09 Der neunte Schlüssel

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Der höchste Planet des Himmels / Saturnus genannt / hat in unserer Meisterschaft die geringschäzigste Autorität / und ist gleichwohl der vornehmste Schlüssel der ganzen Kunst / ist aber auf die niedrigste Staffel gesetzt / und kleinstes Ansehen unserer Kunst zugeordnet / ob er auch wohl durch seinen schnellen Flug sich in die höchste Höhe über alle Lichter aufgeschwungen hat / so muss es doch in Abschneidung seiner Federn / bis zu der allerniedrigsten Scheinung gebracht / und durch seine Verderbung in Verbesserung kommen / damit schwarz in weiß / und weiß in rot gebracht werde / auch durch den Lauf der ganzen Welt Farbe / die andern Planeten durchlaufen / bis zu der übrigen Hof-Farbe des triumpfierenden Königs / Und sage also / ob Saturnus für alle Welt geringschätzig angesehen / und für geringschätzig geachtet wird / so hat er doch solche Kraft und Stärke in sich / daß / wo sein herzliches Wesen / welches ist über alle Maßen eine unbegreifliche Kälte / in das laufende feurige metallische Corpus getrieben wird / das solchem das laufende Leben kann genommen / und zu einem solchen schmeidigen Leibe werden / wie Saturnus selbsten ist / doch viel einer besseren Beständigkeit unterworfen / welche Veränderung aus Mercurio, Sulphure und Sale ihren Ursprung / Anfang und gewisses Ende hat.    Dieses wird nun mancher schwer erachten zu verstehen / wie es dann auch ist / Aber dieweil die Materia gering / so muss der Verstand scharf und hoch sein / damit ein ungleicher Stand in der Welt bleibt / die Herren von den Knechten zu unterscheiden / und sie durch Dienung können erkannt werden.

Aus dem Saturno kommen vielerlei gestalt Farben hervor / so durch Bereitung und Kunst gemacht werden / als schwarz / grau / weiß / gelb und rot / und was mehr vermischte Farben daraus kommen / also muss die Materia aller Weisen auch viel Farben überwinden / ehe der grosse Stein zu der gewissen gesetzten Vollkommenheit erhaben wird / Denn so oft dem Feuer eine neue Porten des Eingangs eröffnet wird / so oft gibt solches eine neue Form und Gestalt der Kleidung zur Ausbeut / bis der Arme selbst Reichtum erlangt und überkommen / und keiner Entlehnung mehr bedürftig ist.

Wenn die edle Venus ihr Königreich besitzt / und nach Gewohnheit des königlichen Hofes die die Ämter nach Gebühr aufteilt so erscheinen sie in ihrer  Herzlichkeit / und die Musica trägt ihr eine schöne Fahne vor / von roter Farbe / darauf ist gemahlt die Charitas in grünen Kleidern überaus schön / und an ihrem Hof wird Saturus für einen Hof-Meister gebraucht / Und wenn er sein Amt vollbringt / so trägt ihm Astronomia eine schwarze Fahne vor / darauf ist Fides gemalt in gelber und roter Kleidung / Jupiter mit seinem Zepter muss das Amt eines Marschalls verrichten / Rethorica trägt ihm eine Fhne von grauer Farbe vor / darauf ist gemalt die Spes zierlich mit Farben geschmückt Mars versteht alle Kriegs-Sachen / und führt das Regiment mit feuriger Dürstigkeit / und trägt ihm Geometria eine blutige Fahne vor / darauf ist gemalt die Fortitudo mit rotem Gewand gekleidet. Mercurius ist aller Canzler / und Trägt ihm vrr die Fahne von allen Farben zusammen gesezt Arithmetica, denn er ist nicht auszurechnen / darauf ist gemalter Temperantia von Farbe wunderbarlich.   Sol ist ein Statthalter des Königreichs / und trägt ihm für Grammatica eine gelbe Fahne / darauf ist Justitia gemalt in güldenen Stücken / Welcher Statthalter / ob er gleich mehr Gehorsam hat in seinem Königreich / so hat doch die Königin Venus durch den überflüssigen hochleuchtenden Glanz ihn geblendet und überwunden.   Luna aber erscheint auch / und trägt ihr für Dialectica eine Silber-Farbe weißglänzende Fahne / darauf ist gemalt Prudentia, mit himmelblauer Farbe angestrichen / Und dieweil der Luna ihr Ehemann gestorben / so hat sie das Amt ererbt / das sie wird forthin die Königin Venus nicht mehr regieren lassen / denn sie hat Rechenschaft von ihrer Haushaltung gefordert / als
Denn wird ihr der Kanzler Hilfe erzeigen / das ein neu Regiment wird aufgerichtet / und sie beide über die edle Königin regieren werden / verstehe / das ein Planet den andern von seiner Herzlichkeit / Amt / Herrchaft und Gewalt muss abreiben und entsetzen / bis die Besten unter denselben allen das höchste Imperium erhalten / und mit der besten beständigsten Farbe mit ihrer ersten Mutter ihn zugetan / aus angebohrener Standhaftigkeit / Lieb und Freundschaft im Siege obliegen / Denn ist die alte Welt vergangen / und eine neue Welt an die stete kommt / und hat ein Planet den anderen spiritualistisch verzehrt / das nur die Stärksten durch Speise der andern geblieben sind / und zwei und drei durch eins allein überwunden worden.

Zum endlichen Abscheide hierauf sollst du allerdings vernehmen / das du sollst aufziehen die himmlische Waage / den Widder / Stier / Krebs / Scorpion / und Steinbock / Der ander Seite der Waage sollst du auflegen den Zwilling / Schütze / Wassermann / Fisch und Jungfrau / dann verschaffe / das der goldreiche Löwe der Jungfrau in den Schoß springe / so wird solch Teil der Waage überhand nehmen / und dem andern Teil in der Schwere überlegen sein / lass dann die zwölf Zeichen des Himmels mit den sieben Gestirnen in einen Gegenschein gerahten / so wird nach Erfüllung aller Welt Farben / ein endliche Conjunction uns Zusammenfügung geschehen / dass das Grösste zum Geringsten / und das Geringste zum Allergrössten kommen wird.

Wenn da stünd der ganzen Welt Natur /

Nur blos allein in einer Figur /

Und könnt durch Kunst nicht anders werden Kein Wunder find man dann auf Erden /

Und die Naur nicht zu beweisen /

Dafür doch Gott ist hoch zu preisen.