Dictum 36
Sagte der Philosoph Flontos (Platon): Ich gebe euch bekannt, allen Erforschern dieser Kunst, dass wenn ihr die ‘Dinge’ nicht beim Anfang des Kochens aufsteigen lasst, ohne Zerreibung mit den Händen, bis alles zu ‘Wasser’ wird, so habt ihr das Werk noch nicht gefunden.Und wisst, dass sie die ‘Dinge’ bisweilen ‘Sand’, bisweilen aber ‘Stein’ nennen, was sie alles bei dem Verfahren gefunden haben. Wisst jedoch, dass die Natur und die Feuchtigkeit (erst) ‘Wasser’, dann ‘Stein’ werden wird, wenn ihr sie sich gut verbinden lasst und ihr die Naturen erkennt, weil das, was leicht und geistig ist, nach oben getrieben wird, was aber schwer und dicht ist, unten im Gefäß zurückbleibt. Dies aber ist die Zerreibung (nach Vorschrift) der Philosophen, weil das, was nicht nach oben getrieben wird, nach unten fällt, was aber ein geistiges Pulver wird, im Gefäß nach oben steigt. Dies aber ist die Zerreibung durch Kochung, nicht die der Hände. Und wisst, dass wenn ihr nicht alles in ‘Staub’ verwandelt, ihr es noch nicht zerrieben habt. Kocht daher weiterhin, bis sie zerrieben und zu Staub werden. Darum sagt Agathodaimon: “Kocht das Kupfer, bis es ein feiner unfühlbarer Körper wird, und legt es in sein Gefäß; dann lasst es sechs- oder siebenmal aufsteigen, bis das ‘Wasser’ (wieder) herabsteigt”. Und wisst, dass es fleißig zerrieben ist, wenn es ‘Wasser’ wird. Wenn ihr aber fragt, wie das ‘Wasser’ zu ‘Staub’ wird, so ist zu merken, dass der Philosoph auf einen Körper hinweist, der nicht ‘Wasser’ war, bevor er in das Wasser gefallen und mit einem anderen ‘Wasser’ gemischt worden ist, so dass sie ein einziges Wasser geworden sind. Es ist daher zu beachten, dass wenn ihr nicht jedes Beliebige in ‘Wasser’ verwandelt, ihr nicht zum Werk gelangen werdet. Denn es ist notwendig, dass der von der Flamme des Feuers umspülte Körper mit dem ‘Wasser’, in dem er ist, zerstört und geschwächt wird, bis das Ganze zu Wasser wird. Die Unverständigen aber glauben, wenn sie das Wort ‘Wasser’ hören, es sei das Wasser der Wolke. Wenn sie aber die Bücher gelesen hätten, dann wüssten sie, dass es das ‘immerwährende Wasser’ ist, das ohne seinen ‘Körper’, mit dem gelöst worden ist, so dass sie eins geworden sind, nicht ‘immerwährend’ sein kann. Dies aber ist, was die Philosophen ‘Wasser des Goldes’ und ‘feuriges Gift’ und ‘das Gute mit den vielen Namen’ genannt haben, welchen ‘Sand’ Hermes auch viele Male abzuwaschen empfohlen hat, damit die Schwärze der ‘Sonne’ zerstört wird, die er in diesen seinen ‘Körper’ einführt. Und wisst, alle Erforscher dieser Kunst, dass wenn ihr nicht diesen reinen ‘Körper’ nehmt, frei vom ‘Geist’, so werdet ihr niemals sehen, was ihr wollt, weil etwas Fremdes dort nicht hineingelangt, außer das Wahre. Lasst also die Vielheit der dunklen Namen, alle Erforscher dieser Kunst, denn die ‘Natur’ ist eine einzige; wer von ihr abirrt, wird der Vernichtung entgegengehen und das Leben verlieren. Diese eine ‘Natur’ also mögt ihr benützen, fremdes aber lasst beiseite!