allen Sprachen die Wurzel ist: und wird doch in der Ausgeburt der Vielheit, (oder der vielen Sprachen,) nicht erkannt, als von ihren eigenen Kindern, welchen Verstand das Mysterium selber giebet, denn es ist ein Wunder Gottes. (Dieses Alphabet der Natursprache lieget in der schwarzen Farbe unter allen verborgen, dann die schwarze Farbe gehöret nicht in die Zahl der Farben, sie ist Mysterium, und unverstanden, als nur von dem, der die Natursprache hat, dem sie eröffnet wird von Gottes Geiste.)

7. Und das andere Alphabet ist das Hebräische, welches das Mysterium eröffnet, und den Baum mit den Ästen und Zweigen nennet.

8. Das dritte ist das Giriechische, welches den Baum mit der Frucht und aller Zierde nennet, welches erst recht die Witze ausspricht.

9. Das vierte ist das Leteinische, da sich viel Völker und Zungen mit behelfen, welches den Baum mit seiner Kraft und Tugend ausspricht.

10. Und das fünfte ist Gottes Geist, der aller Alphabeten Eröffner ist; und dasselbe Alphabet mag kein Mensch erlernen, es eröffne sich dann selber im Menschen-Geiste.

11. Also urständen diese Alphabete von den Farben des großen Mysterii, und teilen sich fürder aus in der Summa in 77 Sprachen, da wir doch nur fünfe für die Hauptsprachen erkennen, und 72 für die Wunder, darinnen Babel verstanden wird, als ein Mund eines gewirreten Wesens; Da die Vernunft ihren Führer hat verlassen, und hat wollen alleine gehen, und in das Mysterium steigen.

12. Wie solches bei den Kindern Nimrod am Turm zu Babel zu erkennen ist, da sie waren von Gottes Gehorsam gefallen in eigene Vernunft; so hatten sie ihren Führer verloren, und verwirreten die Vernunft, dass sie ihre eigene Sprache nicht begriffen.

13. Also wuchsen viel Sprachen, als 72 aus der verwirreten Babel, und gingen eine jegliche in sich selber ein, und suchten Witze: Eine jegliche in ihrer eigenen Vernunft und Bosheit. Dann sie hatten Gott verlassen, und wurden Heiden, und Gott ließ sie gehen in ihren Wundern, dann sie wollten Ihm nicht anhangen, sondern wollten ein eigen Gewächse sein, und ihre eigene Vernunft, (welche doch mit allen Farben vermischet war,) sollte sie regieren.

14. Jetzt war die Turba geboren, dass sie nicht eines Sinnes waren; dann ein jeder wollte aus seiner Farbe leben, und waren doch nicht die rechten Hauptfarben, sondern nur ihre böse selbst ausgebrütete Kinder, die sich in der Vernunft selber ausbrüteten. Und ließen ohne den rechten Führer, der alles hatte in Eine Zunge geschaffen, und nicht mehr als Eine eröffnet, einen Baum mit den Ästen, und Kraft samt der Frucht.

15. Dann die vier Alphabet liegen in Einem Baum, und gehen aus einander, aber die Viele der Sprachen müssen sich mit ihren Charakteren behelfen, als Hausgenossen, und wollen doch auch Eigene sein, und spreussen sich alle wieder den Baum.

Der Achte Text.
Summarien.
1. Es sind zweierlei Religionen, 2. und in beiden ist Babel. 3. Die heuchelt Gott mit dem Munde, 4. ist der Magus der Vielheit, ein Fresser, 5. und stehet nicht im freien Willen Gottes; 6. ist ein Abtrünniger und gebäret Falschheit, 7-8. daraus eine Trennung von Gott. 9. So waren zweierlei Heiden: (1) die in ihrer Magia stehen bleiben; 10-11. und (2) die im Fleisch lebeten, und Krieg suchten. 12. Desgleichen waren auch die Juden, 13. und eben also ist die Geburt des Antichrists, da in Einem Volk zugleich zwei Reiche wohnen, die sich im inneren Geiste nicht mischen lassen. 14. Der ist in allen Häusern; der ärgste aber ist die gekrönte Hure, und ihre Paten. 15. Die andere Part des freien Willens Gottes, sind die rechten Kinder Gottes, 16. und die sind frei von Babel und dem Antichrist.

1. Also sehen wir jetzt den Ursprung zweierlei Religionen, daraus Babel eine Abgöttin ist erboren, und das an den Heiden und Juden.

2. Dann in beiden ist Babel, und sind zwei Geschlechte in Einem: Eines, welches aus seiner Vernunft (als aus dem Naturleben und Geiste) vor sich gehet, und suchet sich selber zu erhöhen; Das machet ihm einen Weg in seinem Wesen, dann sein Wille gehet aus seiner eigenen Sucht, und suchet seine Magiam, als eine große Zahl zu seinem Regiment, eine Vielheit, und gehet schlechts aus sich, vor sich hin; sein Wille bleibet in seiner Vielheit und ist seiner Vielheit Gott und Führer.

3. Und ob ihm der freie Wille Gottes entgegen tritt und strafet ihn, so heuchelt der Abgott doch nur dem freien Willen, als dem Geiste Gottes, mit dem Munde, und ehret seinen eigenen Willen in der Zahl der Vielheit: Dann derselbe Wille ist aus seinem Schatz, als aus seiner Magia erboren, er begreifet nicht den freien Willen Gottes, und darum ist er aus Fleisch und Blute, aus seiner eigenen Natur geboren, und ist ein Kind dieser Welt, und hält seinen Schatz für seine Liebe; also ist er jetzt ein Heuchler, und eine verwirrete Babel. Dann die Zahlen der Vielheit, als seine eigene Magia, verwirren ihn, dass er aus Einer Zahl ausgehet in viel; jetzt ist diese Vielheit eine verwirrete Babel, und sein heuchlischer Mund, damit er dem Geiste der Einigkeit gute Worte gibt, und viel gelobet ist ein Antichrist und Lügner: Dann anders redet er, und anders tut er, sein Herz ist eine Sucht, und seines Herzens Geist hat sich in die Sucht eingewendet.

4. Also ist der Magus der Vielheit jetzt ein stolzer, hoffärtiger, geiziger, boshaftiger Fresser, und ein Geist aus der begehrenden Vielheit, und ist ein falscher Abgötter: er hänget nicht dem freien Willen der Natur an, der da die Macht der Wunder in seiner Gewalt hat? Und hat keinen Verstand in dem Göttlichen Mysterio; dann er hanget demselben Geiste nicht mit seinem Willen an: sonst so sein Wille in die Freiheit gewendet wäre, so eröffnete der Geist Gottes sein magisch Mysterium, und stünden seine Wunder und Werke mit seinem Willen in Gott.

5. So sie aber nun aus sich ausgehen, so suchet der Anfang das Ende, und das Mittel ist die Turba. Dann es stehet nicht im freien Willen Gottes, sondern es wächset aus sich selber, und erhöhet sich als ein stolzer Baum.

6. Und so dann Gott nur einig im Willen ist, und in der ewigen Begierde, als in der ewigen Magia, einig ist, dass sich die Sucht der ewigen Magiae also nun in den ewigen Willen ergiebet, und darinnen sein Leben schöpfet, so ist der Wille (der aus der Geburt urständet als ein Abtrünniger,) eine meineidige Hure; Dann er ist eine Gebärerin der Falschheit, und hänget nicht an dem freien Willen.

7. Und verstehen wir alhier eine Trennung von Gott; als Luzifer dessen allen eine Ursache ist, der die Magiam der Natur hat falschsüchtig gemachet: und werden also in diesem zwei ewige Leben erboren, als eines in Gottes Willen; und das andere ins Teufels und Grimmes Willen; und das ist Babel mit dem Antichrist auf Erden.

8. Alles was aus Gottes Willen ausgehet in seinen eigenen Willen, das gehöret in Babel, das sehet ihr an den Juden und Heiden, so wohl an allen Völkern.

9. Die Heiden blieben in ihrer eigenen Magia stehen: welche aber aus der Sucht der Verderbung ausgingen ins Licht der Natur, weil sie Gott nicht kannten, und lebeten ih der Reinigkeit, dieselbe waren des freien Willens Kinder, und in denen hat der Geist der Freiheit große Wunder in ihrem Mysterio eröffnet, als es an ihrer hinterlassenen Weisheit zu ersehen ist.

10. Die andern aber, so nur in ihrem eigenen magischen Willen, aus Fleisch und Blut lebeten, denen ersoff ihr Wille in der Turba, und die Turba quall in ihrem Willen auf, und gab ihnen einen Geist nach den Essentien der Geizigkeit und Grimmigkeit, die suchten nur die Zahl der Vielheit, als Herrschaften und Königreiche.

11. Und wann die Turba nicht vor Gewalt fort konnte, so ergrimmete sie, und fing Streit und Krieg an, und daher urständet der Krieg, als aus Hoffart und Geiz der Vielheit; und gehöret mit seiner Zahl ins Mysterium des Grimmes.

12. Desgleichen waren auch die Juden: Gott offenbarte sich ihnen, aber sie hingen auch zweien Willen an, als ein Teil dem Gebot, mit ihrem Willen in Gottes Willen gerichtet, als die Erzväter und alle fromme Hoffer Israelis; Die andern täten mit den Händen das Werk des Gesetzes, und hingen mit ihrem Willen an ihrer vergifteten Magia, als am Geize, und sucheten nur ihre Zahlen der Vielheit: Ihr Mund war ein Jude, und das Herz eine Babelische Hure, ein Heuchler und Antichrist, mit guten Worten und falschem geizigen Herzen.

13. Und also ist in der Christenheit und bei allen Völkern die Babelische Hure mit dem Antichrist eingesessen, da in Einem Volk zugleich zwei Reiche wohnen, und lassen sich im innern Geiste nicht mischen, dass sie Eins würden, gleichwie Ton und Eisen sich nicht mischen; sie vermischen sich wohl nach dem Leibe, aber ihre Geister sind zwei Geschlechte, wie der Prophet Daniel saget, cap. 2: 43.

14. Darum, wer den Antichrist will kennen, der suche ihn nur also, er findet den in allen Häusern. Aber der Ärgste ist die gekrönte Hure; und ihre Paten, welche sie aus der Taufe der Hurerei heben, (dass sie auch mögen in der Zahl der Vielheit leben,) sind die Schreier, die aus dem einigen Willen Gottes in viel Willen führen, dass sie nur die Zahl der Vielheit erben, und irdische Bäuche mästen mögen.

15. Und die andere Part des freien Willens Gottes gebet mit ihrem magischen Willen aus, aus sich selber in die Freiheit, als in den einigen ungreiflichen Willen Gottes, die stehen rücklings in der magischen Figur gewandt. Ihr Leben suchet Brot, und gehet vor sich, und ihr Wille ist nicht im Brot, sondern gehet aus sich, aus der Sucht, in Gott. Und die leben mit dem Willen in Gott, in Einer Zahl; diese sind der ewigen rechten Magiae Kinder. Dann Gottes Geist wohnet in ihrem Willen, und eröffnet ihnen die ewige Wunder Gottes, und ihr Lebensgeist die Wunder dieser Welt.

16. Und die sind von Babel und dem Antichrist frei, und wann sie ihm gleich in dem Schoß säßen. Dann die rechte Bildnis Gottes stehet in dem Willen-Geiste, der aus dem Seelen-Geiste geboren wird.

Der Neunte Text.
Summarien.
1. Wie zwei Magien sind: so sind auch zwei Geister, die sie führen. 2. Es muss Ernst sein, den Sternen-Geist zu bändigen, denn es nicht so ein leicht Ding ist, ein Kind Gottes zu werden. 3. Dafür sich der Antichrist fälschlich ausgiebet. 4-5. Darum mag sich die Welt wohl in diesen Schriften besehen. 6. Dann Babel brennet schon an, und ihr Reich gehet ans Ende. Hallelujah!

1. So dann also zwei Magiae in einander sind, so sind auch zweie Magi, die sie führen, als zweie Geister. Einer ist Gottes Geist, und der andere ist der Vernunft-Geist, darein sich der Teufel flicht; und in Gottes Geist die Liebe der Einigkeit. Und kann sich der Mensch nicht besser probieren, als dass er mit Ernst merke, wozu ihn seine Begierde und Lust treibet, denselben hat er zu einem Führer, und desselben Kind ist er auch: So hat er doch jetzt Macht, dass er denselben Willen breche und ändere, denn er ist magisch und hat die Gewalt.

2. Aber es muss Ernst sein: dann er muss den Sternengeist zähmen, der in ihm herrschet; dazu gehöret ein nüchtern stilles Leben, mit steter Einwerfung in Gottes Willen. Denn den Sternen-Qual zu bändigen tut es keine Weisheit noch Kunst; sondern Mäßigkeit des Lebens, mit steter Ausgehung aus den Einflüssen: Die Elementa schmeißen ihm immer die Sternen-Sucht in Willen. Darum ist es nicht so ein leicht Ding ein Kind Gottes zu werden; Es gehöret große Arbeit mit viel Mühe und Leiden dazu.

3. Und darf sich doch der Antichrist ein Kind Gottes nennen; Aber Christus saget: Sie werden nicht alle ins Himmelreich kommen, die da sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben und Taten getan? Aber Er saget ihnen: Gehet hin von mir, ihr stinkenden Böcke, ich kenne euch nicht. Matth. 7: 22. Ihr habt es aus der falschen Magia getan, und seid nie in meinem Geist und Willen erkannt worden. Ihr seid in eurer geistlichen Figur Böcke, Tyrannen, Geizhälse, Hoffärtige, Wollüstige; ihr habt meinen Namen auf eurer Zungen geführet, aber euer Herz der Wollust, des Fleisches Sucht, aufgeopfert, und seid in der Turba geboren. Ihr müsset durchs Feuer bewähret werden, so kommet einem jedem Reich seine Frucht heim.

4. Darum, du schöne Welt, besiehe dich in diesen Schriften, die dir der ewige Grund hat fürgestellet, und denke ihm also tiefer und weiter nach, oder du wirst erhaschet werden in deiner Turba; da sollst du mit deinem Wesen durchs Feuer Gottes gehen, und was ein Werk außer Gottes Willen ist, soll im Feuer bleiben.

5. Was aber in Gottes Willen erboren ist, soll stehen zu Gottes Ehren und Wundertat, und dem Menschenbilde zur ewigen Freude.

6. Nun denke, was du tust! Dann Babel stehet schon im Loder, und brennet an; es ist kein Löschen meht, auch keine Arznei: sie ist böse erkannt worden, ihr Reich gehet ans Ende. Halleluja!

E N D E.