Kapitel 09

Kapitel IX – Heiligste Trinosophie

Saint Germain

Trinosophie_Kapitel_9_1

Die Erde war von einer ähnlich dunklen Farbe wie das Wasser, das ich soeben durchquert hatte; eine leichte Steigung führte mich zum Fuß des Bauwerks, das ich von weitem gesehen hatte. Seine Form war die eines langen Rechteckes. Auf seiner Front waren einige Buchstaben eingraviert, die jenen ähnelten, die die Priester im Antiken Persien anwandten. Das ganze Gebäude war aus schwarzem, unpoliertem Basalt, seine Pforten waren aus Zypressenholz und sie öffneten sich um mich hindurchzulassen. Ein warmer und feuchter Wind erhob sich plötzlich und schob mich in die Mitte des Saales, wobei er gleichzeitig die Türen hinter mir schloss.

Ich fand mich im Dunkeln; langsam aber sicher gewöhnten sich meine Augen an das bisschen Licht, das an diesem Ort herrschte, und ich konnte Objekte erkennen, die mich umgaben. Die Wände, die Decke und der Boden waren schwarz wie Ebenholz; zwei gemalte Tafeln nahmen meine Aufmerksamkeit.

Die eine zeigte das trojanische Pferd, so wie die Poeten es gemalt hatten, das den Untergang Troja’s verursacht hatte. Aus seiner geöffneten Seite hing ein menschlicher Kadaver. Auf der anderen einen Toten, der bereits lange tot war. Die Insekten der Verwesung machten sich an seinem Gesicht zu schaffen und fraßen die Substanz aus der sie geboren wurden. Der eine Arm, ließ bereits den Knochen sehen. Hinter dem Leichnam befand sich ein Mann in roten Kleidern, der sich abmühte den Toten wiederaufzurichten. Ein leuchtender Stern glänzte… auf seiner Stirn, schwarze Stiefel bedeckten seine Beine. Drei Schrifttafeln waren über, unter und zwischen den beiden Tafeln angebracht. Ich las sie und ging durch den Saal, in dem ich neun Tage verbringen musste.

In einer noch dunkleren Ecke befand sich ein Haufen fetter, schwarzer Erde, durchmischt mit Teilen von Tieren. Ich wollte welche davon nehmen, als eine laute Stimme, dem Ton einer Trompete gleich, es mir verbot: „Es sind nun 87 Jahre her, als diese Erde in diesem Saal deponiert wurde“, sagte sie mir, „Wenn weitere dreizehn Jahre vergangen sind kannst du und die anderen Kinder Gottes sie benutzen.“ Die Stimme schwieg, aber die letzten Töne hallten noch lange nach in diesem Tempel der Stille und des Todes. Als die erforderliche Zeit abgelaufen war, verließ ich den Saal durch die Tür, die der, durch die ich eingetreten war, gegenüberlag. Ich sah wieder das Licht, doch war es in der Gegenwart des Tempels nicht stark genug, um meine an die Dunkelheit gewöhnten Augen zu ermüden.

Ich stellte mit Erstaunen fest, dass ich, um die anderen Gebäude zu erreichen, nochmals einen viel größeren See durchqueren musste. Ich durchquerte während 18 Tagen das Wasser. Ich erinnerte mich, dass die Wasser des ersten Sees immer dunkler und dicker wurden, je näher ich dem anderen Ufer kam. Hier war es umgekehrt, das Wasser wurde immer klarer. Meine Robe, die in dem Gemäuer schwarz geworden war, schien mir nun grau geworden zu sein. Sie nahm nun immer mehr ihre Farben an, doch war sie nun nicht mehr blau sondern von einem schönen Grün.

Nach 18 Tagen stieg ich über ein weißes, marmornes Bord an das andere Ufer.

Der Saal nennt sich

Trinosophie_Kapitel_9_2  Zachan (Gestank),

der erste See

Trinosophie_Kapitel_9_3  Zachan rosh (Beginn des Gestanks)

und der zweite

Trinosophie_Kapitel_9_4    Zachan aharîth (Ende des Gestanks).