Theoscopia oder Die hochteure Porte von göttlicher Beschaulichkeit
Jakob Böhme (1621)
Jakob Böhme, einer der Meister der christlichen Esoterik, hat sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur seine umfangreichen Erfahrungen weiterzugeben, sondern gleichzeitig einen Weg zu zeigen, welcher zu einer inneren Begegnung mit Christi führen soll. In diesem Werk beschreibt er die Schritte, die seiner Meinung nach notwendig seien um „Gott-zu-schauen“. Dies schließe die Aufgabe des Eigenwillens und nur Gottes Gnade zu begehren mit ein.
1. Kapitel
Was Gott sei und wie man sein göttliches Wesen an seiner Offenbarung erkennen soll.
1,1. Die Vernunft spricht: Ich höre viel von Gott sagen, dass ein Gott sei, welcher alle Dinge habe erschaffen, auch alle Dinge erhalte und trage. Aber ich habe noch keinen gesehen oder von einem gehöret, der Gott habe gesehen oder der da könnte sagen, wo Gott wohne oder sei oder wie er sei. Denn so sie das Wesen dieser Welt ansiehet und betrachtet, wie es den Frommen gehe als dem Bösen, und wie alle Dinge tötlich und zerbrechlich sind, auch wie der Fromme keinen Erretter siehet, der ihn von der Angst und Widerwärtigkeit des Bösen erlöset, und also muss mit Ängsten im Elende zur Gruben fahren, so denket sie, es geschehen alle Dinge also ungefähr, es sei kein Gott, der sich des Leidenden annehme, weil er den, so auf ihn hoffet, im Elende lasse stecken und darinnen zur Gruben fahren, und man auch von keinem gehöret, der da sei aus der Verwesung wiederkommen und gesagt habe, er wäre bei Gott gewesen.
1,2. Antwort: Die Vernunft ist ein natürlich Leben, dessen Grund in einem zeitlichen Anfang und Ende stehet, und nicht kommen mag in den übernatürlichen Grund, darinnen Gott verstanden wird. Denn ob sie sich gleich also in dieser Welt beschauet und in ihrer Beschaulichkeit keinen andern Grund findet, so empfindet sie aber doch in sich selber keine Begierde nach einem höheren Grunde, darinnen sie ruhen möge.
1,3. Denn sie verstehet, dass sie ist aus einem übernatürlichen Grunde herkommen und dass ein Gott sein müsse, der sie habe in ein Leben und Wollen gebracht, und entsetzet sich in sich selber vor ihrem Wollen der Bosheit. Sie schämet sich in sich selber ihres eignen Wollens und urteilet sich in dem Wollen des Bösen für Unrecht. Ob sie gleich das Unrecht tut, dennoch klaget sie sich selber an und fürchtet sich vor einem Gerichte, das sie nicht siehet, welches andeutet, dass der verborgene Gott, der sich hat in Natur gebracht, in ihr wohnet und sie des bösen Weges strafet und dass derselbe verborgene Gott nicht der Natur der Empfindlichkeit sein müsse, weil ihn die Vernunft nicht siehet noch begreifet.
1,4. Dagegen empfindet die verlassene Vernunft, welche allhie mit Unrecht ihres Bedünkens im Elende gequälet wird, eine Begierde in sich, sich selber zu verlassen, und ergiebet sich willig dem Leiden, tritt aber in ihrem Unrecht-Leiden in eine Hoffnung, dass sie dasjenige, was sie hat geschaffen, werde von dem Leiden in sich einnehmen und begehret in dem zu ruhen, das nicht leidentlich ist, und suchet in dem Ruhe, das sie selber in sich nicht ist. Sie begehret des Sterbens in ihrer Ichheit und begehret doch nicht, ein Nichts zu sein, sondern begehret nur der Qual abzusterben, auf dass sie möge in sich selber ruhen.
1,5. Dem Leiden ergibt sie sich darum, auf dass der Peinlichkeit Gewalt ihr Leiden töte und sie in ihrem Leben möge durch den Tod ihres Selbststerbens, indem sie ein peinlich Leben ist, in das Unpeinliche, Unleidende eingehen.
1,6. In diesem verstehet man recht den verborgenen Gott, wie er sich im Gemüte des Menschen offenbare und das Unrecht im Gewissen strafe und das Unrecht-Leidende durch Leiden zu sich ziehe, und wie das Vernunft-Leben, als das natürliche Leben, müsse im Leiden eine Begierde überkommen , sich wieder in das einzuwenden, daraus es ist gegangen, und wie sich es müsse begehren, selber zu hassen und des natürlichen Wollens abzusterben, auf dass es möge das übernatürliche erreichen.
1,7. Die Vernunft spricht: Warum hat Gott ein peinlich leidend Leben geschaffen? Möchte es nicht ohne Leiden und Qual in einem besseren Zustand sein, weil er aller Dinge Grund und Anfang ist? Warum duldet er den Widerwillen? Warum zerbricht er nicht das Böse, dass allein ein Gutes sei in allen Dingen?
1,8. Antwort: Kein Ding ohne Widerwärtigkeit mag ihm selber offenbar werden; denn so es nichts hat, das ihm widerstehet, so gehet es immerdar vor sich aus und gehet nicht wieder in sich ein. So es aber nicht wieder in sich eingehet als in das, daraus es ist ursprünglich gangen, so weiß es nichts von seinem Urstand.
1,9. Wenn das natürliche Leben keine Widerwärtigkeit hätte und wäre ohne ein Ziel, so fragte es niemals nach seinem Grunde, woraus es sei herkommen. So bliebe der verborgene Gott dem natürlichen Leben unerkannt. Auch so keine Widerwärtigkeit im Leben wäre, so wäre auch keine Empfindlichkeit noch Wollen noch Wirken, auch weder Verstand noch Wissenschaft darinnen. Denn ein Ding, das nur einen Willen hat, das hat keine Schiedlichkeit. So es nicht einen Widerwillen empfindet, der es zum Treiben der Bewegnis ursachet, so steht es stille. Denn ein einig Ding weiß nichts mehr als eines, und ob es gleich in sich gut ist, so kennet es doch weder Böses noch Gutes, denn es hat in sich nichts, das es empfindlich macht.
1,10. Also können auch wir von dem Willen Gottes philosophieren und sagen: Wenn sich der verborgene Gott, welcher nur ein einig Wesen und Wille ist, nicht hätte mit seinem Willen aus sich ausgeführet und hätte sich aus der ewigen Wissenschaft im Temperamento in Schiedlichkeit des Willens ausgeführet und hätte nicht dieselbe Schiedlichkeit in eine Infasslichkeit zu einem natürlichen und kreatürlichen eingeführet, und dass dieselbe Schiedlichkeit im Leben nicht im Streit stünde, wie wollte ihm dann der verborgene Wille Gottes, welcher in sich nur einer ist, offenbar sein? Wie mag in einem einigen Willen eine Erkenntnis seiner selber sein?
1,11. So aber eine Schiedlichkeit in dem einigen Willen ist, dass sich die Schiedlichkeit in Centra (das Innere) und Eigenwillen einführet, dass also in dem Abgeschiedenen ein eigener Wille ist und also in einem einigen Willen ungründliche und unhaltbare Willen entstehen wie die Zweige aus dem Baume, so sehen und verstehen wir, dass sich in solcher Schiedlichkeit ein jeder abgeschiedener Wille in eine eigene Form einführet, und dass der Streit der Willen um die Form ist, dass eine Form in der Teiligkeit nichts als die andere, und stehen doch alle in einem Grunde.
1,12. Denn ein einiger Wille kann sich nicht in Stücke voneinander brechen, gleichwie sich das Gemüte nicht in Stücke bricht, wenn sich es in ein Böses und Gutes Wollen scheidet, sondern der Ausgang der Sensuum (Sinne) scheidet sich nur in ein Böses und gutes Wollen, und das Gemüt in sich bleibet ganz und leidet, dass ein böses und gutes Wollen in ihm entstehe und wohne.
1,13. So spricht die Vernunft: Wozu ist das gut und nütze, dass bei dem Guten muss ein Böses sein? Antwort: Das Böse oder Widerwillige ursachet das Gute, als den Willen, dass er wieder nach seinem Urstand, als nach Gott dringe, und das Gute, als der gute Wille, begehrend werde. Denn ein Ding, das in sich nur gut ist und keine Qual hat, das begehret nichts, denn es weiß nichts bessers in sich oder vor sich, danach es könnte lüstern.
1,14. Also auch können wir vom einigen guten Willen Gottes philosophieren und sagen, dass er nichts in sich selber könne begehren, denn er hat nichts in oder vor sich, das ihm etwas könnte geben, und führet sich darum aus sich aus in eine Schiedlichkeit, in Centra, auf dass eine Widerwärtigkeit entstehe in dem Ausfluss, als in dem Ausgeflossenen, dass das Gute in dem Bösen empfindlich, wirkend und wollend werde, als nämlich sich wollen von dem Bösen scheiden und wieder wollen in den einigen Willen Gottes eingehen.
1,15. Weil aber der Ausfluss des einigen ewigen Willens Gottes immerdar aus sich ausgehet zu seiner Offenbarung, so fließt auch das Gute, als die göttliche Kraft aus dem ewigen Einen mit solchem Ausfluss aus und gehet mit in die Schiedlichkeit und in die Centra der Vielheit ein.
1,16. So ursachet nun der immerwährende Ausfluss des Willens das Gute in ihm mit seiner Bewegnis, dass sich das Gute wieder nach dem Stillestehen sehnet und begehrlich wird, wieder in das ewige Eine einzudringen. Und in solchem Eindringen in sich selber, wird das Eine beweglich und begierlich; und in solcher Wirkung steht die Empfindlichkeit, Erkenntnis und das Wollen.
1,17. Gott, soviel er Gott heißet, kann nichts wollen als sich selber, denn er hat nichts vor und nach ihn das er wollen kann. So er aber etwas will, so ist dasselbe von ihm ausgeflossen und ist ein Gegenwurf seiner selber, darinnen der ewige Wille in seinem etwas will. So nun das Etwas nur eines wäre, so hätte der Wille darinnen kein Vollbringen. Und darum hat sich der ungründliche Wille in Anfänge geschieden und in Wesen eingefasset, dass er in das etwas möge wirken, wie man ein Gleichnis am Gemüte des Menschen hat.
1,18. Wenn das Gemüt nicht selber aus sich ausflösse, so hätte es keine Sinnen. So es aber keine Sinnen hätte, so hätte es auch keine Erkenntnis seiner selber, auch keines andern Dinges, und könnte keine Verbringung oder Wirkung haben. Aber der sinnliche Ausfluss aus dem Gemüte, der ein Gegenwurf des Gemüts ist, darinnen sich das Gemüt empfindet, machet das Gemüt wollend oder begehrend, dass das Gemüt die Sinnen in etwas einführet, als in ein Centrum einer Ichheit, darinnen das Gemüt mit den Sinnen wirket und sich selber in dem Wirken mit den Sinnen offenbaret und beschauet.
1,19. So nun in diesen Centris der Sinnen im Gegenwurf des Gemütes kein Contrarium (Gegensatz) wäre, so wären alle Centra der ausgeflossenen Sinnen nur eines, in allen Centris der Sinnen nur ein einiger Wille, der täte immerdar nur ein Ding. Wie wollten dann die Wunder und Kräfte göttlicher Weisheit durch das Gemüt, welches ein Bilde göttlicher Offenbarung ist, erkannt und in Figuren gebracht werden?
1,20. So aber ein Contrarium, als Licht und Finsternis, darinnen ist, so ist ihm dieses Contrarium selber widerwärtig und ursachet je eine Eigenschaft die andere, dass sich die andere in Begierde einführet wider die andern wollen streiten und sie zu beherrschen. In welcher Begierde die Sinnen und das Gemüt in einen natürlichen und kreatürlichen Grund zu einem eigenen Wollen eingeführet wird, als zu einer Beherrschung in seinem Etwas, als in seinem Centro über alle Centra, als ein Sinn des Gemüts über den andern.
1,21. Daher Streit und Angst, auch Widerwille im Gemüt urständet, dass das ganze Gemüt dadurch geursachet wird, wieder in eine Zerbrechung der Sinnen und Selb-Wollens der Sinnen, als der natürlichen Centrorum einzugehen und sich aus den Peinen des Widerwillens und Streits aus Angst in die ewige Ruhe, als in Gott, daraus es entsprungen ist, einzuersenken wollen.
1,22. Und hieraus entstehet Glaube und Hoffnung, dass das ängstliche Gemüt einer Erlösung hoffet und sich wieder nach seinem Ursprung, als nach Gott, sehnet.
1,23. Also sollen wir auch die göttliche Offenbarung verstehen; denn alle Ding haben ihren Anfang aus dem Ausfluss göttlichen Willens, es sei Bös oder Gut, Lieb oder Leid. Und da doch der Wille Gottes kein Ding ist, weder Natur noch Kreatur, darinnen keine Pein, Leid noch Widerwill ist, sondern aus dem Ausfluss des Worts, als durch den Ausgang des unergründlichen Gemüts, welches die Weisheit Gottes, als das große Mysterium ist, darinnen der ewige Verstand im Temperamento innen lieget, daraus ist geflossen das Verständnis und Erkenntnis. Und derselbe Ausfluss ist ein Anfang des Wollens, da sich die Verständnis hat in Gestaltnisse geschieden. So sind die Gestalten, eine jede in sich, begehrende geworden, ihrer Gleichheit auch einen Gegenwurf zu haben. Und dieselbe Begierde ist eine Infasslichkeit zur Selbheit oder Eigenhaftigkeit, als zu einer Stätte gewesen, als zum Etwas. Und aus diesem Etwas, ist das Mysterium Magnum (großes Geheimnis) als die unnatürliche Kraft, wesentlich und natürlich worden, und hat sich das Etwas eingefasset zu einem eigenen Willen.
1,24. Denn dieser eigene Wille ist ein Grund seiner Selbheit und schließt sich ein als ein begehrender Wille, davon die magnetische Impression zur Schärfe und Härte seinen Urstand hat genommen und ein Grund der Finsternis und des peinlichen Empfindens ist, daraus Widerwillen, Angst und Fliehen, als die Empfindlichkeit ihren Urstand hat. Und ist ein Grund der Natur, daraus die Vielheit der Eigenschaften kommt, dass in solcher Widerwärtigkeit ist je ein Wille aus dem anderen entstanden, sich von den Peinen zu scheiden, gleichwie die Sinnen aus dem Gemüte, da das Gemüt mit den Sinnen in steter Angst, Wirken, Wollen und Zerbrechen stehet.
1,25. In solchem göttlichen Ausfluss , indem sich die göttliche Kraft aus sich selber aushauchet und in Natur und Kreatur einführet und geführet hat, ist uns zweierlei zu erkennen, als zum ersten der ewige Verstand des innigen guten Willens, welcher ein Temperament ist und sich also nur in eine Empfindlichkeit und Wirken einführet, zur Offenbarung der Kraft, Farben und Tugend, dass die Kraft und Tugend in Schiedlichkeit und Formlichkeit erscheinen und die ewige Wissenschaft offenbar werde und in Erkenntnis komme, daraus dann auch der engelische, seelische und kreatürliche Grund herkommen ist, sowohl die Thronen und Herrschaften (Kol. 1,16) samt der sichtbaren Welt.
1,26. Und dann zum anderen ist uns der anfängliche Wille der Natur, als der Infasslichkeit der Centrorum zu verstehen, da sich ein jedes Centrum in der Schiedlichkeit in eine Stätte zur Ichheit und Selbwollens, als ein eigen Mysterium oder Gemüt einschließt, daraus die Ungleichheit des Wollens urständet, wie in diesen beiden ein Contrarium entstehe, denn sie sind zwei in einem Wesen.
1,27. Als (1.) das inwendige vom Urstand der göttlichen Kraft begehret nur einen Gegenwurf seiner Gleichheit, als ein Gutes, darinnen der gute, göttliche, ausgeflossene Wille wirke und sich offenbare. So begehret zum (2.) der selberborne, eigene, natürliche Wille in der Stätte der Selbheit der finstern Impression der Schärfe auch eine Gleichheit, als einen Gegenwurf durch seine eigene Infasslichkeit, durch welches Infassen er sich materialisch machet und anders nicht begehret als nur seiner Korporalität, als eines natürlichen Grundes.
1,28. In diesen beiden ist uns nun der gute und böse Wille in allen Dingen zu verstehen und wird hierinnen recht verstanden, wie der inwendige, geistliche Grund aller Wesen von göttlicher Kraft urstände und wie in allen Dingen auch eine eigene natürliche Begierde urstände, und wie alle Corpora der sichtbarlichen, empfindlichen Wesen in der Begierde der Natur urständen.
1,29. Dabei wir nun klar merken sollen, dass, gleichwie sich die eigene, natürliche Begierde, welche Anfang hat, materialisch und sich einen Gegenwurf machet, als eine Gleichheit darinnen sie wirket, also auch machet ihm der göttliche Grund und Wille mit seiner Liebe Infasslichkeit einen Gegenwurf und geistlich Wesen, darinnen der göttliche hl. Wille wirket und die göttliche Kraft in Formen und Schiedlichkeit einführet zur Offenbarung göttlicher Kraft und Herrlichkeit.
1,30. Und werden in dieser Welt Wesen allemal zwei Wesen in einem verstanden, als zum ersten ein Ewig-, Göttlich- und Geistliches, und zum andern ein Anfänglich-, Natürlich-, Zeitlich- und Zerbrechliches in eigenem Willen. Da zweierlei Willen in einem Leben inne liegen, als zum ersten ein anfänglich-natürlicher darinne: der Wille ein eigen Astrum (Gestirn) ist und mit allen äußerlichen, natürlichen, elementischen und siderischen inqualieret (Harmonisiert), und zum andern ein ewiggeistlicher Wille oder ewig geistliches Wesen, welcher oder welches eine Infasslichkeit oder ingefassetes Wesen des göttlichen Willens ist, damit ihm der göttliche Wille auch einen Gegenwurf und Wesen machet, darinnen er wirket. Und werden diese zwei Wesen in zweien Prinzipis verstanden, das erste Göttliche in einem Himmlischen und das andere Zeitliche in einem Irdischen.
1,31. Und wie nun das himmlische göttliche am irdischen anhangt, also auch das irdische am himmlischen, und ist doch keines das andere, denn das himmlische hat ein geistlich Wesen, welches nur eine wesentliche Kraft ist und durch das Irdische durchdringet und doch nur sein Prinzipium besitzet und dem irdischen Wesen Kraft gebet, dass es auch einen andern neuen Willen bekomme und sich nach dem himmlischen sehnet, welche Sehung ist eine Lust, von der Eitelkeit der Natur auszugehen, davon die Schrift saget: Es sehnen sich alle Kreaturen neben uns, von der Eitelkeit, der sie wider ihren Willen unterworfen sind, loszuwerden, (Röm. 8,19-22).
1,32. Verstehet es recht: Die ausgegangene Lust der göttlichen Kraft zur Natur, daraus die Natur und eigener Wille ist entstanden, sehnet sich, von dem natürlichen, eigenen Willen los zu sein.
1,33. Dieselbe Lust ist mit der Impression der Natur über ihren Willen beladen um des Willens, dass sie Gott hat darein geführet. Die soll am Ende dieser Zeit von der aufgeladenen Eitelkeit der Natur erlöset und in eine kristallinische, klare Natur gebracht werden. Alsdann wird offenbar sein, warum sie Gott in eine Zeit geschlossen und sie der Peinlichkeit zum Leiden unterworfen hat, als nämlich darum, dass durch das natürliche Peinen die ewige Kraft mit in Formen, Gestalt und Schiedlichkeit zur Empfindlichkeit gebracht werde, und dass Kreaturen, als ein kreatürlich Leben in dieser Zeit darinnen offenbar würden und also ein Spiel in dem Gegenwurf göttlicher Weisheit sei. Denn durch die Torheit wird die Weisheit offenbar, darum dass ihr die Torheit eigen Vermögen zumisset und stehet doch in einem Grund und Anfang und ist endlich.
1,34. So wird das unendliche Leben also durch die Torheit schaugetragen, auf dass darinnen ein Lob zur Ehre Gottes entstehe und das Ewige, Beständige in dem Tödlichen erkannt werde.
1,35. Also wird der Vernunft auf ihre erste Frage geantwortet, indem sie meinet, es geschehen alle Dinge ungefähr und es sei kein Gott, weil er den Frommen lässet in Pein, Angst und Trübsal stehen und ihn endlich zur Gruben führet wie den Gottlosen; dass es scheinet zu sein, als nähme sich Gott keines Dinges an oder wäre kein Gott, dieweil sie ihn nicht siehet, kennet noch empfindet. So wird ihr gesaget, dass sie in ihrem eigenen Leben nur ein Gegenwurf des rechten Lebens ist, und so sie in sich keinen Hunger und Begierde empfindet nach dem, davon sie ist im Anfang entstanden, dass sie in ihrem Leben nur eine Torheit und Spiel sei, darinnen die Weisheit ihre Wunder verbringet.
1,36. Denn sie siehet an dem Weisen auch nach der äußern Natur eine solche Torheit und siehet, wie Gott dieselbe Torheit des Weisen verlässet, dass sie muss in Schanden und Spotte stehen vor der eigenwilligen, närrischen Klugheit, welche doch nicht ihr Ende kennet. So meinet die törichte Vernunft, es sei kein Erretter, und weiß nicht, wie der Weise in sich selber errettet und von der angeerbten Torheit erlöset wird durch Eingehen seines eigenen Willens, indem sein eigener Wille durch das Peinen und Gegensatz der Gottlosen in sein Zerbrechen und in sein Nicht-Wollen eingehet und sich wieder in seinen ersten Urstand, als in Gottes Willen einer senket und darinnen neugeboren wird, und dass Gott an dem groben, sterblichen Fleische gedienet sei, dass er wollte die Errettung in das tierische, eigenwillige Leben einführen, sondern dass ihm an deme gelegen sei, dass der Eigenwille zerbreche und wieder in Gott sich ersenke. So wird das inwendige gute Wesen in Gottes Willen eingefasset und wird dem tödlichen Leibe nur desto mehr Pein wieder in eine eigene Begierde zur Selbheit eingehe und sich zum Herrscher über den inwendigen Grund aufwerfe und das wahre Bilde Gottes zerstöre.
1,37. Dieses verstehet die irdische Vernunft nicht, denn sie kennet nicht, wie Gott in ihr wohnet und was Gottes Wille und Wesen sei. Sie weiß nicht, dass Gott durch sie wohnet und ihr also nahe ist, und dass ihr Leben nur eine Torheit der Weisheit sei, durch welches Leben sich die Weisheit offenbaret, auf dass erkannt werde, was Weisheit sei. Ihr Wille ist von Gott in die Selbheit eingegangen und rühmet sich eigenen Vermögens, und sieht nicht, wie ihr Vermögen anfänglich und endlich ist, dass es nur ein Spiegelwerk ist, durch welchen Spiegel sich die Weisheit eine zeitlang in der Narrheit der Weisen schauet und endlich durch solch Peinen der Gottlosen die Torheit an den Weisen zerbricht, indem sie anfangen, das zerbrechliche, törichte Leben zu hassen und mit der Vernunft zu sterben und den Willen Gott zu ergeben.
1,38. Dieses hält die irdische Vernunft für eine Torheit, zumal wenn sie siehet, dass auch Gott an den Weisen ihre irdische Torheit verlässet und den Leib solcher Torheit, darinnen sich die Torheit hat geschauet, lässet ohne Hilfe zur Grube fahren. So meinet sie, dieser Mensch habe keine Errettung von Gott empfangen, weil er ihm dann hat vertrauet, so müsse ja sein Glaube falsch gewesen sein, sonst hätte er ihn ja bei Lebenszeit errettet.
1,39. Auch weil sie ihre Strafe nicht bald fühlet, meinet sie, es sei kein Ernst mehr da, und weiß nicht, dass sie, je länger je mehr, sich in die Torheit einfasset und ein starker Quall ewiger Pein in sich selber wird, dass, wenn ihr das Licht der äußern Natur zerbricht, darinnen sie hat eine zeitlang in der Ichheit stolzieret, sie alsdann in sich selber in ewiger Finsternis und Peinen stehet, dass ihre falsche, eigene Begierde eine eitle, rauhe, stachlichte, harte Schärfe und Widerwille ist.
1,40. Sie hoffet diese Zeit auf eine äußerliche Hilfe und führet sich in Wollust ihres Willens, und hält das für ihr Himmelreich. Aber wenn ihr das äußere Licht im Tode verlischet, so stehet sie alsdann in ewigem Verzagen und siehet auch keinen Erretter um noch in sich.
1,41. Aber der Weise wird sich in dieser Zeit selber zum Narren und lernet seine Torheit, welche die Vernunft für Klugheit hält, hassen. Also muss seine Weisheit, welche die Welt für Torheit hält, der Vernunft eine Torheit sein, daran sie sich ärgert. Und also hasset auch Gott in dem Weisen das törichte, tödliche Leben, gleichwie es der Weise selber hasset, auf dass das wahre göttliche Leben in ihm mit dem Verstand regiere. Und darum ist bei Gott keine Klag um den tödlichen Leib des Weisen, denn er fasset sein göttlich Eins in ihm in seinen Geist und Willen und lässet den Leib der Torheit mit den Törichten hinfahren in seine Grube, bis an den Tag zur Scheidung aller Wesen.
1,42. Und das verstehet die Vernunft nicht, darum ist sie närrisch. Und soll ein Mensch nicht nach der Torheit, sondern nach Gottes Geist ein Mensch sein und richten, was göttlich ist, nach der bildlichen Vernunft, denn es stehet geschrieben: Wer auf das Fleisch, als auf die tödliche Vernunft eigenen Willens, bauet, der wird vom Fleisch das Verderben erben; wer aber auf den Geist, als auf göttlichen Willen, bauet und setzet seinen Willen in die Hoffnung göttlicher Zusage, der wird vom Geist das ewige Leben erben, (Gal. 6,8).
2. Kapitel
Vom Gemüt, Willen und Gedanken des menschlichen Lebens, wie dasselbe seinen Urstand vom Willen Gottes habe und wie es ein Gegenwurf, als ein Bild Gottes sei, in dem Gott wolle, wirke und wohne.
2,1. Die Vernunft spricht: Weil das Gemüte mit den Sinnen ein anfänglich, natürlich Leben ist, welches in einer Zeit und Zerbrechlichkeit stehet, wie mag es dann in dieser Zeit zu dem übersinnlichen göttlichen Leben gebracht werden? Oder wie ist die göttliche Einwohnung im Leben?
2,2. Antwort: Das Leben des Menschen ist eine Form des göttlichen Willens und ist vom göttlichen Einhauchen in das geschaffene Bild des Menschen kommen. Es ist das gebildete Wort göttlicher Wissenschaft, und ist aber vom Gegen-Hauchen des Teufels und Grimmes der zeitlichen Natur vergiftet worden, dass sich des Lebens Wille hat mit dem äußern irdischen Gegenwurf der tödlichen Natur gebildet, und von seinem Temperament in Schiedlichkeit der Eigenschaften kommen ist.
2,3. Aus solchen Ursachen stehet es noch in irdischer Bildnis und wird nun jetzt in dreien Prinzipis betrachtet: Als im ersten Prinzipio nach seinem wahren Urstande, stehet es im ausgehenden Willen Gottes in göttlicher Wissenschaft, welche anfänglich ein Temperamentum war, darin die göttliche Kraft sinnenhaft wirkete und recht ein Paradies oder Wirken göttlicher Kräfte, darinnen verstanden ward als eine immerwährende Bildung göttlichen Willens, welches Grünen in dem Ausgang der guten Sinnen verstanden wird, dadurch sich die göttliche Weisheit figürlich auf göttliche Art bildete und durch solch Bilden das göttliche Verständnis durch des sinnlichen Lebens Ausgang offenbarete. Daher es recht ein Bilde Gottes genennet war, in dem sich der göttliche Willen offenbarete.
2,4. Als aber dieses Leben im ersten Prinzipio vom grimmen Teufel angehauchet war in seiner Bildnis, dass ihm der Teufel einsprach, es war ihm nütz und gut, dass sich der Ausgang der Sinnen aus dem Leben vom Temperament abbräche und in ein eigen Bildnis nach den Eigenschaften der Vielheit einführete, zu probieren die Ungleichkeit, als Böses und Gutes zu erkennen und zu empfinden.
2,5. So hat der eigene Wille des Lebens darein gewilliget und die Sinnen, als die ausgehende Lust, darein geführet und sich in die Selbheit gepresset oder gefasset.
2,6. Greifbar ist das Verständnis des Lebens in den Eigenschaften offenbar worden, so hat es die Natur in der Ungleichheit gefangen und ihr Regiment emporgeführet. Davon ist es peinlich worden, und ist der inwendige göttliche Grund des guten Willens und Wesens verloschen, das ist, nach der Kreatur wirklos worden. Denn der Wille des Lebens brach sich davon ab und ging in die Empfindlichkeit, aus der Einheit in die Vielheit, und widerstrebete der Einheit, als der ewigen einigen Ruhe, dem einigen Guten.
2,7. Als solches geschehen, so ist der göttliche Grund, als das zweite Principium, da sich die göttliche Kraft mit dem aushauchenden Willen Gottes hatte mit in das bildliche Leben, als in den Gegenwurf Gottes, eingebildet, verstehet, die Weisheit Gottes, als der wesentliche Wille Gottes, in dem falschen Willen verblichen. Denn die Ursache der Bewegnis des heiligen Wesens hatte sich zur Irdigkeit gewandt, in welcher Böses und Gutes im Streite stehet.
2,8. Verstehets: Der ewige, ungründliche Wille des Lebens hatte sich vom heiligen göttlichen Ens (Sein, Wesen)) abgewandt und wollen in Bös und Gut herrschen. Und darum ist ihm das zweite Principium, als das Reich Gottes, verloschen, und ist ihm an dessen Statt das dritte Principium in der eigenen Bildlichkeit, als die Qual des Gestirnes und der vier Elementen, aufgewachet, davon der Leib grob und tierisch und die Sinnen falsch und irdisch worden sind.
2,9. Also hat das Leben verloren das Temperamentum, als die ewige Ruhe, und hat sich mit der eigenen Begierde finster, peinlich, strenge, hart und rauh gemachet, und ist worden eine eitele Unruhe, und laufet nun in irdischer Kraft in einem ewigen Grunde, und suchet in der Zerbrechlichkeit Ruhe und findet aber keine. Denn die Zerbrechlichkeit ist nicht des Lebens Gleichheit. Darum so schwinget sich das Leben nun über das Wesen dieser Welt, und herrschet die tödliche Kraft der Sternen und der Elementen als ein eigener Gott der Natur, und ist mit solcher Herrschung närrisch und töricht worden, dass es in solcher irdischen Bildung und Eigenannehmen nicht mag seinen Grund und Urstand erkennen, worinnen seine ewige Ruhe stünde, und wird recht töricht genannt. Denn es hat sich aus dem göttlichen Eins in ein irdisch, tierisch Eins geführet und in ein zerbrechlich Wesen gesetzt, und will in dem herrschen, das ihm doch zerbricht und geschwinde wie ein Raum vergehet.
2,10. Und so das zerbricht, darüber es hat zeitlich geherrschet, so bleibet alsdann das Leben in seiner Widerwärtigkeit im ersten Principio, in der Finsternis, und ist anders nichts als ein immerwährender, unerlöschlicher, peinlicher Feuer Quall, als die Teufel auch solche sind.
2,11. Diesem gefangenen Leben ist die große Liebe Gottes wieder zu Hilfe kommen und hat sich alsbald nach solchem Abfall wieder in den inwendigen Eins, als in das verloschene Wesen göttlicher Eigenschaft eingehauchet und dem Leben zu einem Gegenwurf, als ein neuer Quellbrunn göttlicher Einigkeit, Liebe und Ruhe in den verblichenen göttlichen Eins eingegeben und sich darinnen eröffnet, daraus nun das Leben schöpfen und seine Peinlichkeit und Unruhe in den Centris der Eigenheit erlöschen mag.
2,12. Auch hat sich dieser neue Quellbrunn göttlicher Liebe und Einigkeit mit seinem Ausfluss in Christo, in das wahre Leben aller drei Prinzipien menschlicher Eigenschaft eingeleibet und ist in die bildliche Sensus (Sinne) als in den natürlichen, kreatürlichen, abgewichenen bildlichen Willen des Lebens eingegangen und hat Menschheit angenommen und die Ichheit und eigen Wollen mit dem Einfluss der einigen Liebe Gottes, als mit dem ewigen Ein zerbrochen und den Willen des Lebens wiederum in das ewige Ein, als ins Temperamentum eingewandt, da dann des Teufels eingeführter Wille zerstöret und die Peinlichkeit des Lebens in die wahre Ruhe gebracht ward, und hat die Einschließung, als den Tod, zersprenget und das göttliche, sensualische, Paradiesische Grünen mit den heiligen Sinnen und Wirken her niedergebracht und das heilige Leben durch die Einschließung des Todes durchgeführet und den Tod und Teufels Willen zum Spott gemacht, und also kräftig erwiesen, wie das ewige Ein könne mächtig über die Vielheit und Eigenheit herrschen, dass nicht die Macht der Bildlichkeit ein Gott sei, sondern die Macht der Über- und Unbildlichkeit alles beherrsche. Denn das Bildliche (Sichtbare) ist nur ein Gegenwurf des unbildlichen Willens Gottes, dadurch der Wille Gottes wirket.
2,13. Weil aber die große Liebe Gottes in Christo ist dem menschlichen Leben in der irdischen Bildung also zu Hilfe kommen und uns arme Menschen in dem Leben der Menschheit Christi eine offene Gnadenpforte zum göttlichen Eingang gemacht hat, so hegt es jetz und an dem, dass der gefangene Wille des Lebens in seiner Bildlichkeit das Irdische, als die Selbheit und eigen Willen, wieder verlasse und sich einig und allein in diese eingeleibte Gnade, welche von einem, als dem ersten Menschen auf alle gedrungen ist, (Röm. 5,18), ersenke und sich dieser Gnaden annehme und in Kraft solcher Annehmung und göttlicher Einigung sich mit dem gelassenen Lebenswillen in das übersinnliche, übergründliche, ewige Ein, als in den Grund des Lebens Anfang, ersenke und sich wieder in den Grund einergebe, daraus das Leben entsprossen ist, so ist es alsdann wieder in seinem ewigen Ort, als im Temperamento, in der wahren Ruhe.
2,14. Die Vernunft spricht: Wie kann das ein Mensch tun, zumal die Schrift spricht (1.Kor. 15,45; Gen. 1,28), der erste Mensch sei zum natürlichen Leben gemacht, dass er herrsche über alle Kreaturen und Wesen dieser Welt, so ja das Leben die Begierde in die irdischen Eigenschaften einführen. Antwort: Das menschliche Leben ist gesetzt in einen Gegenwurf göttlichen Willens, in uns, mit dem Gott will; und die irdischen Kreaturen sind gesetzt in einen Gegenwurf des menschlichen Lebens, in und mit dem der Mensch sollte wollen. Des Menschen Wollen sollte mit Gottes Wollen über alles natür- und kreatürliche Leben wollen und herrschen. Nicht in tierischer Wesensart sollte es stehen, sondern in göttlicher Essenz, ob der Mensch gleich mit dem Leben in die Natur gesetzt ward, so war doch seine Natur ein Temperamentum und sein Gehäuse göttlichen Willens.
2,15. Weil aber nun jetzt das Leben in irdischer Essenz diese Zeit stehen muss und sich das nicht benehmen mag, so muss man ansehen die dreifache Art des Lebens nach den dreien Prinzipien, mit welchem Grunde des Lebens sich der Mensch in das übersinnliche Wesen Gottes schwingen könne und wie dasselbe könne und möge geschehen.
2,16. Christus sprach (Joh. 15,5): Ohne mich könnet ihr nichts tun. Kein Mensch kann aus eigenem Vermögen gelangen in den höchsten Grund, es sei denn, dass er seinen innersten Grund des ersten Prinzipi, nach des Lebens Bildlichkeit, in die eingeleibte Gnade Gottes ersenke und nach demselben Grund in göttlicher Hoffnung stille stehe vom eigenen Wesen und sich mit dem Wollen Gott ganz ergebe, in solchem Maße, dass sein Wollen nach solchem Grunde nicht mehr sprechen will, ohne was Gott durch diesen Grund spricht und will, so ist er am höchsten Ziel.
2,17. Ist es möglich, dass er mag eine Stunde oder weniger von seinem innerlichen Selb-Wollen und Sprechen stille stehen, so wird das göttliche Wollen ihm einsprechen, durch welches Einsprechen Gottes Wollen sein Wollen in sich fasset und dem bildlichen, natürlichen, essentialischen äußern Vernunft-Leben entspricht und die irdische Bildung des Vernunft-Willens zerschellet und erleuchtet, dass also zuhand das übersinnliche göttliche Leben und Wollen in dem Vernunft-Wollen grünet und sich einzentrieret.
2,18. Denn so wenig das eigene Wollen des Lebens in der Selbheit und abgewandtem Wollen von Gottes Wollen in der Natur einen Augenblick stille stehen mag von seiner Wirkung, es ersenke sich denn außer aller Natur, so wenig mag auch das göttliche Sprechen in dem zu Grunde gelassenen Leben still stehen von seinem Wirken.
2,19. Denn so das Leben von seinem Eigen-Wollen stille stehet, so stehet es im Abgrund der Natur und Kreatur im ewigen Aussprechen Gottes, so spricht Gott darinnen.
2,20. Denn von Gottes Sprechen ist das Leben ausgegangen und in Leib kommen, und ist anders nicht als ein bildlicher Wille Gottes. Ist es nun, dass das eigen Selber-Bilden und -Wollen stille stehet, so gehet das göttliche Bilden und Wollen auf, denn was willenlos ist, das ist mit dem Nichts ein Ding und ist außer aller Natur, welcher Ungrund ist Gott selber.
2,21. Weil denn der Ungrund, als Gott, ein ewig Sprechen ist, als ein Aushauchen seiner selber, so wird auch dem gelassenen Leben der Ungrund eingesprochen. Denn das Hauchen des Ungrundes spricht durch den stillstehenden Grund des Lebens; denn das Leben ist aus dem göttlichen Hauchen entstanden und ist eine Gleichheit (Entsprechung) göttlichen Hauchens. Darum fasst eine Gleichheit die andere, wie wir das an des Lebens Sinnen verstehen, welche auch ein solcher Ausgang und Gegenwurf vom göttlichen Gemüte sind, wie das Gemüt ein Ausgang und Gegenwurf vom göttlichen Gemüte göttlicher Wissenschaft ist.
2,22. Wie sich nun Gott mit seinem Aushauchen seiner ewigen Weisheit und Wissenschaft mit der Natur und Kreatur, beides mit dem inwendigen heiligen Leben (Willen) mit dem Leben der Engel und Menschen offenbaret und seinen Willen seiner Wissenschaft in Bildung einführet zum Wieder-Aussprechen durch gebildete lautbare Art, sowohl mit der Natur und ihrer Wiederaushauchung der Kreaturen der sichtbaren Welt, und hat immerdar das äußere von der Natur ausgesprochene, dem inneren Grund untertänig gemacht, dass das Innere durch das Äußere, Korporalische herrschen und ein Geist des Äußern sein soll.
2,23. Also wisset, dass auch das eingewandte, neugeborene Leben des Menschen in göttlicher Kraft und Macht über das äußere Vernunft-Leben von Sternen und Elementen herrschen kann und soll. Und so das nicht geschiehet, dass das inwendige ewige Leben im Menschen in göttlicher Kraft und Licht über das äußere, irdische, astralische Leben der tödlichen Lust herrschet und der irdischen Lust, darinnen das Schlangenmonstrum stecket, den Willen zerbricht, so ist noch keine neue Wiedergeburt oder göttlicher Wille in solchem Leben im Wirken oder offenbar, und ist solcher Mensch, alsolang er im irdischen Willen allein stehet, kein Kind des Himmels. Denn die göttliche Szienz (Weisheit) ist in irdische, tierische Eigenschaft durch die Selb-Bildung des falschen Willens gewandelt und ist nach dem Leib ein böses Tier und nach der Seelen ein abgewandter falscher Wille, der nicht mit Gott will, auf Art der Teufel, welche auch in eigener Bildung der sinnlichen Wissenschaft stehen.
2,24. Deshalben sagte Christus, (Matth. 12,30): Wer nicht mit mir sammelt, das ist, wer nicht mit der eingeleibten Gnade Gottes, welche Gott durch Christentum hat offenbaret und darbietet, wirket, will und tut, sondern wirket durch natürlichen eigenen Willen, der zerstreuet nicht allein die göttliche Ordnung der Sinnen, sondern er streuet auch seine Werke in falschen Grund.
2,25. Sehet an ein Gleichnis der Sonnen: Wenn ein Kraut nicht Saft hat, so verbrennets der Sonnenstrahl. Hats aber Saft, so erwärmet es der Sonnenstrahl, davon es wächset. Also auch im Leben der Essenz im Menschen. Hat dasselbe nicht Ens von Gottes Sanftmut und Liebe, als von dem ewigen Ein, so impresset sichs eine grimmige, feurige Schärfe, dass das Gemüt ganz rauh, hungerig, geizig, neidig und stachlicht wird. Und solcher falscher Sinn und Wille gehet auch hernach aus dem Leben in Leib und in alle seine Wesen und Werke.
2,26. Also zerstreuet und zerbricht solche feuernde, geizige, neidische Art mit dem scharfen Sensu (Sinnesart) des Lebens alles, das gut ist. Mit allem dem, damit es umgehet, ist Gefahr, denn es führet seine Giftstrahlen darein und will alles an sich ziehen und sein Gift darein führen, als den hungerigen Geiz. Ist es aber, dass das feurige Leben mag von göttlicher Liebe essen, so ist es ein Gleichnis, wie ein Licht vom Feuer ausdringet und gehet. Also auch dringet das rechte Leben von der feuernden Art mit einem neuen Geist und Willen göttlicher Liebe von innen aus, und ist nicht mehr nehmend, wie des Feuers Art ist, sondern gebend. Denn der Liebe-Wille gibt sich selber wie das Licht aus dem Feuer, welches sich in alle Dinge gibt und in allem ein Gutes wirket.
2,27. Wenn die Sonne in der Tiefe der Welt nicht mehr schiene, so würde der Spiritus Mundi in der Schärfe des Gestirns in der sulphurischen, merkurialischen Art in den vier Elementen ganz streng, rauh, trocken, herb, dick, finster und hart. So ging alles Leben in den Elementen zu Grund und würde man bald sehen, was die Hölle und Gottes Zorn sei.
2,28. Also auch im gleichen wie der äußere Mensch ist ein Limus (Materie) der äußern elementischen Welt, dessen Leben in der Sonnen- und Sternenkraft stehet, und der Leib, wie denn auch die Erde eine Coagulation (Gerinnung) des Spiritus Mundi ist. Und so der in seinem Nutrimento (Nahrung) in der Speisung nicht möchte der Sonnen Licht-Liebe-Kraft haben, er ganz bös, feurig und tödlich werden würde und das äußere Leben zu Grunde gehen müsste.
2,29. Also auch im gleichen ist die Seele ein Limus von der inneren geistlichen Welt aus dem Mysterio Magno, als aus dem Ausgang und Gegenwurf göttlicher Wissenschaft, welche ihr Nutriment muss aus dem Mysterio Magno göttlicher Kraft und Wissenschaft nehmen. Ist es nun, dass sie nicht mag das Ens göttlicher Liebe zu ihrer Speisung haben, dass sie sich vom Ungrund, als von der Gelassenheit, abbricht, so wird sie auch also scharf, feurig, finster, rauh, stachlicht, neidig, feindig, widerwillig und eine ganze Unruhe ihr selber und führet sich selber in eine tödliche sterbende, grimmige Qual ein, welche ihre Verdammnis ist, darinnen sie verdirbet, wie dem Teufel geschehen ist und auch allen Gottlosen geschiehet.
2,30. Ist es aber, dass solcher Feuerquall mag wieder göttliche Liebe, als das wesentliche Licht Gottes, erreichen und in sich empfangen, so wird solcher seelischer Feuerquall in ein Freudenreich, ins Lob Gottes verwandelt. Aber ohne umgewandten Willen, so der nicht still stehen mag von seiner Impression und Einschließung, ist es nicht möglich. Denn das Licht der Sonnen mag in einem harten Stein nicht also wirken als in Metallen, Kräutern und Bäumen, denn das Wasser wird darinnen in eine harte Impression gefasset und koagulieret.
2,31. Also auch mit dem falschen eigenen Willen der Seelen mit göttlicher Sanftmut zu verstehen ist. Dass also die göttliche Sanftmut in solcher geizigen, neidigen Feuerbegierde keine Wirkung verbringet. Daher Christus recht sagte, (Joh. 6,53): Welch Leben des Menschen nicht essen würde das Brot, das vom Himmel kommen sei, der Welt das Leben zu geben, das hätte kein Leben in sich. Damit deutet er an die wesentliche Liebe, welche Gott in ihm, in Christo, durch einen neuen Quellbrunn der armen verdorreten Seelen zur Erquickung hat offenbaret. Welche Seele nicht davon essen würde, die möchte das göttliche Licht nicht erreichen und wäre ohne göttlich Leben, wie er sich denn (Joh. 8,12) das Licht der Welt nennet; item in Psalmen, ein Licht, das im Finstern leuchtet, das die Finsternis in Licht wandelt, (Psalm 112,4).
3. Kapitel
Vom natürlichen Grunde. Wie die Natur ein Gegenwurf göttlicher Wissenschaft sei, dadurch sich der ewige einige Wille mit der ungründlichen, übernatürlichen Wissenschaft empfindlich, sichtlich, wirkende und wollende mache; und das Mysterium Magnum, wie alles von, durch und in Gott sei; wie Gott allen Dingen so nahe sei und alles in allen erfülle. Eine hochteure Pforte, dem gottliebenden Leser wohl zu betrachten.
Im (Joh. 1,1-3) stehet: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort; dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
3,1. Der Anfang aller Wesen ist das Wort, als das Aushauchen Gottes gewesen, und Gott ist das ewige Ein gewesen von Ewigkeit und bleibet es auch in Ewigkeit. Aber das Wort ist der Ausfluss des göttlichen Willens oder der göttlichen Wissenschaft. Gleichwie die Sinnen aus dem Gemüte ausfließen und das Gemüt doch nur Eins ist, also ist auch das ewige Eins mit in dem Ausfluss des Willens gewesen, das heißet: Im Anfang war das Wort. Denn das Wort, als der Ausfluss von dem Willen Gottes, ist der ewige Anfang gewesen und bleibet es ewig. Denn er ist die Offenbarung des ewigen Einen, damit und dadurch die göttliche Kraft in eine Wissenschaft des Etwas gebracht wird. Und verstehen mit dem Wort den offenbaren Willen Gottes, und mit dem Wort Gott verstehen wir den verborgenen Gott, als das ewige Ein, daraus das Wort ewig entspringet.
3,2. Also ist der Ausfluss des göttlichen Eins das Wort, und doch Gott selber, als seine Offenbarung.
3,3. Dieser Ausfluss fließt aus Gott, und das Ausgeflossene ist die Weisheit, aller Kräfte, Farben, Tugend und Eigenschaften Anfang und Ursache.
3,4. Aus solcher Offenbarung der Kräfte, darinnen sich der Wille des ewigen Ein beschauet, fließt aus der Verstand und die Wissenschaft des Ichts, da sich der ewige Wille im Ichts schauet und in der Weisheit in Lust einführet zu einem Gleichnis und Ebenbildnis.
3,5. Und dieselbe Ebenbildnis ist das Mysterium Magnum als der Schöpfer aller Wesen und Kreaturen, denn es ist der Separator in dem Ausfluss des Willens, welcher den Willen des ewigen Ein schiedlich machet. Er ist die Schiedlichkeit im Willen, daraus Kräfte und Eigenschaften urständen.
3,6. Dieselben Kräfte sind wieder ein Ausfluss ihrer selber, da sich eine jede Kraft in eigenen Willen nach derselben Kraft Tugend einführet. Daher die Vielheit der Willen urständet, und daraus auch das kreatürliche Leben der Ewigen seinen Ursprung genommen hat, als Engel und Seelen, und man doch nicht sagen kann, dass hierinnen eine Natur oder Kreatur verstanden sei, sondern die ewige Bildlichkeit göttlichen Worts und Willens, da der Geist Gottes in einem solchen Gegenwurf in den Kräften der Weisheit in solche Formungen der Gleichnisse mit sich selber gespielt hat.
3,7. Gleichwie sich das Gemüt des Menschen im Verstande mit den Sinnen in einen Gegenwurf einer Ebenbildnis einführet und mit denselben ausfließt und in Bilder einfasset, welche Bilder die Gedanken des Gemütes sind, darinnen der Wille des Gemütes wirket und sich also mit der Lust in eine Schärfe, als in eine magnetische Annehmung einfasset, daraus Freud und Leid urständet.
3,8. Also ist uns auch von dem ewigen Gemüte der Empfindlichkeit zu erkennen, dass sich der Ausgang des einigen Willens Gottes durch Wort in Schiedlichkeit habe eingeführet, und die Schiedlichkeit hat sich in Annehmlichkeit als in eigene Lust und Begierde zu seiner Selbst-Offenbarung eingeführet aus der Einheit in Vielheit.
3,9. Die Begierde ist der Grund und Anfang der Natur der Empfindlichkeit des eigenen Willens, denn darinnen wird die Schiedlichkeit der Einheit in Annehmlichkeit gebracht, daraus die Schiedlichkeit der Willen in Empfindlichkeit einer Selbheit gebracht werden, darinnen das wahre, kreatürliche, empfindliche, engelische und seelische Leben verstanden wird.
3,10. Denn der Wille des ewigen Ein ist unempfindlich ohne Neiglichkeit zu etwas, denn er hat nichts, dazu er sich könnte neigen, als nur in sich selber. Darum so führet er sich selber aus sich aus und führet den Ausfluss seiner Einheit in Vielheit, und in Annehmung zur Selbheit, als zu einer Stätte einer Natur, daraus Eigenschaften urständen. Denn eine jede Eigenschaft hat ihren eigenen Separatorem, Scheider oder Macher in sich und ist in sich selber ganz nach Eigenschaft der ewigen Einheit.
3,11. Also führet der Separator jedes Willens wieder Eigenschaften aus sich aus, davon die unendliche Vielheit entstehet und dadurch sich das ewige Ein empfindlich machtet, nicht nach der Einheit, sondern nach dem Ausfluss der Einheit. Allein der Ausfluss führet sich so weit, bis in die größeste Schärfe mit der magnetischen Annehmlichkeit, bis in die feuernde Art, in welcher feuernden Art das ewige Ein majestätisch und ein Licht wird. Auch wird die ewige Kraft dadurch begierlich und wirkend und ist der Urstand des empfindlichen Lebens, da in dem Wort der Kräfte im Ausfluss ein ewig, empfindlich Leben urständet. Denn so das Leben keine Empfindlichkeit hätte, so hätte es kein Wollen noch Wirken. Aber das Peinen machet es wirkend und wollend. Und das Licht solcher Anzündung durchs Feuer machet es freudenreich, denn es ist eine Salbung der Peinlichkeit (Linderung der Peinigung).
3,12. Aus diesem ewigen Wirken der Empfindlichkeit und Sinnlichkeit, da sich dieselbe Wirkung von Ewigkeit hat je also in Natur als in Eigenschaften eingeführet, ist die sichtbare Welt mit all ihrem Heer entsprungen und in ein Geschöpf gebracht worden. Denn die Ewigkeit solcher Wirkung zu Feuer, Licht und Finsternis hat sich mit der sichtbaren Welt in einen Gegenwurf geführet und den Separatorem in allen Kräften des ausgeflossenen Wesens durch die Begierlichkeit zu einem Amtmann der Natur geordnet, mit welchem der ewige Wille alle Dinge regieret, machet, formet und bildet.
3,13. Also können wir mitnichten sagen, dass Gottes Wesen etwas Fernes sei, das eine sonderliche Stätte oder Ort besitze oder habe, denn der Abgrund der Natur und Kreatur ist Gott selber.
3,14. Die sichtbare Welt mit ihrem Heer und Kreaturen ist anders nichts als das ausgeflossene Wort, welches sich hat in Eigenschaften eingeführet, da in den Eigenschaften ist eigener Wille entstanden. Und mit der Annehmlichkeit der Willen ist das kreatürliche Leben entstanden, welches Leben sich im Anfang dieser Welt hat in eine Annehmlichkeit zu einem kreatürlichen eingeführet, welches der Separator nach der Eigenschaft hat entschieden und in ein eigen Wollen nach solcher Form gebracht. So ist mit dem eigenen Wollen solcher Begierde das Wesen, als der Leib, entstanden, einer jeden Annehmlichkeit aus seiner Gleichkeit und Eigenschaft. Dadurch hat sich der Separator signieret und sichtbar gemacht, wie an allem Leben zu erkennen ist.
3,15. In solchem Gegenwurf göttlichen Willens sind uns nun zweierlei Leben zu verstehen, als erstlich ein ewiges und zum andern ein zeitliches, tödliches. Das ewige ist in dem Ewigen und urständet aus dem ewigen Wort, und stehet im Grunde der ewigen, geistlichen Welt, als im Mysterio Magno göttlichen Gegenwurfes, und ist das sinnliche, verständige Leben im Grunde des ewigen Feuers und Lichts.
3,16. Der innerste Grund ist ein Funke des ausgeflossenen Willens Gottes durchs ewige Hauchen Gottes, und ist mit Gottes Wort verbunden, es ist anders nichts zu wollen als nur, was der einige Wille Gottes durch solchen Ausfluss will.
3,17. Es ist anders nichts als ein Gehäuse göttlichen Willens, dadurch sich der göttliche Wille offenbaret, und ist zu keiner Eigenheit eigenen Willens offenbar worden, sondern nur zum Werkzeug göttlichen Willens, dadurch derselbe seine Wunderwerke verrichten will. Es ist der Separator göttlichen Willens, als ein Werkzeug Gottes, darein sich der göttliche Wille hat gebildet zu einem Wundertäter der Allmacht und Herrlichkeit, damit er will alle Dinge beherrschen, deswegen ihm auch ist göttliches Verständnis gegeben worden.
3,18. Das andere Leben ist ein anfänglicher Ausfluss des Separatoris aller Kräfte und heißet Seele der äußern Welt, welches Leben in den ausgeflossenen Eigenschaften kreatürlich worden ist, und ist ein Leben aller Kreaturen der sichtbaren Welt, damit sich der Separator oder Schöpfer dieser Welt bildet und ein Gleichnis nach der geistlichen Welt machet, darinnen sich die Kraft der inneren geistlichen Welt mit formet, bildet und schauet.
3,19. Denn die geistliche Welt vom Feuer, Licht und Finsternis stehet in der sichtbaren elementischen Welt verborgen und wirket durch die sichtbare Welt, und bildet sich durch den Separatorem mit ihrem Ausfluss in alle Dinge nach jeden Dinges Art und Eigenschaft. Wie ein jedes Ding einer Art und Eigenschaft ist, eine solche Eigenschaft empfänget es auch vom Separatore der inneren geistlichen Kraft. Nicht zu einer Habhaftigkeit und eigener Macht empfänget das sichtbare Wesen das unsichtbare, dass das äußere möchte dadurch in das innere verwandelt werden. Nein, das ist nicht. Die innere Kraft bildet sich nur damit, wie wir das an den Kräften der Kräuter, Bäume und Metallen verstehen, dass deren äußerlicher Geist nur ein Werkzeug des inneren Geistes, als der inneren Kraft sei, dadurch sich die innere Kraft in den äußern Geist bildet.
3,20. Als wir denn in solchen Kräften der wachsenden dreirlei Spiritus verstehen in unterschiedenen Centris und doch nur in einem Corpore. Der erste und äußere Spiritus ist der grobe Schwefel, Salz und Mercurius, der ist ein Wesen der vier Elemente oder des Gestirnes nach der Sternen Rauhigkeit Eigenschaft. Dieser machet das Corpus und impresset sich selber oder fasset sich in ein Wesen oder zieht das innere aus dem geistlichen Separatore an sich, sowohl auch von außen die Elemente und coagulieret sich damit, davon alsbald die Signatur oder Bezeichnung vom Separatore geschiehet. Derselbe bildet das sichtbare Corpus nach der Eigenschaft der größten Kraft des Spiritus Mundi, als der Constellation der Sterne oder Eigenschaft der Planeten und jetzt entzündeten Elemente.
3,21. Der andere Spiritus, welcher ein eigen Centrum hat, der liegt im Öle des Schwefels, den man die fünfte Essenz heißet, als eine Wurzel der vier Elemente. Dieser ist die Sänftigung und Freude des groben, peinlichen Schwefel- und Salz-Geistes, und nimmt sein Nutrimentum erstlich von innen aus dem Lichte der Natur, als vom Ausflusse der geistlichen Sanftmut vom inneren geistlichen Feuer und Licht. Und zum andern von außen nimmt er sein Nutriment von der Sonnen und von der subtilen Kraft des Spiritus Mundi, und ist die rechte Ursach des wachsenden Lebens, eine Freude der Natur, wie die Sonne in den Elementen ist.
3,22. Der dritte Spiritus ist die Tinktur, als ein Gegenwurf des göttlichen Mysterii Magni, da alle Kräfte in der Gleichheit innen liegen, und heißet recht Paradies oder göttliche Lust. Der ist ein Gehäuse göttlicher Kraft, ein Gehäus der ewigen Seelen, daraus alle äußerlichen Kräfte entspringen, auf Art wie die Luft aus dem Feuer.
3,23. Denn die Tinktur ist anders nichts als ein geistlich Feuer und Licht, da Feuer und Licht ein eigen (einig) Wesen innen ist. Weil sie aber auch ihren Separatorem, als den ausgeflossenen göttlichen Willen zur Offenbarung in sich hat, so ist sie der höchste Grund, daraus die erste Schiedlichkeit der Eigenschaften im Wesen dieser Welt urständet, und gehöret nach ihrer Selbst-Eigenschaft zur Ewigkeit. Denn ihr Urstand ist die heilige Kraft Gottes und hat ein eigen Centrum, als den allerinwendigsten Grund der Kreatur, welcher zwar der tödlichen Kreatur verborgen ist wegen des, dass der Mensch falschen Willen dagegen geführet. Daher der Fluch der Erden im Fall des Menschen entstund. Jedoch dringet dieser hohe, heilige Grund in sein eigen Centrum durch alle Wesen dieser Welt mit aus und fließt aus in die äußeren Kräfte, gleichwie die Sonne in die Elemente. Aber die Kreatur mag das Centrum dieser Kraft nicht berühren, es geschehe denn durch göttlich Zulassen, wie es in der neuen Wiedergeburt geschiehet.
3,24. Solche Offenbarung siehet man an allen Dingen der Lebendigen und Wachsenden. Alle Dinge stehen in diesen dreien Prinzipis oder Anfängen. Ein Exempel sehet ihr an einem Kraut auf Erden. Das hat sein Nutrimentum von innen und außen, als von der Erden, und von außen von der Sonnen und Sternen, dadurch sich der Erden Spiritus samt dem äußern mit bildet. Wenn dasselbe aufwächset, so geschiehet das in solcher Gewalt, so bezeichnet sich von außen in dem Kraute mit der Bildung und Form desselben, der äußere Separator im Schwefel, Salz und Mercurio, denn er ist des Krautes Bewegnis und Empfindlichkeit und machet sich korporalisch.
3,25. Dass, so ich ein Kraut sehe stehen, so sage ich mit Wahrheit: Dies ist ein Bild des Erdengeistes, in dem sich die oberen Kräfte erfreuen und es auch für ihr Kind halten, dieweil der Erdengeist mit den oberen auswendigen Kräften ein Wesen ist. Und wenn das Kraut ausgewachsen ist, so blühet es, so bezeichnet sich mit der Blüte der ölische Geist mit schönen Farben. Und mit dem lieblichen Geruch der Blüte bezeichnet sich die Tinktur, als der dritte Grund.
3,26. Da man dann verstehet, dass sich der inwendige verborgene Geist der Elementen hat eröffnet und führet sich mit in die Bildung der Frucht ein. Denn die Erde hatte keinen solchen Geruch, weder Farben noch solche Tugend, so sich nicht die verborgene Kraft göttlichen Ausflusses offenbarete.
3,27. Also auch an den Metallen zu sehen ist, welche auswendig ein grob Corpus vom Schwefel, Mercurio und Salz sind, darinnen das Wachstum stehet. Und in ihrem inwendigen Grunde sind sie ein schön klar Corpus, darinnen das eingebildete Licht der Natur von göttlichem Ausfluss scheinet, in welchem Glast man die Tinktur und große Kraft verstehet, wie sich die verborgene Kraft sichtbar machet. Man kann nicht von solcher Kraft sagen, dass sie elementisch sei, wie auch die Kraft der Blüte nicht. Die Elemente sind nur ein Gehäus und Gegenwurf der inneren Kraft, eine Ursache der Bewegnis der Tinktur.
3,28. Denn von der Tinktur gehet die Kraft durch Bewegnis des groben elementischen Geistes aus und führet sich dadurch in Empfindlichkeit, als in Geschmack und Geruch.
3,29. Denn der Geruch ist anders nichts als die Empfindlichkeit der Tinktur, durch welche sich der Ausfluss göttlicher Kraft offenbaret und also Empfindlichkeit annimmt. Die Schärfe des Geruchs ist wohl elementisch, aber die wahre Kraft und Tugend in der Schärfe des Geruchs ist die Tinktur. Denn die Bewegnis eines Dinges ist nicht der höchste Grund der Kraft, sondern dieses, daraus die Ursache der Bewegnis kommt.
3,30. Der Medicus braucht ein wohlriechend Kraut zu seinen Medikamenten, aber der Geruch, als die Schärfe des Geruchs, ist nicht die Kur, welche den Patienten in der Krankheit kurieret, sondern das ist die Kur, davon solcher Balsam oder Geruch urständet, als die Tinktur, welche sich in solchen Balsam einbildet.
3,31. Christus sagte (Matth. 21,19) zum Feigenbaum: Verdorre! — Aber das äußere, lautbare menschliche Wort, als der Hall war nicht die Kraft, dass es geschahe, sondern das war die Kraft, daraus das Wort kam. Sonst so es der äußere menschliche Hall täte, so könnten es andere Menschen auch tun.
3,32. Also dergleichen auch mit dem Glauben zu verstehen ist. Die Bekenntnis und Beifall eines Dinges ist nicht der rechte Glaube, viel weniger die Wissenschaft, sondern das ist der Glaub, daraus die Bekenntnis gehet, als der eröffnete Geist Gottes in dem inneren Grunde der Seelen, welcher sich mit der Bekenntnis ins lautbare Wort bildet und äußerlich sichtbar machet und mit den sichtbaren Elementen des Leibes wirket und sich äußerlich erzeiget, dass man verstehet, dass Gottes Geist im Werke des Glaubens mitwirket, gleichwie er mit und durch die Kraft der elementischen Welt wirket und sich durch das Wesen dieser Welt mit einem Gegenwurf sichtbar machet.
3,33. Also dass alles, was ich ansehe, es sei Bös oder Gut, so kann ich mit Wahrheit sagen: Allhie mit diesem Ding hat sich der verborgene Geist des Separatoris aller Wesen in eine Eigenschaft gebildet und hat ihm allhie einen Gegenwurf oder Bildnis nach seinem Ausfluss gemachet, entweder nach Bös oder Gut. Alles nach den Eigenschaften der Natur, nach Hitze oder Kälte, nach Herbe, Bitter, Süß oder Sauer oder wie das sei, so ist in aller solcher Bildung nur äußerlich eine solche elementische Art, als ein solcher Schwefel und Salz. Aber im inwendigen Grund, in der Tinktur, ist es gut und nütz und gehöret zu seiner Gleichheit, zum Nutrimento des Lebens, welches nach der astralischen und elementischen Art in allen Eigenschaft nach seinem äußern Grunde stehet.
3,34. Ein jedes Ding, es sei Kraut, Gras, Bäume, Tier, Vögel, Fisch, Würmer oder was das immer sei, ist nütz und ist aus dem Separatore aller Wesen, als aus dem Wort oder schiedlichen Willen Gottes, gegangen, damit ihm der Separatore jedes Dings Eigenschaft hat ein Gleichnis oder Bild gemachet, darinnen er wirket.
3,35. Denn diese sichtbare Welt mit allem ihrem Heer und Wesen ist anders nichts als nur ein Gegenwurf der geistlichen Welt, welche in dieser materialischen, elementischen verborgen ist, gleichwie die Tinktur in Kräutern und Metallen.
3,36. Und wie sich die Tinktur mit ihrer Tugend in allen Dingen mit ihrem Ausfluss mitbildet und sichtbar machet, dass man an der Figur sowohl an den Farben und Geruch kann sehen und erkennen, was in der Tinktur für ein Separator oder Ausfluss göttlichen Willens aus dem Mysterio Magno sei ausgeflossen, also auch kann man auch an der sichtbaren Welt, an Sonne, Sternen, Elementen, Kreaturen und an allen Geschöpfen den inneren Grund, daraus es ist entsprungen, erkennen.
3,37. Denn kein Ding oder Wesen eines Dinges ist von fern an seinen Ort kommen, sondern an dem Ort, da es wächset, ist sein Grund. Die Elementen haben ihre Ursache in sich selber, davon sie entspringen. Also auch haben die Sternen ihr Chaos in sich selber, darinnen sie stehen.
3,38. Die Elementen sind anders nichts als ein bildliches bewegendes Wesen des unsichtbaren unbewegenden.
3,39. Also auch die Sterne sind ein Ausfluss der Eigenschaften der geistlichen Welt nach der Schiedlichkeit des Separatoris, welches Grund ist das Wort oder der schiedliche Wille Gottes.
3,40. Das Wesen und Weben der Elementen ist Feuer, Luft, Wasser und Erden, darinnen ist dick und dünne, nass und trocken, hart und weich. Die sind zusammengesetzt in ein Wesen. Nicht dass jedes von einem sonderlichen Ursprung und Herkommen sei, sondern sie kommen alle nur aus einem einigen Grunde. Und dieselbe Stätte, da sie herkommen sind, ist überall. Nur zu denken, wie an einem Ort ist etwa eine mehrere Entzündung nach einer Eigenschaft geschehen als zum andern, davon die Bewegnis größer und der Materien in solcher Form und Wesen mehr worden ist als am andern, wie an den Materien der Erden, sowohl an dem Wasser und Luft zu verstehen ist, wie ein Unterschied in jedem Polo, als an jedem Ort über der Erden ist. Daher auch der Unterschied der Sitten und Tugenden, sowohl der Regimenter, Ordnung und Kreaturen sind.
3,41. Die Scheidungen aber solcher Eigenschaften sind alle aus dem Mysterio Magno entstanden, durch die einmal Bewegnis der Kräften aller Wesen, als da sich hat der einige Wille aller Wesen auf einmal beweget und aus der Unempfindlichkeit in Empfindlichkeit und Schiedlichkeit der Kräfte ausgeführet und die ewige Kraft wirkende und wollende gemacht, dass in jeder Kraft ist ein Gegenwurf, als eine eigene Begierde entstanden. Dieselbe eigene Begierde in dem Gegenwurf der Kräfte hat sich wieder aus sich ausgeführet zu einem Gegenwurf, davon ist die Begierde solches Ausflusses scharf, streng und grob worden, und hat sich coagulieret (verfestigt) und in Materien gebracht.
3,42. Und wie nun der Ausfluss der inneren Kräfte aus Licht und Finsternis, aus Schärfe und Linde, aus feuernder oder Lichtesart ist gewesen, also sind auch die Materien worden. Je weiter sich der Ausfluss einer Kraft erstrecket hat, je äußerlicher und gröber ist die Materia worden; denn es ist ja ein Gegenwurf aus dem andern gegangen, bis letztlich auf die grobe Erde.
3,43. Wir müssen aber den Grund solcher Philosophia recht vollführen und andeuten, wovon hart und weich habe seinen Grund genommen, welches wir an den Metallen erkennen. Denn eine jede Materia, welche hart ist, als da sind Metallen und Steine, sowohl Holz, Kräuter und dergleichen, das hat in sich gar eine edle Tinktur und hohen Geist der Kraft, wie auch an den Beinen der Kreaturen zu erkennen ist, wie die edelste Tinktur nach des Lichts Kraft, als die größeste Süße im Marke der Beine, und dagegen im Geblüte nur eine feurische Tinktur lieget, als im Schwefel, Salz und Mercurio. Dieses verstehet man also:
3,44. Gott ist das ewige Ein, als die größeste Sänfte, so viel er außer seiner Bewegnis und Offenbarung in sich selber ist. Aber seine Bewegnis, indem er ein Gott in Dreifaltigkeit heißet, als ein dreieiniges Wesen, da man drei und doch nur von einem saget, und da er die ewige Kraft und Wort heißet, — diese ist der teure und höchste Grund und also nachzusinnen, wie sich der göttliche Wille in eine Stätte der Selbheit, als zur Kraft einschließt und in sich selber wirket, und aber durch sein Wirken ausgehet und sich einen Gegenwurf, als die Weisheit, machet, dadurch aller Wesen Grund und Herkommen entsprungen ist.
3,45. Also auch imgleichen wisset dieses: Alles was im Wesen dieser Welt weich, sanft und dünn ist, das ist ausfließend und sich selber gebend, und ist dessen Grund und Urstand nach der Einheit der Ewigkeit, da die Einheit immerdar von sich ausfließt, wie man dann an dem Wesen der Dünnheit, als am Wasser und Luft keine Empfindlichkeit oder Peinen verstehet, was dasselbe Wesen einig in sich selber ist.
3,46. Was aber hart und impressend ist, als da sind Beine, Holz, Kräuter, Metallen, Feuer, Erde, Steine und dergleichen Materien, darinnen lieget das Bild göttlicher Kraft und Bewegnis und verschließt sich mit seinem Separatore, als dem Ausfluss göttlicher Begierde, als ein edles Kleinod oder Funke göttlicher Kraft vor der Grobheit. Und ist darum hart und feuernd, dass es seinen Grund göttlicher Infasslichkeit hat, als da sich das ewige Ein immerdar in einen Grund der Dreifaltigkeit zur Bewegnis der Kräfte einführet und sich doch vor dem Ausfluss , als vor der Einführung des eigenen Willens der Natur verschließt und mit der Kraft der Einheit durch die Natur wirket.
3,47. Also auch mit der edlen Tinktur zu verstehen ist: Wo sie am edelsten ist, da ist sie am meisten mit der Härte verschlossen, denn die Einheit liegt in ihr in einer Beweglichkeit, als in einer Empfindlichkeit des Wirkens. Darum verbirget sie sich. Aber in der Dünnheit lieget sie nicht in solcher Empfindlichkeit, sondern ist allen Dingen gleich, wie denn das Wasser und Luft allen Dingen gleich und in allen Dingen ist. Aber das trockene Wasser ist der rechte Perlengrund, darinnen sie subtile Kraft des Wirkens der Einheit im Centro lieget, den Unsern, so dies wert sind, hiermit angedeutet, sich um das Weiche ohne feuernde Art, darinnen Geheimnis zu suchen, nicht anzunehmen. Also verstehet dieses Geheimnis:
3,48. Dass das Weiche und Dünne von der Einheit, von dessen Ausfluss aus dem Mysterio Magno urstände und der Einheit am nächsten sei, und dagegen der edelste Grund göttlicher Offenbarung in Kraft und Wirkung in der feuernden Härte liege und eine trockene Einheit, als ein Temperamentum sei, da die Schiedlichkeit aller Kräfte wieder innen lieget. Denn wo die Kräfte nicht in der Einheit eines Willens innen liegen, da ist der Wille zertrennet und ist keine große Kraft in dem Dinge zu verstehen, welches den Medicis wohl zu merken ist, dass sie nicht auf die groben Spiritus starken Geruchs sehen sollen und den für rechten Balsam halten, ob er wohl allda innen ist, so ist aber die Tinktur allda innen sehr beweglich und ausfliegend.
3,49. Die Spiritus der starken Kraft im Geruch müssen ins Temperamentum gebracht werden, als in die Einheit, und nicht davonfliegen, da man alsdann will mit dem Salz, als mit des Feuers Schärfe kurieren und gibt dem Patienten Seele ohne Geist ein.
3,50. Die Seele solcher Balsamen ist in den Eigenschaften zertrennet. Eine jede gibt sich in ihrer großen Freude in Sonderheit, und sind aber in der Zertrennung zu widerwillig. Sie einigen nicht des Lebens Feindschaft und Zertrennung, sondern zünden des Lebens Zertrennung mehr an.
3,51. Verschließet sie und machet sie einig, dass sie alle einen Willen in der Liebe haben, so habt ihr das Perlein in der ganzen Welt. Zu Zorn reizen, machet Hoffart und Streit, welches an allen Dingen zu erkennen ist.
3,52. Einen Gefangenen tröstet man nur mit seiner Befreiung, bis er seinen Willen in die Hoffnung setzet und sich mit Geduld fasset. So fällt endlich seine Unruhe in die Hoffnung ins Temperamentum und lernet in solcher Hoffnung demütig werden. So man ihm alsdann von seiner Befreiung saget, so erfreuet er sich.
3,53. Also auch ihr Medici, merket es, das ist euer Perlein , so ihr dies verstehen möget. Der Sinn ist inwendig und auswendig.
4. Kapitel
Von dem Ein und Aus. Wie sich der ewige Wille Gottes aus- und in Empfindlichkeit ein- und wieder in das Ein einführe. Da man verstehen kann, zu was Ende das Wesen dieser Welt geschaffen und wozu der kreatürliche Grund nütze. Auch zu was Ende Freude und Leid offenbar worden sei und wie Gott allen Dingen so nahe sei.
4,1. Im (Joh. 1,11-13) stehet: Er, Jesus Christus, kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht an. Wie viel ihn aber annahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben, welche nicht vom Geblüte noch vom Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
4,2. In diesen Worten liegt der teure Grund göttlicher Offenbarung, als das ewige Ein und Aus. Denn sie reden von dem, wie das verborgene göttliche Wort göttlicher Kraft der Einheit sei her-aus in das aus-geflossene natürliche, kreatürliche, bildliche Wort, als in die Menschheit komme in sein Eigentum.
4,3. Denn das aus-geflossene, bildliche, kreatürliche Wort ist des ewigsprechenden Wortes Eigentum; und wird damit klar angedeutet, dass ihn die Seinigen, als der abgewandte, bildliche eigene Wille, nicht hat angenommen, welcher eigene, bildliche Wille aus eigenem Grunde war entstanden, als aus Fleisch und Blut eigener Natur, von Mann und Weibe, das ist in dem Separatore des aus-geflossenen Willens, da sich der ewige Wille in Eigentum geschlossen hatte und in eigener Kraft und Macht aus-gehen und herrschen wollte.
4,4. Dieser habe das ewige Wort, welches als ein Ausfluss göttlicher Gnaden wieder her-aus zu dem abgewandelten Willen kam, nicht angenommen, denn er wollte ein eigener Herr sein, welcher Wille sich aber habe umgewandelt, dass er wieder in dem göttlichen Ausfluss der Liebe sei neugeboren worden. Dem habe er Macht gegeben, Gottes Kind zu werden. Denn nicht der natürliche, eigene Wille kann die göttliche Kindschaft erben, sondern nur dieser, welcher mit der Einheit vereinbaret allen Dingen gleich ist, in deme Gott selber wirket und will.
4,5. Darinnen wir klar verstehen, wie sich der inwendige Grund heraus gewandt und sichtbar gemacht habe und ein Eigentum Gottes sei, als ein Ausfluss göttlicher Kraft und Willens.